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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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ließ Dalí sogar vormittags bei ihm, während er in der Schule war. Flavio hatte ebenfalls ein kurzes Bein – eine Erinnerung an seine Zeit in Vietnam – und einen Narren an dem dreibeinigen Hund gefressen.
    »Also ich bleibe dabei: Die Tussi hat sich natürlich längst wieder vom Acker gemacht«, sagte Jaden, als sie sich bei Kentucky Fried Chicken mit Proviant eingedeckt hatten. »Was sollte sie auch alleine da draußen anfangen? Die ganze Tour ist eine Schnapsidee, wenn ihr mich fragt.«
    »Deswegen fragen wir dich ja nicht, Mister Destruktivus«, erklärte Mose und zog sein Portemonnaie aus der Tasche. Ronan hielt den Wagen vor Tenenbaum’s Famous, einem kleinen, koscheren Imbissgeschäft, zum zweiten Mal an. Nachdem sich auch Mose mit ausreichend Fressalien für die bevorstehende Fahrt eingedeckt hatte, ging es los.
    »Wir brauchen ungefähr zwei Stunden, schätze ich«, erklärte Ronan. »Das letzte Stück müssen wir allerdings laufen. Hoffentlich finde ich die Stelle wieder. War echt mittendrin in der Pampa.«
    »Aber du hast gesagt, da war eine Hütte«, erinnerte ihn Ernesto.
    Ronan grinste. »Eher eine Bruchbude.«
    »Kann der Hund nicht mal den Mund schließen? Wenigstens für eine Weile?« Jaden beugte sich vor. »Er hechelt ja geradezu Fischdämpfe.«
    »Nimm’s locker, Alter«, knurrte Dara und betrachtete auf seinem Smartphone Bilder von nackten Mädchen. »Russinnen«, erklärte er an niemanden Bestimmten gewandt. »Sie sind meiner bescheidenen Meinung nach die schärfsten Bräute weltweit.«
    Ernesto verdrehte die Augen. »Manchmal frage ich mich, wie du ihn aushältst«, sagte er an Mose gewandt.
    Mose grinste. »Er tut nur so. In echt ist Hush lammfromm. Er hat auch noch nie…«
    »Überleg dir genau, was du sagen willst, Mo Meyerowitz, denn es könnte sein, dass du schneller ein toter Mann bist, als dir lieb ist!«, unterbrach ihn Darayavahush streng, packte Moses Kopf mit beiden Händen und beutelte ihn leicht hin und her.
    Alle lachten.
    »Wo wir gerade beim Thema Sex sind«, sagte Salvador und tätschelte mit verdrehtem Oberkörper seinem Hund im Kombibereich des Wagens den Rücken. »Ich hatte letzte Nacht ein paar heiße Sekunden lang echt abgefahrenen Sex mit Ernestos rothaariger Haushälterin.«
    »Mit meiner guten, alten Natasha?« Ernesto, der vorne neben Ronan saß, drehte sich um. Salvador nickte und schnalzte zufrieden mit der Zunge.
    »Nicht schlecht. Aber wieso nur Sekunden?«, erkundigte sich Darayavahush neugierig. »Kam’s dir so schnell? Der volle Pflaumensturz, oder was?« Er lachte schallend über seinen eigenen Scherz.
    Salvador lachte ebenfalls. »Hast du noch nie von der REMPhase gehört, du Trottel?«, fragte er dann.
    »REM – was?«
    Darayavahush machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Traumphase, Hush«, erklärte Salvador. »Träume sind immer nur ein paar Sekunden lang, auch wenn du das subjektive Gefühl hast, dass sie Stunden gehen. In Wahrheit sind es eben nur Sekunden. Danach bist du, zack, schon wieder in einer Tiefschlafphase. Und die sind komplett traumlos.«
    Im Laufe der nächsten zwei Stunden redeten sie: über die Schule, über Liza Rodriguez, das Busenwunder aus der Altgriechischklasse, über das traurige Leben der amerikanischen Truthähne, deren Leben zu kurz, zu genmanipuliert und zu trostlos war (»Sie werden gentechnisch zum Fettsein gezwungen«, erklärte Salvador empört). Außerdem über Dalís mannigfaltige Körperdünste, angesagte Colleges, gute und schlechte Musik, Geld und Geldmangel – und das Mädchen aus dem Wald.
    »Eine Touristin«, sagte Jaden. »Todsicher.«
    »Sah aber irgendwie nicht danach aus«, sagte Ronan.
    »Auf deinem Spannerfilmchen schon«, beharrte Jaden.
    »He, Leute, es ist so weit! Wir sind gleich da«, rief Mose, der mit Navigationsgerät und einer guten, alten Landkarte herumhantierte. Auf Letzterer hatte Ronan mit einem dicken Filzstift ein Kreuz gemacht. »Da irgendwo war es«, hatte er kryptisch dazu gesagt.
    »Wald, Wald, Wald.« Darayavahush sah aus dem Fenster. »Man stelle sich vor, dass meine Vorfahren sich alle in Teheran tummeln durften, einer Weltstadt, und ich gezwungen bin, mich stattdessen mit Feld, Wald und Wiesen zu begnügen. Ich sag’s ja immer: Allahs Wege sind verschlungen und rätselhaft…«
    Sie stellten Mr Horace’ Wagen an einen bewaldeten Wegrand und machten sich auf den Weg. Dalí, froh, nicht mehr im Kofferraum eingesperrt zu sein, humpelte erleichtert seiner Wege.
    »Da, jetzt kackt

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