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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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allmählich aus der Finsternis geholt wurde. Ob Barsemias wohl an Lucan dachte, an den Sonnengott seines Volkes? Frafa nahm seine Hand und stellte fest, dass ihre Haut heller war als seine.
    »Weißt du, dass ich mich jünger fühle, seit ich meine Magie verloren habe?«, fragte sie. »Es gab eine Zeit, da brachte ich kaum einen Zauber zustande. Ich musste darum kämpfen, zum ersten Mal meine Aura zu verändern. Jetzt bin ich fast wieder ein Kind, und ich denke darüber nach, ob ich nicht schon früher hätte innehalten sollen und neu anfangen.«
    Barsemias' Finger lagen steif in ihrer Hand. Frafa ließ ihn los. Er räusperte sich verlegen. Aber er blieb neben ihr sitzen, und Frafa spürte, wie sie mit dem Arm und mit der Schulter an ihm lehnte, und für einen kurzen Augenblick fragte sie sich, wie weit diese Neugeburt gehen konnte. Was, wenn sie alles hinter sich ließ und einfach jemand anders wurde, eine Elfe unter Elfen beispielsweise? Wie würde es sein, das Leben neu zu lernen, ein ganz anderes Leben?
    Ihr schwindelte bei der Vorstellung, und sogleich fielen ihr all die Schwierigkeiten ein. Ich kann eine Elfe sein, wenn ich seine Hand halte, doch es ist schon vorbei, wenn ich den Mund öffne und man die Zähne sieht.
    Sie wechselte das Thema: »Ich glaube nicht, dass wir in Sicherheit sind. Das Schiff, das mich verfolgt hat, hatte eine Strahlungsmembran. Wenn ich es recht verstehe, kann ein solches Hilfsmittel ein Gefährt jederzeit bis hier herauftragen.«
    »Oh«, sagte Barsemias. »Ich zweifle nicht daran, dass die Union uns einholen könnte. Aber dazu müssen sie uns erst finden. Wir fliegen auf der anderen Seite der Welt und haben jede Verbindung durchschnitten. Der Wichtel beklagt sich schon, dass er den Nexus nicht erreichen kann.« Barsemias lächelte, dann wurde er ernst. »Aber wir haben auch die Verbindung zu unserem Volk verloren. Dort unten nimmt womöglich ein Krieg seinen Fortgang.«
    »Ich werde euch helfen«, sagte Frafa. »Wenn ihr mich lasst.«
    Barsemias schnaubte. »Wir lassen dich sicher nicht untätig herumsitzen. Was für einen Sinn hätte dann alles gehabt, was wir bis jetzt getan haben? Mein Großvater Antamas meinte, dein Wissen könnte nützlich sein für die Elfenvölker.«
    »Antamas«, sagte Frafa. »Der alte Elf aus dem Rat.«
    Barsemias nickte.
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie. »Er war da, als ich in das Wurzelwerk tauchte. Aber danach habe ich seine Präsenz nicht mehr gefühlt. Er kam doch hoffentlich nicht ums Leben, als die Rakete bei der weißen Eiche einschlug?«
    Barsemias schüttelte den Kopf. Dann räusperte er sich.
    »Nein«, sagte er. »Er ist nicht tot. Oder ... vielleicht.«
    Er zögerte. Frafa wusste nicht, ob sie weiter in ihn dringen sollte. Sie war neugierig, doch was auch immer geschehen war, es ging Barsemias nah.
    Nach einer Weile sprach er von selbst weiter: »Ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll. Doch was soll's? Wenn man bedenkt, wie tief du schon in den Elfenwald eingedrungen bist, dürfte das zusätzliche Wissen keinen Schaden mehr anrichten.«
    Er holte Luft, wandte den Blick von Frafa ab. »Über die Jahrhunderte haben wir unsere Wälder verändert. Wir haben die Bäume und Pflanzen mit speziell gezüchteten Pilzfasern umwoben und ein Netz daraus geformt, das unsere Magie aufnimmt und verstärkt.«
    »Ich weiß«, sagte Frafa. »Das habe ich gespürt. Es gleicht fast ... dem Nexus. Auch wenn es überschaubarer ist und greifbarer.«
    »Es ist sogar ein wenig mehr als ein Netz von Wurzeln und Myzelien. Wir haben eine Art Gehirn nachgebildet, es ist ganz ähnlich, aber um vieles gewaltiger. Doch es ist ein Gehirn ohne Geist, und es ist zu groß, als dass die Elfen es lenken könnten, nicht einmal alle gemeinsam. Wir brauchten also mehr, einen eigenen Verstand, eine unterstützende Kraft, die in dem Wurzelnetz wohnt. Und das sind unsere Ältesten. Sie geben ihren Leib auf, übertragen ihre Aura in das Netz und verschmelzen damit.«
    Er atmete schwer. Frafa sah, dass seine Augen glänzten vor Tränen, auch wenn er den Kopf abgewandt hielt und es zu verbergen suchte.
    »Das hat dein Großvater getan? Er lebt jetzt im Wald?«
    »Ja«, sagte Barsemias. »Und nein. Der Geist verliert sich mit der Zeit in dem Netz. Die Elfen, die dort eingehen, überleben nur als Ganzes, als Kollektiv. Mein Großvater ist im Willen des Waldes aufgegangen, und zwar sehr schnell. Normalerweise dauert es länger, bis das Individuum vergeht. Doch unter der Belastung des

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