Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Bleidan nicht vergessen. Da war ein Mensch in der Eisenbahn aus Bitan, der hat mich sehr gekränkt. Ich wollte ihm etwas antun, aber als ich in sein Innerstes griff ... Sein Herz, seine Leber, sie waren ersetzt worden, ganz so, wie Bleidan es erträumt hatte: den schwachen Völkern Leben geben mit künstlichen Organen! Da konnte ich dem Mann nichts mehr tun, obwohl ich es wollte. Es war Bleidans Kunst, die ihn am Leben hielt. Wie hätte ich das zerstören können? Ich vergesse Bleidan nicht, genauso wenig wie du!«
    Aber Litiz war tot. Frafa konnte ihr das nicht sagen, sie würde ihr nie wieder etwas sagen können. Bisher hatte sie sich nicht einmal selbst eingestanden, was in Wahrheit ihre Magie zurückgehalten hatte, damals im Zug aus Opponua: Die Erinnerung an Bleidan war der Grund gewesen, weshalb sie den Menschen unversehrt gelassen hatte! An Bleidan, der ebenfalls tot war, seit beinahe tausend Jahren schon, und der Frafas Rechtfertigungen ebenso wenig anhören konnte wie Litiz.
    Frafas Geist stieg aus der Bewusstlosigkeit empor, und sie erwachte.
    Elfen standen um sie herum. Frafa fragte sich, ob sie gerade laut gesprochen hatte, und was diese Elfen ihren Worten entnahmen. Oder hatte sie geträumt, hatte die Ohnmacht sie für Augenblicke über jene feine Grenze in den Schlaf gestoßen, den sie mied, seitdem sie Bleidan verloren hatte?
    »Wo sind wir?«, fragte sie und drehte den Kopf.
    »Wir sind ...« Barsemias stockte. »Das ist schwer zu sagen. Wir fliegen!«
    »Wir sind in Sicherheit«, sagte seine Schwester Ledesiel.
    »Für eine Weile«, fügte Barsemias hinzu.
    Sie lag nicht mehr in dem Haselhain. Man hatte sie herausgeholt und auf eine Wiese gelegt, auf eine Lichtung im Wald. Der Nachthimmel wölbte sich über ihr, aber Frafa hatte alles Gefühl für die Zeit verloren. Sie fühlte sich immer noch schwach, aber sie konnte sich wieder bewegen. Gleich würde sie sich aufsetzen ... sobald die Müdigkeit nachließ, die sie umfing.
    »Sind alle wohlbehalten?«, fragte sie. »Da war dieser alte Elf, der zu mir sprach. Ich habe ihn nicht mehr gespürt. Der Wald brannte ...«
    Barsemias wandte sich ab.
    Seine Schwester antwortete: »Wir haben die Feuer gelöscht. Einiges ist beschädigt, und wir haben viele der Ältesten verloren. Aber die weiße Eiche steht noch, und wir können den Wald damit führen. Ihr habt uns zweimal gerettet an diesem Morgen. Wir müssen Euch danken.«
    »Ich habe euch überhaupt erst in diese Lage gebracht«, flüsterte Frafa. Sie sah, dass viele Elfen diese Einschätzung teilten. Eine Elfe aus dem Rat kniete neben ihr, und Frafa las den Hass in ihren Augen.
    Aber die Elfe presste die Lippen aufeinander, atmete durch und unterdrückte ihren Zorn. »Wir hätten Euch fortschicken können, doch wir haben es nicht getan. Was geschehen ist, war eine Folge unserer Taten. Wir werden es auf uns nehmen.«
    Andere Elfen in dem Kreis nickten grimmig. »Aber wir werden es in Erinnerung behalten«, murmelte einer.
    »Ich werde euch weiterhin helfen«, sagte Frafa. »Was auch immer ihr vorhabt.«
    »Still«, sagte die alte Elfe neben ihr. »Ihr seid kaum stark genug, um zu leben.«
    »Wir sind entkommen, aber wir sind geschlagen«, stellte Ledesiel bitter fest.
    »Vorläufig«, ergänzte Barsemias. »Unser Volk ist weiterhin von der Union bedroht. Wir werden zurückkehren und kämpfen.«
    »Das sind die Entscheidungen eines anderen Tages«, sagte die Älteste an Frafas Seite. »Jetzt ist die Zeit, um zu heilen.« Sie sah Frafa an. »Eure Aura ist ausgezehrt. Ich werde mich darum kümmern, so gut ich kann, aber Ihr müsst Euch erholen. Schlaft jetzt.«
    Frafa schloss die Augen und entspannte sich. Es fühlte sich gut an. Aber schlafen wollte sie nicht. Niemals mehr.
 
    Tage später saß Frafa am Rand des Waldes und blickte in den Abgrund. Sterne leuchteten dort unten, aber die Leere dazwischen war so gewaltig, dass sie Frafa zu verschlingen drohte.
    Sie rückte ein wenig von der Kante weg, obwohl sie wusste, dass ihre Sorge unbegründet war. Barsemias hatte den Wald so vollkommen von der Welt gelöst, dass es nichts mehr gab, wohin sie abstürzen konnte! Porfagilia trieb Tausende Kilometer über der Erde, und alles, was Frafa hier am Boden hielt, war die Kraft, die der Wald selbst erzeugte - seine Magie schirmte den Strahlungsdruck von unten ab und sorgte für Schwerkraft.
    Hier oben, im leeren Raum, konnten alle Schäden heilen, konnte sich das geschundene Wurzelwerk wieder erholen. Die Elfen

Weitere Kostenlose Bücher