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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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waren Teil eines großen, deprimierenden Familienclans, die alle zusammen draußen in Wood Green in einem heruntergekommenen Jahrhundertwendehaus lebten.
    »Iss nicht wie ein Kyriacou«, war ein allgemein üblicher Seitenhieb auf alle Menschen in und um Old Town, denen beim Essen ein Rülpser entfuhr oder die sich irgendwie bekleckerten oder mit vollem Mund sprachen. Und wenn irgendwo über Nacht wilder Sperrmüll auftauchte, ein Mülleimer angezündet wurde oder etwas in dieser Art passierte, sagten die Leute ebenfalls: »Oh, die Kyriacous gehen mal wieder um…«
    Salvadors Vater kümmerte sich seit Jahren um die Misery-Familie, wie Ernesto und die anderen die Familie Kyriacou heimlich nannten. Alkoholexzesse, Drogen, Schlägereien mit anderen oder untereinander, Vernachlässigung, Tierquälerei – sogar ein vor Jahren abhandengekommenes Kind gab es in der Familie.
    »Ich sage nur Dumbo, der fliegende Elefant«, erklärte Darayavahush kryptisch und mit erhobenem Zeigefinger. Dann runzelte er die Stirn. »Eigentlich wollte ich dir ja zuerst von meiner phänomenalen Nacht mit Portia Jenkins berichten, aber okay, dann palavern wir eben zuerst über Dumbo mit den Flatterohren, die komische, verschwundene Dicke – und dein Waldmädchen…«
    Ernesto runzelte die Stirn. »He, was hat denn Liberty Bell damit zu tun?«
    »Eine ganze Menge, würde ich sagen«, antwortete Darayavahush, setzte seine Colaflasche an, trank einen Schluck und reichte sie dann an Ernesto weiter.
    »Da, Bruder, trink mal was Vernünftiges. Ginger Ale ist doch nur gruselig! Aber echt! – Und wenn du deine Kehle ausreichend mit Cola ummantelt hast: Hör zu!«
    Salvador fuhr sich durch die hellen Haare. »Klappe, Hush, die Sache ist nicht witzig«, sagte er, während Ernesto Darayavahush seine Cola zurückgab. Der legte den Kopf in den Nacken und trank sie selbst aus. Mit einem diabolischen Grinsen deutete er dabei auf einen deutlich sichtbaren Knutschfleck an seinem Hals.
    »Die Sache ist die, Ern«, begann Salva. »Erinnerst du dich daran, dass die Cops diese Briefe bei Flavio gefunden haben, nach seinem Tod? Die, auf dem Empfänger unbekannt stand…«
    »Ja, und?«, fragte Ernesto ungeduldig.
    »Tja, diese Briefe waren wohl erstaunlicherweise an jemanden aus der Misery-Familie adressiert. Genauer gesagt, an Ruby Kyriacou…«
    »Die Verschwundene – du erinnerst dich?«, unterbrach Mose. »Miss Peach hat uns doch jedes Jahr am Jahrestag ihres Verschwindens eine Kerze für sie anzünden lassen. Ich glaube, das müssen die Grundschulkinder heute noch tun.«
    »Ja, klar erinnere ich mich. Aber warum…?«
    Ernesto schaute seine Freunde der Reihe nach an.
    »Ern, irgendwie hängt das zusammen«, fuhr Salvador fort. »Flavio – und diese verschwundene Ruby aus der Miserysippe, die er unbedingt sprechen wollte. Er soll ein paar komische Andeutungen in seinem Brief gemacht haben. – Jedenfalls waren die Cops draußen und haben sich umgesehen. Und sie haben einen alten Spielzeugelefanten mitgenommen, der Ruby gehört hat.«
    »Wieso das denn?«
    Ernesto spürte, wie sich ein Ring aus Kopfschmerz um seinen Kopf spann. Salvador sah ebenfalls bedrückt aus.
    »Sie haben den Spielzeugelefanten komplett auseinandergenommen und DNA-Spuren gefunden«, sagte er leise. »Also, DNA-Spuren von der verschwundenen Ruby Kyriacou – und dann haben sie das Material mit dem von Liberty Bell verglichen. Und jetzt, halt dich fest, sieht es ganz so aus, als sei Ruby Kyriacou die leibliche Mutter von…«
    »Und sie wäre erst vierzehn gewesen, als sie – das Baby bekommen hat«, warf Mose dazwischen. »Denn jetzt müsste sie, wenn sie überhaupt noch am Leben ist, einunddreißig sein…«
    »Die Cops sind natürlich komplett aus dem Häuschen. Was hatte Flavio mit der Verschwundenen zu schaffen? Was wusste er und so …«, fügte Dara hinzu.
    Ernesto schwieg verwirrt. Konnte das stimmen? Konnte es sein, dass Liberty Bell tatsächlich von den – Kyriacous abstammte? Etwas mit ihnen zu tun hatte? Er warf einen verstohlenen Blick in den Nebenraum, wo Sam und Justin Kyriacou den üblichen Miserylärm veranstalteten. Sie mussten schon eine Menge Alkohol intus haben, dabei hatte der Abend noch nicht mal richtig angefangen. Ihre Sätze begannen üblicherweise mit Fuck und endeten mit demselben Wort. Sie waren grobschlächtig und größtenteils unterbelichtet.
    Er erinnerte sich an die gerahmte Fotografie auf Mrs Franklins Wandregal, neben dem die Grundschullehrerin einmal

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