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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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der Internatsschüler – nicht Sie.«
    »Ihr werdet von mir hören«, erklärt Atkinson und verlässt das Zimmer.
    »Verdammt«, sagt Jarno.
    »Ihr steckt in der Scheiße«, meint Panos. In diesem Moment kommt Atkinson um die Ecke.
    »Ich habe euch gesehen.«
    »Wir genießen nur die frische Luft«, sage ich.
    »Ihr seid Zeugen«, erklärt Atkinson.
    »Wir haben nichts gesehen«, sagt Panos.
    »Doch, habt ihr«, behauptet Atkinson und geht. Salomon und Jarno kommen heraus, und wir gehen Fußball spielen.
    Am nächsten Vormittag werden Salomon, Jarno, Panos und ich zu Thompson ins Büro gerufen. Langsam klärt sich das Problem: Atkinson hat sich nicht an Thompson oder Owen gewandt. Er ist direkt zu einem einheimischen Arzt ins KCMC gefahren. Das bedeutet, dass die Angelegenheit nun zu einem Fall für die Polizei werden kann, denn nun ist das bhangi öffentlich, außerhalb des Schulgeländes registriert und vermerkt. Die tansanischen Zeitungen drucken regelmäßig groß aufgemachte Aufrufe an die Jugend, kein bhangi zu rauchen. Laut den Gesetzen des Landes ist es zudem illegal. Wenn es herauskommt … Ausweisung von Salomon und Jarno, irgendetwas in dieser Richtung. Aber was ist mit Salomon, dem Sohn eines Botschafters? Kann man ihn überhaupt rausschmeißen? Welche Reaktionen wird es geben? Es gibt andere Eltern, auf die Rücksicht zu nehmen ist. In die Klasse des Äthiopiers gehen die Tochter des Innenministers und einige andere Kinder von mabwana makubwa .
    »So, nun lasst uns in aller Ruhe darüber reden«, sagt Thompson.
    »In Ruhe?«, erwidert Salomon. »Sie reden davon, dass wir des Landes verwiesen werden können. Und das sollen wir ruhig aufnehmen? Ich vermisse Zeugen. Über was für einen Tabak reden Sie? Ich weiß von keinem Tabak.«
    »Beruhige dich«, sagt Thompson.
    »Was sagt Atkinson?«, will Jarno wissen.
    »Ich habe den Fall übernommen«, erklärt Thompson und sieht uns an.
    »Wir standen draußen und genossen das Summen der Insekten«, sagt Panos. »Christian und ich. Ich verstehe nicht, was wir hier sollen.«
    »Ich möchte euch alle nur darum bitten, vorläufig den Mund zu halten.« Als wüsste es nicht längst die ganze Schule.
    »Was geschieht denn jetzt?«, frage ich.
    »Der Verwaltungsrat trifft sich am Nachmittag, und morgen bekommt ihr Bescheid.«
    Okay. Wir gehen hinaus in den Flur. Schauen uns an. Morgen. Schüler kommen auf uns zu: »Was hat er gesagt? Seid ihr draußen?«
    »Wir erfahren morgen etwas.« Alle Weißen sind außer sich: »Wir streiken, wenn sie euch rausschmeißen. Wir boykottieren die Examina.«
    Nicht aber die Inder. Die sähen es gern, wenn wir gefeuert würden. Für die Inder bedeuten die Examen Leben oder Tod. Entweder müssen sie den Rest ihres Lebens hinter einem kleinen Ladentisch in Daressalaam, Mbeya oder irgendeinem anderen gottverlassenen Loch stehen. Oder sie können reisen. Mit einem guten Examen können sie ein Stipendium in England, den USA , Kanada oder Australien bekommen. In ihren Augen sind wir ein Haufen verzogener Bengel.
    Am nächsten Morgen werden wir wieder ins Büro gerufen. Thompson erklärt: »Wir werden es folgendermaßen machen: Salomon darf zum Examen antreten, aber er darf nicht an der Abschlussfeier teilnehmen. Jarno, du bekommst einen vierzehntägigen Schulverweis, und wenn noch einmal irgendetwas vorfällt, bist du ganz draußen. Und ihr zwei Paviane …« Er zeigt auf Panos und mich. »Panos, du erhältst einen Schulverweis, wenn auch nur das Geringste passiert, und Christian, du fliegst beim nächsten Mal endgültig.«
    Gut. Wir haben’s überstanden. Alles in Ordnung. Aber Salomons Klassenkameraden – mit Ausnahme der Inder – flippen aus. Die Heuchelei ist zu offensichtlich. Keine weichen Landungen. Revolution.
    »Scheiß drauf«, sagen sie. »Salomon ist unser Freund. Wenn er nicht an der Abschlussfeier teilnehmen darf, gehen wir nicht zum Examen.«
    Das Problem ist enorm, denn Salomons Unterstützer sind Söhne und Töchter von einflussreichen tansanischen Herrschaften, die ihre Kinder ordentlich angezogen und mit einem guten Zeugnis in der Hand auf der Abschlussfeier sehen wollen. Und wenn die Kinder nicht zum Examen gehen … die Geschichte kann sich herumsprechen, und dann sind die Behörden gezwungen, etwas zu unternehmen.
    Für mich liegen die Dinge einfach. Ich bin noch einmal davongekommen und hänge nun an einem ganz dünnen Faden. Aber der Botschafter Äthiopiens ist wütend auf seinen Sohn, wütend auf Atkinson, wütend

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