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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ähnlich
empfand?
    Nein, sicher nicht, dachte ich, als ich die Hunde am Gewächshaus
vorbei den Pfad entlangführte, über den bald auch die Touristen gehen würden,
einen alten Weg neben den hohen Steinmauern der Gärten, wo fröhlich die Vögel
vor sich hin zwitscherten. Er konnte mich nicht lieben, weil ich ganz anders
war als die Frauen seiner Zeit. Ich besaß den Reiz des Neuen, aber der würde
sich bald erschöpfen; am Ende wählten Menschen immer Partner, die zu ihnen
passten. Das verlangte der gesunde Menschenverstand.
    Warum hatte ich mich dann in ihn verliebt?
    Ich folgte dem gewundenen Pfad, auf dem die Hunde begeistert
herumschnüffelten. Zweimal wäre ich fast über Samson gestolpert. Eine Antwort
auf meine Frage fand ich nicht, weil meine Gefühle neu und fremd für mich
waren.
    Warum er? Warum nicht Oliver? Warum ein Mann, den ich nicht haben
konnte?
    »Das ist nicht fair«, erklärte ich den Hunden, die mit dem Schwanz
wedelten, als wir die Biegung erreichten, von der aus ich das alte Leuchtfeuer
auf der Klippe über dem Atlantik sehen konnte. Dort hatte der Wind Katrinas
Asche fortgetragen.
    Sie war nicht geblieben; warum sollte ich es tun? Ich hatte
erledigt, weswegen ich gekommen war. Warum also nicht abreisen? Ich merkte,
dass dieser Ort, an dem graue Frauen sich in Luft auflösten und unter dem
Wasseradern verliefen, etwas Seltsames mit mir anstellte. Wenn ich ihn verließ,
würde sicher wieder Normalität in mein Leben einkehren. Ja, ich würde gehen und
niemandem fehlen; Daniel Butler würde mich vergessen und Trelowarth wie bisher
ohne mich weiterexistieren.
    Das dachte ich, bis ich an der Stelle der Straße zwischen Polgelly
und St. Non’s herauskam, an der Mark den Boden für einen Parkplatz geebnet
hatte.
    Da ermahnte ich mich, dass ich mich nicht einfach absetzen konnte.
Noch nicht. Ich drehte mich um und blickte zurück auf den Weg, den ich gekommen
war. Das Licht der frühen Sonne spiegelte sich im Glasdach des Gewächshauses.
Und ich beschloss, mich erst zu verabschieden, wenn Susan ihre Teestube
eröffnet und ich die Formulare für die Einrichtung des Trelowarth-Fonds
zugunsten der Hallett-Familie unterzeichnet hätte.
    Falls es noch einen anderen Grund gab zu bleiben, verdrängte ich
ihn.
     
    In den folgenden Tagen machte ich mich daran, das zu
erledigen, was ich Susan versprochen hatte. Ich schickte die ersten Presseinfos
hinaus und telefonierte mit den örtlichen Reisebüros, um sie von den Reizen
Trelowarths zu überzeugen.
    Als Felicity am Mittwoch wieder zu uns kam, konnte ich ihr
mitteilen, dass die Zeitschrift House &
Garden vielleicht über Trelowarth berichten würde und ein
Minibusunternehmen in St. Non’s das Anwesen ins Besichtigungsprogramm aufnehmen
wollte.
    Susan, die zu entscheiden versuchte, welcher der Bäume beim
Gewächshaus sich am besten als cloutie tree eignen würde, sah mich erstaunt an. »Tatsächlich?«
    »Ja. Sie veranstalten Touren von Plymouth aus und kehren auf dem Weg
nach Falmouth mittags in St. Non’s ein. Für die Rückfahrt brauchen sie einen
Stopp, wo die Gäste aussteigen und sich die Beine vertreten können. Wir liegen
genau auf dem Weg. Ich habe ihnen vorgeschlagen, unsere Gärten zu besichtigen
und anschließend einen traditionellen kornischen Cream Tea bei uns zu nehmen.
Sie waren begeistert.«
    »Gut gemacht«, meinte Susan erfreut.
    »Ich habe ihnen außerdem gesagt, sie könnten Anfang August damit
beginnen. Ist das in Ordnung?«
    Sie nickte. »Ja. Was hältst du von dem?«
    Ich betrachtete den Baum, auf den sie deutete, während Felicity
stirnrunzelnd einen Schritt zurücktrat. »Er sollte Dornen haben.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil die meisten cloutie trees Dornbüsche sind«, erklärte Felicity.
    »Aber der hier ist hübsch«, sagte Susan.
    »Egal, er muss Kraft ausstrahlen«, beharrte Felicity, und am Ende
einigten wir uns auf den Weißdornbusch, der bei der Tür zum Gewächshaus stand.
    »Vielleicht sollte ich Mark bitten, die beiden daneben abzuschlagen,
damit er besser zur Geltung kommt«, überlegte Susan.
    Felicity fand die Idee gut. »Und du solltest einen kleinen Teich
oder so etwas anlegen, wegen dem Wasser.«
    »Wasser?«
    »Susan, ein cloutie tree muss immer am Wasser stehen, das verlangt die Tradition«, erklärte Felicity.
    »Hm.« Susan sah sich, die Hände in die Hüften gestemmt, mit
nachdenklichem Blick um. »Die Leitungen fürs Gewächshaus verlaufen da drüben;
die könnten wir anzapfen. Ich frag mal

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