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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Feuerstelle. Darauf, dass die Glut am Morgen
noch glimmen würde, konnte ich mich trotz meiner Bemühungen, sie zu schüren,
nicht verlassen. Ich holte einen der hohen Glasstürze aus dem Wohnzimmer und
ließ eine Kerze brennen, um damit, wenn nötig, das Feuer im Kamin wieder zu
entfachen. Dann legte ich mich in dem schlichten Unterrock ins Bett.
    Nach dem Tod von Katrina war ich auf Bills Wunsch hin ihre Schränke
durchgegangen, um Kleidungsstücke für eine Versteigerung zu wohltätigen Zwecken
auszusortieren. Ihre Lieblingssachen hatte ich behalten, damit ich sie in
Augenblicken, in denen sie mir besonders fehlte, anziehen konnte.
    Kurz bevor ich einschlief, kam mir in den Sinn, was der Constable
behauptet hatte: dass Daniel mir das Gewand nur gegeben habe, um einem Geist
Leben einzuhauchen.
     
    Ein Klappern in der Küche weckte mich auf. Die Sonne warf
bereits Schatten durch die nach Osten gehenden Fenster rechts und links vom
Kamin.
    Ich setzte mich auf und lauschte.
    Das Stapfen von Stiefeln näherte sich über die Treppe, und kurze
Zeit später rief eine fremde Männerstimme vom Flur aus: »Bist du noch im Bett?
Du hast das Feuer fast ausgehen lassen. Und warum zum Teufel ist alles
verriegelt?« In dem Moment öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer. »Dass mein
eigener Bruder plötzlich zu einer alten …« Als der Mann mich im Bett von Daniel
Butler sitzen sah, verstummte er mitten im Satz.
    Jack sah mich mit ungläubigem Blick an. Kopfschüttelnd und mit
schrägem Grinsen begrüßte er mich: »Guten Morgen, Mistress.«
    Ich wusste, dass ich nichts erwidern durfte, denn nach Fergals und
Daniel Butlers Plan sollte ich auch für Jack, der laut Aussage von Fergal den
Mund nicht halten konnte, Fergals Schwester sein. Also nickte ich nur.
    »Ist mein Bruder zu Hause?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Können Sie nicht sprechen?«, fragte er belustigt.
    Als ich den Kopf schüttelte, wirkte er überrascht, dann trat ein
leicht neidischer Ausdruck in seine Augen. »Eine Frau ohne Stimme.« Er stieß
einen Pfiff aus. »Mein Bruder ist wirklich ein Glückspilz.«
    Er lehnte sich mit einer Schulter gegen den Türpfosten. Jack war
nicht so groß und gut aussehend wie Daniel, hatte jedoch einen gewissen Charme.
Nun verstand ich, warum die Mütter von Polgelly ihre Töchter einschlossen,
sobald Jack nach Hause kam. »Können Sie kochen? Auf dem Weg hierher bin ich
über einen Hammel gestolpert, der nur darauf wartet, mein Abendessen zu werden.
Leider habe ich selbst keine Ahnung, wie man einen Braten zubereitet.«
    Mein unsicheres Nicken schien ihn zufriedenzustellen. »Gut. Dann
lasse ich Sie jetzt allein.« Er verließ mich mit einem freundlichen Nicken und
einem Lächeln.
    Als er gegangen war, schloss ich die Augen und stieß einen tiefen
Seufzer aus. Jack Butlers Anwesenheit brachte neue Komplikationen mit sich.
    Nachdem ich mich hastig angekleidet hatte, ging ich nach unten in
die Küche, wo das Hammelfleisch auf dem Tisch bei dem Fenster lag, durch das
Jack Butler offensichtlich hereingekommen war. Dabei hatte er einen Stuhl
umgestoßen, den ich aufrichtete, während ich überlegte, wie Menschen in dieser
Zeit wohl einen Hammelbraten zubereiteten. Am Ende beschloss ich, das Fleisch
genau so zu braten, wie Fergal es mit dem Geflügel getan hatte. Allerdings
erwies es sich als schwierig, den Spieß hindurchzutreiben und die schwere,
sperrige Last über die Feuerstelle zu hängen.
    Immerhin hatte Jack das Feuer angefacht und frisches Holz
daraufgelegt, und in dem gewaltsam vom Constable geöffneten Schrank fand ich
einen Topf mit Honig. Wenn ich das Fleisch wie Fergal damit einrieb, konnte ich
nicht allzu viel falsch machen.
    Und wenn ich die erdverschmierten Karotten, die Jack auf den Tisch
gelegt hatte, zu meinem Porridge gab, ließ sich daraus so etwas wie Fergals
Gemüsesuppe machen, vorausgesetzt, ich trieb Wasser auf.
    Das Problem löste sich wenig später, als Jack Butler mit zwei
schwappenden Eimern durch die hintere Tür trat. »Es war kein Wasser im Haus«,
sagte er, als wüsste ich das nicht. »Ich habe welches gebracht.« Er stellte die
Eimer ab, setzte sich und warf einen anerkennenden Blick auf den Hammelbraten.
»Gut, dass Sie da sind.« Dann fügte er hinzu: »Ich wollte Sie nicht drängen.«
    Als ich ihn verständnislos ansah, deutete er auf seinen eigenen Kopf
und erklärte: »Ihr Haar. Sie hätten sich ruhig die Zeit nehmen können, es hochzustecken;
das hätte mir nichts ausgemacht. Ich bin nicht so

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