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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Anlass gegeben zu glauben, was Sie
sagen.«
    Der Constable zuckte mit den Schultern. »Menschen können sich
ändern.«
    Falls Jack Angst hatte, verbarg er sie gut. Er wirkte ruhig und
entspannt, als er einen Schritt auf uns zukam und mich anwies: »Eva, gehen
Sie.«
    Ich hörte, wie Creeds Waffe, die dieser nach wie vor auf mich
gerichtet hielt, unheilvoll klickte.
    »Butler, ich dachte, es wäre Ihnen wichtiger, die eigene Haut zu
retten, als Ihre Ritterlichkeit einer Frau gegenüber zu beweisen.«
    »Menschen können sich ändern, habe ich gerade gehört«, sagte Jack
mit einem spöttischen Lächeln. Dann wiederholte er, immer noch auf uns zukommend:
»Eva, gehen Sie. Er wird Sie nicht erschießen.«
    Der Constable runzelte die Stirn. »Nein? Woher wollen Sie das
wissen?«
    »Das ist nicht Ihr Plan. Sie würden nicht einmal mich erschießen,
wenn ich Ihnen Gelegenheit dazu gäbe.«
    »Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein. Warum legen Sie nicht
die Pistole weg? Dann werden wir ja sehen.«
    »Gut«, meinte Jack, ohne stehen zu bleiben.
    Ich sah voller Schrecken, wie er die Pistole in den Gürtel steckte
und die Arme etwas vom Körper abspreizte, um zu zeigen, dass er unbewaffnet
war.
    Nun richtete Creed die Waffe auf Jack, und ich nutzte die
Gelegenheit, um weiter zwischen die Fässer zurückzuweichen, wo ich den Dolch
schließlich entdeckte. Den Blick auf die Männer gerichtet, bückte ich mich
vorsichtig, um ihn aufzuheben.
    Weder Jack noch Creed schien mein Tun zu bemerken.
    Jack war mittlerweile, den Blick nach wie vor unverwandt auf den
Constable gerichtet, noch näher an diesen herangetreten. »Sie wollen uns tot
sehen, mich und Danny, aber Sie werden mich jetzt nicht erschießen, denn sollte
ich durch Ihre Hand sterben, würden die Bewohner von Polgelly erfahren wollen,
warum. Ihre Autorität in dieser Gegend hat ihre Grenzen.« Er legte den Kopf ein
wenig schräg. »Oder glauben Sie, dass die beiden Männer, die Sie mir
nachgeschickt haben, zurückkehren werden, um Ihnen beizustehen?«
    »Den Bewohnern von Polgelly bleibt keine andere Wahl. Die Gesetze
haben sich geändert«, erwiderte Creed.
    »Das habe ich gehört. Nun kann man uns ohne Haftbefehl festnehmen
und zur Gerichtsverhandlung nach London schicken, nicht wahr? Noch ein Grund
mehr, mich jetzt nicht umzubringen. Dieses Vergnügen können Sie dem Henker
überlassen und sich bei der Hinrichtung ganz entspannt zurücklehnen.« Ohne den
Kopf zu wenden, wiederholte er: »Gehen Sie, Eva.«
    »Sie bleibt«, sagte der Constable. »Vor Gericht sind Beweise nötig,
und die kann sie liefern.«
    »Eva kann nicht aussagen«, widersprach Jack.
    »Halten Sie mich für einen Narren? Sie kann sprechen, ich habe es
gehört.«
    »Ja, das kann sie in der Tat. Aber nicht gegen meinen Bruder oder
mich. Kein Richter würde bei einem Verfahren die Ehefrau als Zeugin zulassen.«
    »Die Ehefrau!«, rief Creed überrascht aus.
    »Aye, genauso habe ich auch reagiert, aber der Pfarrer versichert
mir, dass es stimmt, und ich halte es für eine kluge Verbindung.« Jack versuchte,
mich mit einem Blick zu beruhigen. »Folglich«, schloss er, »ist sie als Zeugin
für Sie nicht von Nutzen.«
    »Ich könnte mir durchaus ein paar andere Dinge vorstellen, zu denen Mrs Butler nutze wäre. Und
selbstverständlich würde ich Ihren Bruder in Newgate darüber informieren.«
    Er warf mir einen anzüglichen Blick zu. Darauf hatte Jack gewartet,
der nur noch eine Armeslänge von Creed entfernt war. Er stürzte sich auf ihn,
eine Hand nach der Pistole ausgestreckt.
    Ungläubig hörte ich den Schuss und sah, wie Jack zurückstolperte und
stürzte.
    »Nein«, flüsterte ich, Tränen in den Augen.
    Ich hatte doch eine Entscheidung getroffen und die Zukunft bewusst
so verändert, dass er nicht sterben musste …
    Trotzdem war er tot. Daran bestand kein Zweifel.
    »Nein!«
    Der Constable spuckte voller Verachtung auf Jacks reglosen Körper.
»Jetzt müssen wir nur noch auf Ihren tapferen Ehemann warten«, sagte er und lud
seine Pistole nach. »Ich hatte meine Zweifel, ob er Ihr Leben wirklich hoch
genug schätzt, um sich gefangen nehmen zu lassen. Eine Geliebte ist schließlich
nur eine Geliebte. Aber die Ehefrau …«
    Hinterher wusste ich nicht mehr, wie es geschehen war, doch
plötzlich stand ich unmittelbar vor Creed, und Daniels Dolch befand sich nicht
länger in meiner Faust.
    Er ließ die Pistole fallen und hob die Hand, um den Griff des
Messers zu packen, das in seiner Brust steckte.

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