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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Wütend zog er die kurze Klinge
heraus und schleuderte den Dolch weg. Der Schwall roten Blutes, der sich auf
den Boden ergoss, schien ihn noch zorniger zu machen. Er wollte mich verfluchen

    Die Worte erstarben auf seinen Lippen.
    Ich beobachtete, wie sein Gesichtsausdruck sich veränderte, seine
Wut Furcht wich, und ich hörte das Entsetzen in seiner Stimme, als er
hervorstieß: »Hexe!«
    Dann sank er auf die Knie, dieser Mann, der sich so oft an der Angst
anderer ergötzt hatte, und tat seinen letzten Atemzug.
    Gleichzeitig begann er, sich aufzulösen. Genau wie Jacks Leiche. Die
dunkle Höhle erzitterte und verwandelte sich in den Flur von Trelowarth, und
ich stand wieder vor der Küchentür, bereit einzutreten.
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    Die Ereignisse hatten mich traumatisiert. Die Rückkehr wollte mir
nicht gelingen; ich stand mit tränennasser, geschwollener Wange da, in den
Mantel eines Toten gehüllt, der schwer auf meinen bebenden Schultern lastete.
    Ich weiß nicht, ob ich je die Willenskraft oder Stärke gefunden
hätte, mich zu rühren, wenn ich nicht leichte Schritte auf dem Küchenboden
gehört hätte. Als die Tür aufging und Claire mich erstaunt anblickte, warf ich
mich in ihre Arme und klammerte mich weinend an sie wie ein Kind, das gerade
aus einem Albtraum erwacht war.

ACHTUNDDREISSIG

    D er Schock bewirkt
merkwürdige Dinge im Gehirn.
    Ich nahm willkürliche Details wahr, zum Beispiel dass sich
an Claires Bluse sieben Knöpfe befanden, wogegen ich keine Ahnung hatte, wie
wir die steile hintere Treppe hinaufgelangt waren.
    Ich hörte jemanden in die Küche gehen und kurz darauf Marks Stimme
von unten: »Eva?«
    Claire antwortete für mich: »Sie ist bei mir. Ich hab ihr
versehentlich die Küchentür gegen den Kopf geschlagen. Wahrscheinlich kriegt
sie ein blaues Auge.«
    So war das nicht, widersprach ich innerlich.
    Die beiden diskutierten, ob ich einen Arzt benötigte. Claire meinte,
sie sei nicht sicher und müsse mich genauer begutachten. »Dann sage ich dir Bescheid.«
    Kurz darauf lag ich in der Badewanne, auf deren Rand eine kleine
Schale mit sechs grell pinkfarbenen Gästeseifen in Rosenform stand.
    Erst nach geraumer Zeit hörte ich zu zittern auf.
    Dann war ich im Schlafzimmer, Claire neben mir. Ich spürte, wie die
Matratze sich senkte, als sie sich auf die Bettkante
setzte und mich zudeckte. Dann strich sie mit ihrer kühlen Hand über meine
heiße Stirn. Mein Blick war starr auf die abgeblätterte Farbe an der Wand
gerichtet.
    »Willst du darüber reden?«, fragte Claire.
    Nein.
    Ich schüttelte matt den Kopf.
    »Gut.« Noch einmal spürte ich ihre Hand auf meiner Stirn, bevor sie
das Zimmer verließ.
    Jedenfalls glaubte ich, dass sie das tat.
    Doch als ich mitten in der Nacht aus unruhigem Schlaf hochschreckte,
war ich sicher, jemanden im Schatten am Kamin sitzen zu sehen.
     
    Es war still im Haus, als ich vollends wach wurde.
    Kein Lachen von unten, kein Flüstern aus dem Raum nebenan, keine
Bewegung außer dem Flattern der Vorhänge im Sommerwind.
    Es war warm im Zimmer, zu warm für den Morgen.
    Ich drehte den Kopf auf dem Kissen. Der Schmerz, den ich spürte, als
meine Wange den Stoff berührte, erinnerte mich an die schrecklichen Ereignisse.
    Ich hatte einen Menschen umgebracht, einen Mörder, ja, aber das
änderte nichts an der Tatsache, dass ich eines Verbrechens schuldig geworden
war, zu dem ich mich nie für fähig gehalten hätte.
    Ich schloss die Augen, um die Erinnerung zu verdrängen. Es funktionierte
nicht; mein Gedächtnis spielte die grässlichen Minuten immer wieder durch. Wie
ich ins Bett gekommen war, fiel mir erst nach einer Weile wieder ein. Ich sah
mich nach Claire um.
    Ich würde ihr meinen Zustand erklären müssen, wie, wusste ich nicht.
    Das Aufstehen und Anziehen dauerte ziemlich lange, weil meine
Glieder steif und voller Abschürfungen und blauer Flecken waren. Zum Glück sah
mein Gesicht, als ich es im Spiegel betrachtete, nicht so schlimm aus wie
erwartet. Mein Auge hatte keinen nennenswerten Schaden davongetragen; die
Schwellung beschränkte sich fast ausschließlich auf den Bereich um den
Wangenknochen, und der Bluterguss befand sich am oberen Teil der Schläfe.
    Es reichte, das Haar ein wenig in die Stirn zu kämmen, um den
größten Teil der Verletzungen zu kaschieren.
    Als ich die Treppe hinunterging, legte ich mir eine Erklärung
zurecht. Doch die Mühe hätte ich mir nicht zu machen brauchen, denn es war
niemand da.
    Ich versuchte, mich

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