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Licht vom anderen Ufer

Licht vom anderen Ufer

Titel: Licht vom anderen Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Ernst
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Besitzer der Alm.
    Weil es auf Mittag zuging und Anna für sich und Thomas doch etwas kochen musste, trug sie gleich für die anderen drei auch auf, die es gar nicht fassen konnten, dass es in dieser Zeit noch Menschen gab, die selbstlos auch anderen etwas anboten.
    Man kam sofort ins Gespräch. Thomas schien geradezu froh zu sein, dass sie gekommen waren. Er hatte sich seine Sünden von der Seele geredet und dachte wohl, dass Anna nicht mehr darauf zurückkommen könnte.
    Es dauerte nicht lange, da hatte Anna den Holzhackerschmarren fertig. Sie stellte die rußgeschwärzte Pfanne mitten auf den Tisch und teilte die Löffel aus. Dann holte sie für jeden ein Glas Milch.
    »So, nun lasst es euch nur richtig schmecken.«
    Einer von den dreien erzählte, dass sie schon seit drei Tagen unterwegs wären, in der Hoffnung, etwas Essbares aufzutreiben. Aber außer einem halben Zentner Kartoffeln, den ein Bauer ihnen gegen zwei Leinenbetttücher überlassen habe, hätten sie noch nichts eintauschen können. Und wenn sie, die Sennerin, für das wunderbare Essen etwas haben wolle, drei Strang Wolle hätte er noch in seinem Rucksack. Allerdings hätte er dafür etwas Butter für Frau und Kinder heimbringen sollen.
    Anna schüttelte sofort den Kopf. »Mir brauchen Sie nichts zu geben. Und auf eine Flasche Milch und ein Stück Butter kommt es ja auch grad nicht an. Natürlich kann ich nicht jedem fünf Pfund geben.«
    »Was haben wir denn heute für einen Tag?«, fragte ein anderer. »Den muss ich mir nämlich aufschreiben, vielleicht bleibt dieses Datum für mein ganzes Leben ein Glückstag.«
    Und dann kamen die Männer unvermittelt auf den Krieg und die augenblicklich herrschenden Verhältnisse zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass einer von ihnen in der gleichen Division wie Thomas im Westen gekämpft hatte. Die beiden anderen waren in Russland gewesen und zuletzt in der Tschechei, von wo sie sich nach Hause durchgeschlagen hatten, um nicht in russische Gefangenschaft zu geraten. Dann sprachen sie über Mädchen und Frauen, und über das oft unverständliche Verhalten so mancher, die sich dem Sieger an den Hals warfen.
    Anna dachte sich nichts dabei. Sie hatte sich keinem Sieger an den Hals geworfen, denn damals war Oliver ein hilfloser Mensch.
    »Das Tollste hörte ich gestern da unten im Dorf im Wirtshaus«, erinnerte sich einer. »Ein Mädchen von hier, ich weiß den Namen nicht mehr, soll einen mit dem Fallschirm abgesprungenen Amerikaner in ihrer Hütte versteckt gehalten haben, bis der Krieg zu Ende war. Ich muss schon sagen, das ist ein starkes Stück.«
    Anna legte den Löffel weg und schaute starr in Thomas’ Gesicht. Das war unverändert. Er löffelte ruhig aus der Pfanne weiter, nur einmal hatte seine linke Augenbraue kurz gezuckt.
    »Ich muss sagen, mir hat das imponiert«, meinte der zweite. »Es hat auf alle Fälle Mut dazu gehört. Vergessen wir nicht, dass gerade in den letzten Kriegsmonaten schwere Übergriffe vorgekommen sind. Man hat abgesprungene Feindflieger gelyncht oder sonst wie umgebracht .«
    »Also, zugegeben, sie war mutig«, räumte der erste ein. »Das schließt aber auf der anderen Seite nicht aus, dass ihr Verhalten würdelos war.«
    »Würdelos?«, fragte Thomas und hielt mit dem Löffel, den er gerade zum Mund führen wollte, auf halbem Weg inne.
    »Komm, gebrauch nicht so abgedroschene Worte«, mischte sich jetzt der jüngste von den dreien ein. Er war Student der Rechte und hieß Bergmann. Im Krieg war er selber Flieger gewesen und sah das Ganze von einer anderen Seite. »Ich musste in Frankreich auch einmal abspringen und wäre froh gewesen, wenn mich jemand versteckt hätte.«
    »Eine Französin würde so etwas nicht tun«, sagte Birkl, der erste Sprecher. »Die haben mehr Nationalstolz.«
    »Mach bloß einen Punkt mit deinem Nationalstolz«, erwiderte Bergmann etwas heftig. »Zugegeben, es war vieles unverständlich und auch recht geschmacklos, was manche Frauen und Mädchen gemacht haben, als die Sieger kamen. Aber das war noch lange nicht die Mehrzahl und in Frankreich war es doch auch nicht anders, wenn wir ehrlich sind. In diesem speziellen Fall war es aber ganz anders. Als dieses Mädchen den amerikanischen Flieger versteckte, war noch Krieg und es war durchaus nicht ungefährlich.«
    »Kann sein. Aber du hast es gestern doch selber gehört, dass er dann ihr Geliebter geworden ist, obwohl sie mit einem braven und anständigen Burschen aus dem Dorf so gut wie verlobt war. Aber

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