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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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Mutter und dem blinden Musiker? Drei, vier Jahre war das her, bestimmt. Er war auf der Suche nach seinem Vater gewesen, weil er ihn etwas fragen wollte. Und auf dieser Suche war er an Natashas Hauswirtschaftsraum vorbeigekommen, dem unspektakulärsten Raum des ganzen prächtigen Hauses. Eigentlich eher ein Verschlag, ein Kabuff. Er besaß, anders als alle anderen Zimmer des Rampenhauses, nur ein einziges Fenster. In ihm wurden Bügelbrett, Putzmittel, mehrere Staubsauger und die Poliermaschine für Marmorböden aufbewahrt. Und anderer Schrott.
    Merkwürdige Geräusche waren aus dem Raum gedrungen an diesem Nachmittag. Ernesto sah nach, um welche Art Geräusche es sich genau handelte. Und Tatsache war gewesen, dass es Beischlafgeräusche waren. Es waren Geräusche, die aus seiner Mutter kamen, während sie mit dem Ewig Summenden Sex hatte.
    Verdammt. Verdammt. Verdammt.
    Aber trotz dieser Misere hatte Ernesto nicht aufgehört, Chazza zu mögen. Warum auch immer nicht.
    »Ernesto, bist du vielleicht tot oder so was?«, fragte Darayavahush und wedelte Ernesto mit der Hand vor dem Gesicht herum. »Hast du’s nicht mitgekriegt? Unser Spürhund hat seine Spur wieder.«
    »Was?«
    Ernesto schüttelte den Kopf, um die bleierne Benommenheit, in die er versehentlich gerutscht war, abzuschütteln.
    »Ja, du hast richtig gehört, Bruder Bigfoot«, drängte Darayavahush. »Los, los. Beweg deine müden Knochen.«
    »Hey, genau! – Leute, hier sind Ozzy Osbourne und ich das letzte Mal todsicher vorbeigekommen«, rief Ronan, der ein paar Meter weiter auf einer Anhöhe stand.
    »Hatten wir das nicht schon ein paarmal, Mr Horace?«, murmelte Jaden von unten skeptisch. »Letzter Versuch, klar?«
    Noch einmal setzten sie sich in Bewegung.
    »Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn…«, murmelte Darayavahush ein paar Minuten später.
    Die Jungen standen, wie vom Donner gerührt, da. Die Nachmittagssonne, die vielen, hohen Bäume mit den riesigen Baumkronen: Das, was sie sahen, war zu allem Überfluss in ein grünes, unwirkliches Licht gehüllt.
    »Was macht… sie da?«
    »Habe ich es euch nicht gesagt?«
    »Runter auf den Boden!«
    »Psst!«
    Ernesto kniff die Augen zusammen, während sie sich alle hinhockten. Was ging hier vor?
    Das Mädchen, das sie sahen, war eindeutig nackt. Oder war sie eher eine Frau, eine junge Frau? Sie hatte einen kleinen, festen, spitzen Busen.
    Ernesto starrte wie hypnotisiert auf die schmächtige, hin und her eilende Gestalt und den anderen schien es nicht anders zu gehen. Ernesto hörte Jaden neben sich atmen. Was tat dieses Mädchen hier? Inmitten dieser Einöde? Ging hier so etwas ab wie ein Dschungelcamp? Aber so was machte man doch nicht alleine. Oder war sie gar nicht alleine?
    Salvador hielt seinen Hund fest, und da kein Hecheln mehr zu hören war, hielt er ihm, wie es schien, zusätzlich das Maul zu.
    Ein bisschen vorgebeugt lief das nackte Mädchen durch etwas, das fast wie ein angelegtes Beet aussah, den Blick auf die etwa kniehohen Pflanzen gerichtet. Ab und zu bückte es sich, um etwas abzupflücken.
    Dazu –
    »Heult sie?«, flüsterte Ernesto verwirrt.
    Keiner gab eine Antwort.
    »Das… das ist keine Touristin. Todsicher nicht«, flüsterte Mose irgendwann.
    »Aber…was ist sie dann?«
    Wieder gab niemand eine Antwort.
    »Und was macht sie jetzt?«
    Sechs Augenpaare, oder wenn man Dalís dazurechnete, waren es sieben, folgten dem nackten Mädchen, das sich jetzt vom Beet abwandte und etwas, das fast wie ein gewundener Weg, ein Trampelpfad, aussah, folgte.
    Und da war die Hütte, die Ronan richtig als einen heruntergekommenen Schuppen beschrieben hatte. Eine Bruchbude aus dunklem, in die Jahre gekommenem Holz.
    Bestimmt ein altes, vergessenes, längst verlassenes Homestead, schoss es Ernesto durch den Kopf. Darüber hatten sie mal, vor gar nicht allzu langer Zeit, etwas im Geschichtsunterricht gelesen. Der Homestead Act, ein 1863 in Kraft getretenes US-Gesetz zum Landerwerb. Oregon war ein gutes Pflaster dafür gewesen. Massenhaft Einöde. Massenhaft Möglichkeiten, sesshaft zu werden.
    Fast unmittelbar neben der Hütte war ein kleiner, bewachsener Hügel oder vielmehr eine Erhebung im Boden. Dorthin lief das Mädchen nun und verteilte sorgfältig die blühenden Kräuter, die sie in beiden Händen hielt, über der ganzen Fläche. Fast sah es so aus, als lege sie die Blumen nach einem bestimmten Muster ab, aber vielleicht war das auch nur ein Trugschluss, überlegte Ernesto.
    …ach wie nichtig/ach

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