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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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dir der Constable nicht begegnet ist. Er hätte
dich wegen Diebstahls festgenommen.«
    Jack zuckte mit den Schultern. »Die Richter in dieser Gegend mögen
mich, sie hätten mich freigesprochen. Außerdem war der Constable mit anderen
Dingen beschäftigt.« Er klang ernst. »Er war hier und hat das Haus durchsucht.«
    Daniels Augen verengten sich, und Fergal, der kleine Stücke vom
Hammelbraten abgeschnitten hatte, um das Ergebnis meiner Bemühungen zu kosten,
wandte sich uns zu. »Gütiger Himmel, Jack. Hast du denn nicht versucht, ihn
aufzuhalten?«
    »Ich hatte keine Möglichkeit. Als ich herkam, war er schon weg.
Deine Schwester konnte mir natürlich nicht erzählen, was passiert ist, aber
offenbar hat sie ihm allein die Stirn geboten. Dem Zustand des Schranks in der
Spülküche nach zu urteilen, hatte er ziemlich schlechte Laune.«
    Während Fergal den Schrank inspizierte, sah Daniel mich an. Jack,
der seinen Blick bemerkte, beeilte sich zu versichern: »Ich habe sie gefragt,
ob er zudringlich geworden ist, und sie hat mir auf ihre Weise zu verstehen
gegeben, dass das nicht der Fall war.«
    Daniel schwieg.
    Fergal, der aus der Spülküche trat, verkündete: »Er hat mit der Axt
den Schrank aufgebrochen.« Dann forderte er Daniels Bruder auf: »Jack, geh mit
mir zu den Stallungen. Der Himmel weiß, was er dort angerichtet hat.«
    »Aber …«
    »Komm mit.«
    Daniel trat einen Schritt beiseite, um sie hinauszulassen, und
wartete, bis sie außer Hörweite waren, bevor er sagte: »Alles in Ordnung?«
    »Er hat mir kein Haar gekrümmt.«
    »Das habe ich nicht gefragt.«
    »Mir geht’s gut.« Ich wich seinem ruhigen Blick aus, der mehr zu
erkennen schien, als mir lieb war. »Ich bin bloß ein bisschen durcheinander,
das ist alles. Als ich zurückkam, war keiner da, es regnete, ich konnte das
Feuer nicht anmachen, und plötzlich stand er vor mir …«
    »Sie haben ihn nicht hereingelassen?«
    »Der Constable ist einfach reingekommen, weil er niemanden im Haus
vermutete. Er schien zu wissen, dass Sie weg sind. Waren Sie auf Ihrem Schiff?«
    »Ja. Wie hat er reagiert, als er Sie bemerkte?«
    Ich fasste die Ereignisse für ihn zusammen, vom Entfachen des Feuers
über das Aufbrechen des Schranks bis zu der Suche im ersten Stock. »Ich bin mir
ziemlich sicher, dass er nichts gefunden hat.«
    »Hier gibt es auch nichts für ihn zu finden. Was hat er gemacht, als
er wieder hier unten war?«
    »Eigentlich nichts. Er hat Wein getrunken und ist wieder gegangen.«
    »Mehr nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie müssen Jack bitten, Sie in die Kunst des Lügens einzuweisen,
denn das beherrschen Sie nicht allzu gut.«
    Ich hob das Kinn. »Das war keine Lüge. Er hat mich nicht angefasst.«
    »Ich kenne den Constable gut genug, um zu wissen, dass er andere
Methoden anwendet, um Menschen zu verletzen. Es tut mir leid, dass ich nicht da
war.«
    »Gott sei Dank. Sonst hätten Sie ihn jetzt vielleicht auf dem
Gewissen.«
    »Ja, möglich.« Endlich wich die gefährliche Ruhe von ihm. »Muss ich
meinen Bruder schelten, oder hat er sich anständig benommen?«
    »Hat er.« Hauptsächlich deshalb, vermutete ich, weil er mich in
Daniels Bett entdeckt hatte. Jack Butler mochte ein Draufgänger sein, aber er
war nicht so töricht, im Revier seines Bruders zu wildern.
    »Kaum zu glauben«, erwiderte Daniel. »Vergessen Sie nicht: Ich habe
seine Worte gehört.«
    Ich wurde rot. »Das hat er nicht ernster gemeint als Sie.«
    »Nein?« Als er lächelte, spürte ich deutlich das Knistern in der
Luft.
    Er wandte den Blick ab. »Sie haben die Begegnung mit Jack gut
gemeistert. Er scheint tatsächlich zu glauben, dass Sie stumm sind.«
    »So schwierig war das nicht. Ihr Bruder redet selbst so viel, dass
ich wahrscheinlich sowieso nicht zu Wort gekommen wäre.«
    Zum ersten Mal lachte er.
    »Wann ist er nach Hause zurückgekehrt?«, erkundigte er sich.
    »Heute Morgen. Durchs Fenster, weil ich die Türen verriegelt hatte.«
    »Falls Sie wieder einmal allein hier sind, sollten Sie sich im
Wandloch verstecken, wenn ein Fremder auftaucht.«
    »In was für einem Wandloch?«
    »Dem Priesterloch.« Als er meinen verständnislosen Gesichtsausdruck
sah, fragte er: »Ist das in Ihrer Zeit nicht mehr in Gebrauch?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bei uns besteht keine Notwendigkeit,
Priester zu verbergen.«
    »Bei uns auch nicht. Trotzdem kann ein solches Versteck sehr
nützlich sein. Kommen Sie.« Er nahm eine Kerze vom Tisch und ging mir voran zu
dem

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