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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Paul.«
    »Wer ist Paul?«, erkundigte ich mich.
    Felicity lächelte wissend. »Ihr Klempner. Ich habe noch nie ein
Projekt erlebt, bei dem so viel Installationsarbeit nötig war wie bei diesem.«
    Susan tat die Neckerei mit einem Schulterzucken ab. »Tatsächlich?«
    »Wenn du mich fragst, liegt das an der Geschichte, wie Claires
Großeltern sich kennengelernt haben«, sagte Felicity. »Attraktive Klempner
ziehen sich angeblich gern aus, wenn es zu regnen anfängt. Das weckt
Erwartungen.«
    »Claires Großvater hat sich nicht im Regen ausgezogen«, widersprach
Susan amüsiert, »sondern lediglich sein Hemd abgelegt, Fee, weil er galant sein
wollte.«
    »Hier hat’s in letzter Zeit ziemlich oft geregnet, und dein Paul ist
kein einziges Mal galant gewesen«, gab Felicity zu bedenken. »Weißt du, wer
galant ist?«, fragte sie mit einem Blick auf mich. »Oliver. Der hat sich in den
letzten Tagen richtig reingehängt in seine Recherchen über deine Schmuggler.«
    Susan schmunzelte. »So sind die Männer nun mal. Sie geben nie auf,
nicht mal, wenn man mit Steinen nach ihnen wirft.«
    »Du kannst dich gar nicht an die Sache mit dem Stein erinnern; du
warst damals noch zu klein«, wehrte ich mich.
    »Das habe ich auch gar nicht behauptet.« Sie bückte sich, um etwas
Unkraut herauszuziehen. »Hat es ihn wirklich umgehauen?«
    »Ja.«
    Felicity meinte, vermutlich habe er sich deshalb in mich verguckt.
»Männer sind immer hinter den Frauen her, die sie am schlechtesten behandeln.
Gehst du anständig mit ihnen um, beachten sie dich gar nicht.«
    Ich spürte die Wehmut hinter ihrem Scherz.
    »Darf ich das Thema wechseln?«, fragte ich. »Mark hat gesagt, dass
er später einen Ausflug mit mir machen möchte. Wollt ihr mitkommen?«
    Felicity horchte auf. »Ach ja? Wohin?«
    »Zu der Höhle unter dem Cripplehorn. Die kenne ich noch nicht.«
    Susan runzelte die Stirn. »Was für ein Höhle?«
    »Eine Schmugglerhöhle. Bist du nie dort gewesen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Felicity war begeistert. »Wann wollt ihr aufbrechen?«
    »Gleich nach dem Mittagessen«, antwortete ich. »Vorausgesetzt, es
regnet nicht.«
     
    Das Wetter blieb uns gewogen, und so machten wir uns nach
dem Essen zu viert auf den Weg.
    Mark hatte recht daran getan, die Hunde zurückzulassen. Der
Klippenpfad am Cripplehorn erwies sich als echte Herausforderung: Glitschige
Felsen führten in unregelmäßigen Stufen zum Strand hinunter, und ein Schild
warnte in roten Lettern vor Steinschlag. Wer diesen Weg benutze, tue das auf
eigene Gefahr. Neben dem Schild befand sich ein etwa briefkastengroßer roter
Behälter mit der weißen Aufschrift »Klippenseil«, eine Erinnerung daran, dass
jährlich mehrere Touristen gerettet werden mussten.
    Doch Mark kletterte sicher wie eine Bergziege hinunter. Ich folgte
ihm, darauf bedacht, seine Tritte zu nutzen.
    Um uns herum erhoben sich schwarze, kantige Felsen, die der Gischt
wegen immer rutschiger wurden. Und das Dröhnen der Wellen verstärkte sich, als
wir uns dem Strand näherten.
    Wie anders war es hier als an den kalifornischen Stränden –
nirgendwo gab es Sand, nur schroffe Felsen und vom Wasser abgeschliffene graue
und schwarze Kiesel, die wegglitten, wenn ich darauf trat, sowie an den Steinen
hängenden grünen Seetang.
    Ich blieb einen Moment auf den Kieseln stehen und atmete die feuchte
Salzluft ein. Heute war kein Schiff zu sehen, aber ich konnte mir gut
vorstellen, wie eines – vielleicht die Sally – am Cripplehorn vorbeiglitt, vor Anker ging und die Männer in einem Boot die
Schmuggelware an Land brachten. Ich blinzelte hinaus aufs Wasser, die Augen mit
der Hand beschirmt, und überlegte, welchen Kapitän ich der Sally geben würde, Jack oder Daniel …
    »Und wo ist die Höhle?«, fragte Felicity, die sich knirschenden
Schrittes zu mir gesellte.
    »Da drüben«, antwortete Mark und deutete darauf.
    Der Wasserfall ergoss sich, vom Regen der vergangenen Tage gespeist,
üppig über das Cripplehorn, als wollte er sich uns in bestem Licht präsentieren.
    Nun erreichte uns auch Susan, die den Pfad langsamer gegangen war
als wir. Sie sah zuerst den Wasserfall, dann ihren Bruder an. »Warum hast du
mir den nicht schon längst gezeigt?«, wollte sie wissen.
    Er antwortete ihr wie mir, dass sie zu klein gewesen sei, als er
regelmäßig hier gespielt habe, und er später nicht mehr hergekommen sei. Mark
war gern an diesem Ort, das merkte man ihm an. Uns Frauen fiel es schwer, mit
ihm Schritt zu halten, als er, dem

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