Lichtbringer - Lichtbringer
wir dabei gewinnen?«, fragte der Elf. »Wir mögen Leuchmadans Spur finden, oder auch nicht. Doch es wäre nur das Echo einer alten Macht, die hier ihre Bahn gezogen hat. Es verriete uns nichts darüber, wo Leuchmadan heute ist; oder was er dort unten auf der Welt treibt.«
»Aber verstehst du denn nicht?«, rief Frafa. »Wo Leuchmadan hin ist, das wissen wir. Aber wir wissen nicht, wo er herkam! Wenn wir seine Spur zurückverfolgen, dann finden wir seine Heimat. Wir finden Leuchmadans Wurzeln, sein Geheimnis, seine Schwächen. Du hast Leuchmadan ein Gespenst genannt, das sich nicht greifen lässt. Doch wenn wir seine Herkunft kennen, verstehen wir womöglich auch seine Gegenwart.«
Im Grunde spielte es keine Rolle, wann und von welchem Ort aus Barsemias in die Leere blickte und versuchte, die feinen Eindrücke im Äther rings um die Welt zu deuten. Er würde nicht mit den Augen schauen, sondern mit seinen magischen Sinnen, die selbst den Lichtvorhang während des Tages mühelos durchdringen konnten.
Dennoch wanderte die kleine Schar bis an den Rand der fliegenden Insel, bis zu der Stelle, wo Frafa am Morgen gesessen und auf die Sterne geblickt hatte. Inzwischen war der Himmel wieder schwarz geworden, die magische Blase, die den Wald umhüllte, war unsichtbar. Frafa trat bis ganz an den Rand und blickte in den Abgrund, wo tief unter ihr die Welt schwebte vor einer noch tieferen Leere darunter.
Barsemias mochte mit seinen magischen Sinnen durch alle Hindernisse hindurchschauen können, doch Frafa wusste, dass es dem Geist bei der Konzentration half, wenn man sich mit den körperlichen Sinnen auf sein Ziel einstimmte. Wenn der Elf die Welt mit seinen Augen sah, dann war es leichter für ihn, den Äther im selben Raum zu studieren.
»Brauchst du keine Geräte?«, fragte Biste. »Ein Fernglas vielleicht? Ich glaube, ich habe noch eins im Odontopter.«
»Pssst«, sagte Frafa. »Barsemias benötigt nichts außer Ruhe.«
»Ich schaue jetzt«, sagte Barsemias. »Aber sei nicht enttäuscht, Frafa.«
Er blickte hinaus in die Schwärze, als wären seine silbergrauen Augen selbst zwei Sterne, die das Dunkel zu erhellen versuchten. Dann schloss er sie, rückte noch näher an den Abgrund heran. Frafa legte einen Arm um seinen Leib und eine Hand an seine Hüfte, um ihn zu halten. Er hatte gesagt, man könne von der Elfeninsel nicht herunterfallen. Und doch, die Kluft vor ihren Füßen war so gewaltig, dass sie alles an sich zu ziehen drohte. Wer wusste schon, was geschah, wenn Barsemias sich während seines magischen Tastens darin verlor?
Frafa spürte, wie sein Körper unter ihren Händen bebte.
»Ich sehe etwas«, murmelte er. »Bei Lucan! Das ist kein Abdruck, es ist ein Riss im Äther. Wie ein erstarrtes Wellental, vom Bug eines mächtigen Schiffes geschnitten.«
Er verfiel wieder in Schweigen. Sein Kopf ruckte hin und her, während er Dinge jenseits der Welt zu erblicken versuchte.
»Es verliert sich in der Ferne ... und am anderen Ende in einem Aufruhr, der weit über die Welt hinausreicht. Es ist geborsten, es war überall, und es ist...«
Wieder verstummte er. Sein Körper bewegte sich langsam, sein Fuß trat auf die Böschung zu, als würde er einem Pfad in der Ferne folgen. Frafa zog an ihm, hielt ihn fest.
Barsemias taumelte erschrocken zurück. Frafa wollte ihn stützen, aber sie stolperten beide und fielen übereinander ins Gras. Barsemias riss die Augen auf und zog erschrocken die Luft ein.
»Ich habe ihn gesehen!«, stieß er hervor. »Er ist ganz in der Nähe!«
»Leuchmadan?«, fragte Frafa.
Die Gnome zogen ihre Waffen und sahen sich misstrauisch um.
»Du meinst, du hast Leuchmadan unten auf der Welt gesehen?«, drang sie in Barsemias, als der nicht antwortete.
»Nein. Ja«, erwiderte der Elf verwirrt. »An manchen Stellen der Welt glaubte ich, eine Aura zu sehen, die der alten Narbe am Himmel glich. Aber das ist es nicht. Ich konnte sehen, wo die Spur endet.«
»Leuchmadans Ursprung!« Frafa hielt den Atem an.
Auch ihre kleineren Begleiter traten neugierig näher, auch wenn sie vorher Frafas Plan missbilligt hatten.
»Ich glaube nicht.« Barsemias fuhr sich verwirrt mit der Hand über die Stirn. »Es war nicht so leicht zu deuten. Die Eindrücke im Äther waren nicht so klar, wie du gedacht hast, es gibt mehrere Spuren. Eine ist sehr ausgeprägt und verliert sich in der Ferne. Ich glaube, das ist der Pfad, auf dem Leuchmadan zu unserer Welt kam.
Aber andere Spuren führen von unserer
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