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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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seiner Tasche, brach
damit das Wachssiegel und trank einen großen Schluck. Und noch einen. Nachdem
er den Mund mit dem Ärmel abgewischt hatte, sagte er: »Vielleicht gehe ich das
Problem falsch an und muss nur fragen?« Er sah mich an. »Haben Sie hier in
letzter Zeit Besucher empfangen? Männer hohen Ranges?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie täten gut daran, mir die Wahrheit zu sagen, Mistress, denn die
Gesetze dieses Landes bestrafen hart, wer einem Landesverräter Schutz gewährt.«
Mit Verachtung in der Stimme fügte er hinzu: »Auch Frauen, die einen in ihr
Bett gelassen haben.« Noch einmal musterte er mich von oben bis unten, während
er einen weiteren großen Schluck aus der Flasche nahm. Als ich nicht auf seine
Beleidigung reagierte, fuhr er fort: »Glauben Sie ja nicht, dass er Sie achtet.
Wissen Sie, warum er Ihnen dieses Gewand gegeben hat? Um einem Geist Leben
einzuhauchen. Jede Dirne würde den gleichen Zweck erfüllen.«
    Er stand auf. »Denken Sie daran, wenn Sie versuchen, ihn vor dem Arm
des Gesetzes zu bewahren. Ich kann Gnade walten lassen, Ihnen aber nicht
helfen, wenn Sie selbst den Hals in die Schlinge stecken.« Er stellte die
Flasche auf den Tisch. »Passen Sie gut auf die Glut auf, die ich für Sie
entfacht habe, Mistress O’Cleary. Es würde mich schmerzen zu sehen, wenn Sie
sich daran verbrennen.«
    Als er sich zum Gehen wandte, fing ich trotz des Feuers zu zittern
an.
    Der Wein hätte mich wärmen können, doch ich wollte nicht aus derselben
Flasche trinken wie er. Ich trug sie zur hinteren Tür, leerte sie draußen aus
und hielt mein Gesicht in den Regen, bis ich mich wieder sauber fühlte.
    Der Eimer, den ich zuvor hinausgestellt hatte, war nun halb voll.
Ich holte ihn herein und verschloss die Tür, schleppte den dreifüßigen
Eisenkessel zur Feuerstelle und goss den größten Teil des Wassers hinein. Den
Rest sparte ich für später auf. Dann schüttete ich Gerste in den Kessel,
zündete eine Kerze an und ging nach oben, um zu überprüfen, was der Constable
angerichtet hatte.
    Als ich es sah, kehrte meine Wut zurück. Daniels Bücher lagen auf
dem Boden des Arbeitszimmers, in den anderen Räumen waren Schubladen herausgezogen
und Betten abgedeckt. Der Constable hätte genug Zeit gehabt, alles zu durchsuchen,
ohne Spuren zu hinterlassen, aber offenbar wollte er, dass Daniel sein Tun
bemerkte. Warum, wusste ich nicht. Wenn der Anblick der Verwüstung mich schon
so erzürnte, konnte ich mir Daniels Reaktion gut vorstellen.
    Es sei denn, der Zweck des Unternehmens hatte darin bestanden,
Daniel zu provozieren. Bestimmt ging nicht ohne Strafe aus, wer den Constable
herausforderte.
    Ich schob meine Wut beiseite, zündete weitere Kerzen an, um die
Zimmer zu erhellen, und begann, die Bücher ins Regal zurückzustellen und die
Stühle aufzurichten. Besondere Sorgfalt verwendete ich auf den Raum, der einmal
das Zimmer von Daniels Frau gewesen war und in dem das Eindringen des Constable
mir wie eine Schändung erschien.
    Er hatte die Kleider in der Truhe am Fußende des Betts durchwühlt,
aus der Ärmel und Teile von Unterröcken hingen. Ich ordnete die Kleider, so gut
ich konnte, und legte sie sorgfältig zusammen, als gehörten sie Katrina.
    Dann fiel mir mit einem mulmigen Gefühl ein, dass ich meine Sachen
in einer der Kisten in meinem Zimmer versteckt hatte. Wenn er sich die Zeit
genommen hatte, diese hier zu durchsuchen …
    »Verdammt.« Ich riss die Tür zwischen den beiden Räumen auf, um
nachzusehen.
    Zum Glück waren beide Truhen geschlossen. Die erste, das Versteck
meiner Kleidung, sah nicht so aus, als hätte jemand hineingeschaut. Ganz oben
lagen einige weiße Hemden aus feinem Stoff, darunter brokatgeschmückte Westen
und wieder darunter meine Sachen, zusammengelegt, wie ich sie hineingetan
hatte.
    In diesem Zimmer schien der Constable seine Suche auf den kleinen
Schreibtisch beschränkt zu haben. Er hatte sich auf den Stuhl gesetzt, der anders
dastand als zuvor, und unter der Abdeckung des Tischs klemmte ein Stück Papier.
    Ich zog es heraus und legte es zu den anderen. Es handelte sich um
eine kurze Aufstellung der Ausgaben für den Haushalt, verfasst in kräftiger
Handschrift und offenbar uninteressant für den Constable..
    Ich ahnte, dass er etwas ganz Bestimmtes gesucht hatte.
    Später am Abend schob ich die Riegel sämtlicher Türen vor, nachdem
ich etwas von meinem selbst gekochten Porridge hinuntergewürgt hatte. Den Rest
stellte ich zum Abkühlen neben die

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