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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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mich zur Schule fahren«, sage ich. »Die wollen mich auf dem Motorrad nicht sehen.«
    »Okay«, sagt er. »Du fährst.«
    »Ich glaube, das wollen die auch nicht sehen«, erwidere ich. Vater seufzt.
    »Das werden sie schon überleben«, brummt er. Im Auto sagt er kein Wort und starrt aus dem Fenster.
    »Es ist total lächerlich, dass du in einem Haus wohnst und ich gleich um die Ecke auf ein Internat gehe.«
    »An dieser Situation bist du selbst schuld«, sagt er.
Marcus
    LEICHENFLEDDERER
    Ich fahre mit meinem zerschlagenen Körper auf dem Motorrad umher und suche nach Schreinern. Ich bezahle sie mit Göstas Geld, damit sie die Nacht über für den toten Boss einen feinen Sarg aus Holz vom West-Kilimandscharo zimmern. Und ich überwache auch eine Nacht lang die Konstruktion der letzten Wohnung von Jonas. Und ich denke: Was geschah bei dem Fest? Ich war damit beschäftigt, die Küche aufzuräumen und abzuwaschen, als alle wazungu in die Sauna im Garten gegangen sind. Katriina hat mich geholt, um Jonas hochzuheben; Jonas blutete am Kopf, und bwana Knudsen ist auch noch da gewesen – er war im Wohnzimmer. Wir haben Jonas hochgehoben. Er atmete. Ich bekam Blut an meine Hand. Aber was war vorausgegangen? Die Frage bleibt: Ist es ein Mord?
    Ich frage Katriina direkt: »Was ist mit Jonas passiert?«
    »Afrika hat ihn wahnsinnig werden lassen«, sagt sie.
    »Aber was ist mit ihm in der Nacht passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er hatte sich am Kopf verletzt«, sage ich. Katriina sieht schockiert aus, gewinnt aber ihre Fassung wieder.
    »Er muss gestürzt sein und sich am Ofen gestoßen haben.« Sie wendet den Blick ab und schluchzt. »Wir haben das in der Dunkelheit nicht gesehen, als wir ihn hochgehoben haben.«
    An den kommenden Tagen kommt bwana Knudsen, um Katriina zu helfen. Auch Doktor Freeman kommt. Ich sehe diesen Zirkus, als wären es Löwen in der Serengeti: Jonas ist tot, und die anderen schlagen sich um die Rechte an der Löwin, die wiederum an ihre Jungen denkt. Wie soll sie deren Zukunft sichern?
    Auch D’Souza kommt, um Misstrauen zu säen.
    »Vielleicht hast du ihn ja ermordet«, sagt er zu mir.
    »Und wo ist mein Motiv?«
    »Er wollte dich rausschmeißen«, sagt D’Souza. Katriina ist überrascht: »Wollte er?«
    »Ja«, sagt D’Souza. »Jonas hatte Marcus im Verdacht, Mittel des Projekts zu stehlen.«
    »Glaubst du, ich bringe einen Mann um, weil ich in diesem Ghetto wohnen darf?«, frage ich und zeige auf meine Unterkunft.
    »Ich werde mich mit der Polizei über dich unterhalten«, sagt D’Souza.
    »Hör mit diesem Quatsch auf«, sagt Katriina. »Marcus hat nichts verbrochen.«
    Ich hole den Sarg und fahre mit bwana Knudsen zum KCMC . Aber wir bekommen die Leiche nicht, denn erst muss ein Haufen Arbeit mit Papieren und Telefonaten mit der Botschaft, der Fluggesellschaft und allem Möglichen erledigt werden. Am nächsten Tag gibt es keinen Flug, also wird die Leiche erst am übernächsten Tag eingesargt – ein fürchterliches Erlebnis. Ich fahre sie persönlich zum Flughafen, sie liegt hinten im Land Cruiser, wo die Leiche malaya gepumpt hat, als sie noch lebte. Gösta und Knudsen fahren mit Katriina und den Kindern voraus.
    »Wir kommen in ein paar Wochen zurück«, sagt Katriina zu mir.
    »Und was passiert dann?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Katriina. Solja mault, während Rebekka sich an meine Beine klammert und schreit, als sie von ihrer Mutter weggezogen wird.
    Ich winke dem Flugzeug hinterher, das den toten mzungu zur schwedischen Erde bringen soll. Und fahre dann direkt zur Rombo Avenue, renne ins Haus – und beginne die große Hausdurchsuchung. Rasch finde ich den Revolver. Soll ich ihn verkaufen? Nein, es ist Teufelswerk. Aber es muss einen Ort geben … dieser paranoide Mann hat immer Sachen versteckt. Ich finde bhangi in drei Verstecken. Das Foto des Bootes hängt an der Wand, hinter Glas und in einem Rahmen. Ich nehme es herunter, zerlege es. Hinter dem Foto stecken zwei Lagen steifer Pappe und dazwischen – eeehhh , Geld genug für einen Neustart, Dollar. Ich baue den Rahmen wieder sorgfältig zusammen und hänge das Foto an die Wand. Leichenfledderer, ja.
    Issa kommt schlurfend ins Wohnzimmer.
    » Eeehhh , was soll ich jetzt machen? Der bwana ist tot, und die mama ist nach Europa geflogen.«
    »Sie kommt zurück, du bleibst also am besten bei deiner Arbeit«, sage ich. »Du wirst deinen Lohn schon bekommen.«
    »Möchtest du etwas zu essen haben?«, fragt mich Issa. Ich sage Ja,

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