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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Schnelligkeit, der schon Jahrhunderte zurücklag und womöglich ohnehin nichts weiter war als eine verklärte Erinnerung.
    Vampire waren unsterblich, so hieß es.
    Doch wer sollte das wissen? Es war kaum tausend Jahre her, seit der erste Vampir hinaus ins Mondlicht getreten war, und Rudrogeit zählte zu den ältesten. Wenn die Lebensspanne der Vampire eine Grenze kannte, würde niemand ihn warnen können.
    Ein paar harte Schläge gegen die Badezimmertür ließen ihn hochfahren.
    »Was ist, Rudi?«, rief seine Mutter. »Bist du im Waschbecken ersoffen? Stimmen die Ammenmärchen der Menschen über Vampire und fließendes Wasser etwa?«
    »Einen Augenblick, Mutter«, rief Rudrogeit zurück. »Ich bin gleich so weit.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Swankar. »Ich hab doch keinen Gecken großgezogen, der seine Zeit mit Toilette vertändelt.«
    Rudrogeit konnte Swankars spöttisch verzogene Lippen förmlich hören. Hastig wusch er sich das Gesicht mit klarem Wasser. Dann trocknete er sich ab und knöpfte das Hemd seiner Uniform zu.
    »Flott jetzt! Sonst kommen wir zu spät zu unserem Ehrentag, Capitan Rudrogeit«, sprach seine Mutter draußen auf dem Flur weiter.
    »Sehr wohl, Coronel Swankar«, antwortete er, setzte die Mütze auf und öffnete die Tür.
 
    Rudrogeit betrachtete seine Mutter von der Seite. Swankar hatte einen Körper aus Stahl, der mit den Jahren noch härter geworden war. Sie war inzwischen einen Kopf kleiner als er, aber breiter, als eine Nachtalbe sein sollte. Ihr Leib wirkte jugendlich, weiblich und wohlgeformt, aber Rudrogeit wusste, dass vieles, was sich da in wohlgeschwungenen Linien unter der eng geschnittenen blauen Uniform bewegte, Muskeln waren.
    Das kindliche Gesicht über dem Uniformkragen verriet davon wenig. Swankar trug die Schirmmütze etwas schräg auf dem Kopf. Ihre Haare waren so kurz geschnitten, wie es der militärischen Mode der letzten Jahrhunderte entsprach.
    Sie sah zu Rudrogeit auf und lächelte.
    »Ein Sohn sollte seine Mutter nicht so ansehen«, sagte sie.
    Ihre Stimme klang neckend, aber Rudrogeit wandte sich hastig ab. Er fühlte, wie es in seinem Gesicht prickelte.
    »Ich habe nachgedacht, Mutter«, sagte er nach einer Weile.
    »Oh ja«, erwiderte Swankar. »Das tust du oft, und meist zur falschen Zeit. Halte wenigstens bei unseren Fechtstunden deine Gedanken beisammen. Dann kannst du dir eine Menge Schmisse sparen.«
    »Hrm.« Rudrogeit räusperte sich verlegen. »Jedenfalls, ich bin bald tausend Jahre alt. Ich habe mir überlegt - ist es nicht peinlich, wenn ein Junge in meinem Alter noch bei seiner Mutter wohnt?«
    Er versuchte zu grinsen, als wäre es ein Scherz, aber es misslang ihm gründlich. Swankar lachte laut auf. Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite, und Rudrogeit zuckte zusammen.
    »Junge«, sagte Swankar. »Du bist peinlich! Seit tausend Jahren schon. Weich und versponnen, aber ich behalte dich trotzdem. Weil ich deine Mutter bin und es sich nun mal gehört.«
    »Selbst bei den Nachtalben bleiben die Kinder nicht tausend Jahre lang bei den Eltern.«
    Swankar wurde ernst. Sie schaute Rudrogeit an. »Du bist kein Nachtalb«, sagte sie. »Du bist ein Vampir. Du brauchst mein Blut, um zu überleben, und das kriegst du nur, weil du mir dienst. Vampire bleiben bei ihren Nachtalbeneltern. Dafür wurden sie geschaffen!«
    »Die Zeiten ändern sich«, erklärte Rudrogeit leise. »Es gibt Gesetze. Ein Recht auf Unterhalt. Viele Vampire führen ein eigenständiges Leben, und die Eltern müssen ihnen das Blut zur Verfügung stellen.«
    Swankar schnaubte. »Warum sie das mit sich machen lassen, ist mir ein Rätsel. Wir sollten es mal probieren, nur zum Spaß. Du ziehst aus und siehst zu, wie du dein Blut bei mir einklagst. Ich bin ja nicht diejenige, die sich in Krämpfen auf dem Boden windet und bei lebendigem Leib austrocknet, wenn es etwas länger dauert.«
    Rudrogeit spannte sich an. Swankar bemerkte es, denn mit einem Mal lachte sie wieder. Sie trat Rudrogeit unvermittelt die Beine weg und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er wehrte sich halbherzig, und einen kurzen Augenblick rangen sie miteinander.
    »Mutter«, keuchte Rudrogeit. »Die Leute!«
    Sie hatten inzwischen das Apartmenthaus für Militärangehörige verlassen und die Straße erreicht, eine Brücke, die sich hoch oben zwischen den Wohntürmen von Daugazburg spannte. Rings um sie brauste der Verkehr, Selbstfahrer auf den beiden Fahrspuren in der Mitte, Flieger aller Art über ihnen. Und Passanten, die einen

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