Licht über den Klippen
gegeben.«
»Tatsächlich? Wie aufmerksam von ihm.«
Da erklang das Klappern von Pferdehufen von der Straße hinter
Trelowarth.
Daniel bedeutete mir mit einer Geste, dass ich näher zu ihm treten
solle, und ich folgte seiner Aufforderung. Er griff nicht nach seinem Schwert,
sondern zog den Dolch aus dem Gürtel und hielt ihn in der Hand wie bei unserer
ersten Begegnung, die Klinge fast gänzlich in seiner Faust verborgen.
Als ein Reiter auf einem grauen Pferd in Sicht kam, reichte er mir
den Arm. Sobald sicher war, dass es sich nicht um den Constable handelte,
seufzte ich erleichtert auf, doch Daniel blieb wachsam. »Bleiben Sie neben
mir.«
Wir kletterten den Hügel zum Haus hinauf, während der Reiter das
Pferd von der Straße auf den Hof lenkte und abstieg. Aus der Entfernung konnte
ich lediglich erkennen, dass er schlank war, eine weiße Perücke, einen Hut
sowie Kleidung nach der Mode der Zeit trug. Aus der Nähe sah ich, dass seine
lange Jacke aus dunkelgrünem glänzendem Brokat war, und seine hohen Stiefel
glänzten wie neu. Sein Gesicht wirkte im Vergleich zu seiner Kleidung eher
unauffällig.
Ohne mich zu beachten, nickte er Daniel zur Begrüßung zu. »Guten
Morgen. Darf ich Sie belästigen? Bei meinem Pferd ist ein Hufeisen locker.«
Sein Akzent war schwer zuzuordnen. Schottisch, vermutete ich, obwohl auch etwas
vom Kontinent mitschwang.
Ich spürte, wie sich Daniels Anspannung löste. »Auf dieser Straße
lauern Gefahren«, bemerkte er.
»Ja, das habe ich gehört.«
Einen Moment lang musterten die Männer einander schweigend, dann
streckte der Reiter Daniel lächelnd die Hand hin. »Ich heiße Wilson, Mr Butler,
und soll die besten Wünsche eines gemeinsamen Bekannten überbringen.«
»Das freut mich, Mr Wilson.« Daniel steckte den Dolch so unauffällig
in seinen Gürtel, dass ich seine Bewegung fast nicht wahrnahm. Dann gab er dem
Fremden die Hand und fragte mit einem Blick auf die leere Straße: »Sie reisen
allein?«
»Ich bin gestern mit meinem Diener angekommen. Wir haben uns in
einem Gasthaus in St. Non’s einquartiert. Er wartet dort.« Erst jetzt bemerkte
er mich. Er sah Daniel fragend an.
»Verzeiht«, sagte Daniel, als hätte er vergessen, mich vorzustellen.
»Mistress Eva O’Cleary, ein Gast meines Hauses.«
Wilson verneigte sich. »Ihr ergebener Diener, Mistress O’Cleary.«
In der Hoffnung, das Richtige zu tun, machte ich, wie ich es aus
Kostümfilmen kannte, einen tiefen Knicks.
Zu meiner Erleichterung wandte Wilson sich wieder Daniel zu und
erkundigte sich: »Darf ich mein Pferd im Stall unterstellen?«
»Ja, hinter dem Haus.«
Ich konnte kein Hinken des Pferdes feststellen, was meine Vermutung
bestätigte, dass die Sache mit dem lockeren Hufeisen genauso Teil eines
festgelegten Ablaufs war wie Daniels Antwort, eine Art Erkennungszeichen.
Wahrscheinlich war ihr »gemeinsamer Bekannter« James Butler, der
zweite Duke of Ormonde, der sich nach allem, was ich in der Zwischenzeit gelesen
hatte, noch in England aufhielt, um zu erfahren, was das Oberhaus hinsichtlich
des Hochverratsvorwurfs gegen ihn zu unternehmen gedachte. Er würde bald schon
angeklagt werden, das wusste ich. Doch hier ahnte das keiner.
»Wie geht es unserem Freund?«, erkundigte sich Daniel.
Wilson – falls das sein wahrer Name war –, ging ein paar Schritte
vor uns her, die Zügel des Pferdes in der Hand. »Gut, auch wenn gewisse
Ereignisse der jüngeren Vergangenheit seine Geduld, wie Sie sich vorstellen
können, auf die Probe gestellt haben. Man hat ihm geraten, seine Unruhe mit
Reisen zu bekämpfen.«
»Falls ihm der Sinn nach einer Reise steht, braucht er es nur zu
sagen. Dann stelle ich ihm mein Schiff einschließlich Mannschaft zur Verfügung.«
»Sehr freundlich.« Wilson bedankte sich mit einem Nicken. »Das teile
ich ihm mit, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.«
Ich versuchte mich zu erinnern, ob in einer der historischen Quellen
etwas von einer Flucht des Duke of Ormonde nach Frankreich gestanden hatte.
Es war merkwürdig, Augenzeugin der Geschichte zu werden. Bestimmt
hätten viele Historiker eine Menge Geld dafür gezahlt, wie ich mitverfolgen zu
können, wie diese Männer ihre Rolle in der Verschwörung spielten, die wenige
Monate später in offene Rebellion münden sollte.
Wilson war anzumerken, dass er meine Gegenwart als störend empfand.
Was er als Nächstes sagte, bestätigte mein Gefühl. »Mistress O’Cleary wartet
sicher lieber hier draußen, während Sie mir zeigen, in
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