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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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verstohlenen Seitenblick auf die rangelnden Offiziere warfen.
    Rudrogeits Sonnenbrille war verrutscht, und er kniff die Augen vor der Abendsonne zusammen.
    »Huch! Sie gucken alle!«, rief Swankar in gespieltem Entsetzen. Dann lachte sie wieder, ließ Rudrogeit los und schob ihm die Mütze zurecht.
    »Tausend Jahre, und du machst dir immer noch Sorgen, was Menschen von dir denken könnten!« Sie machte eine ausholende Bewegung mit dem Arm. Angehörige aller Völker waren dort unterwegs, Alben und Gnome und Nachtmahre, sogar vereinzelte Zwerge. Aber mindestens die Hälfte der Fußgänger waren Menschen, die schon seit Jahrhunderten die Mehrheit der Bürger von Daugazburg stellten, schon vor der Zeit der Union.
    »Wie willst du da alleine leben?«, fragte Swankar. »Wo willst du leben? Du weißt, was die Menschen von Vampiren halten. Und du brauchst ihr Blut ebenso wie meins. Willst du dich allein um alles kümmern, allein unter Nachbarn leben, die dich verabscheuen und fürchten? Wie kommst du auf so eine Idee?«
    Sie maß ihren Sohn mit einem abschätzigen Blick.
    »Hm.« Rudrogeit zögerte. »Ich bin bald tausend Jahre ...«
    »Ja«, sagte Swankar. »Und ich bin noch älter. Kein Grund, darauf herumzureiten.« Sie knuffte ihn.
    »Nun«, sagte er. »Ich meine ... Die ganze Zeit haben wir ... Ich habe mich nur gefragt, wenn man tausend Jahre lang dasselbe tut, sollte da nicht irgendwie noch etwas anderes sein? Vielleicht bin ich zu alt geworden, um an deiner Seite zu kämpfen. Ich fürchte, ich werde langsamer, und gerade dachte ich ... werden meine Haare grau?«
    Swankar sah ihn an. »Ah«, sagte sie. »Das ist es also.« Sie musterte seinen Schopf. Dann griff sie blitzschnell zu und riss ihm ein paar Haare aus.
    »Ich hab davon gehört«, fuhr sie fort. »Vampire sind nicht wie wir Nachtalben. Die menschliche Seite kommt durch - du warst wirklich schon mal flotter auf den Beinen. Aber keine Sorge ...«
    Sie legte ihm den Arm um die Schultern und drückte ihn freundschaftlich. Swankars Freundschaft tat weh.
    »... Ich verstoße dich schon nicht, nur weil du älter wirst. Ich habe dich jahrhundertelang ausgebildet. Wenn ich mir jetzt einen neuen Vampir heranziehe, dauert es Jahrzehnte, bis er so viel taugt wie du.«
    Swankar löste sich von Rudrogeit und gab ihm einen wohlwollenden Klaps auf den Hintern.
    »Ich gönn dir dein Gnadenbrot an meiner Seite. Bis du irgendwann so altersschwach wirst, dass sich das Problem in irgendeinem Kampf von selbst erledigt.«
    »Danke, Mutter«, erwiderte Rudrogeit. »Sehr tröstlich.«
    »Es ist, wie es ist«, sagte Swankar. »Wir sind Krieger. Wir leben so lange, wie wir stark genug sind. Daran wirst du nichts ändern.«
    Sie folgten der Brücke durch das ausgeschnittene Stück eines Hochhauses. Es war wie ein Tunnel. Am anderen Ende lagen Terrassen mit Parkplätzen.
    Noch vor dem Ausgang löste sich ein Goblin aus dem Schatten der Wand. Er trug eine graue Uniform mit den Winkeln eines Sargente und legte lässig einen Finger an die Kappe.
    »Käpt'n. Leun't«, schnarrte er. »Steht'r Wagen bereit.«
    »Coronel. Capitan«, verbesserte Rudrogeit ihn. »So lange bei der Truppe, und Sie können immer noch nicht die Dienstgrade auseinanderhalten, Sargente Sneithan.«
    Der Goblin grinste, sodass man zwei Reihen scharfer Reißzähne sah. Er trug spitze Goldkronen auf den beiden größten Hauern. »Änd'rt sich so schnell«, erwiderte er. »So'n Jüngelchen sollt Leutnant sein ... höchst'ns.«
    »He, Sargente«, rief Swankar. Sneithan drehte sich um. Sie stieß ihm den Fuß ins Gesicht. Er riss die Arme hoch und schlug klatschend das Bein zur Seite. Swankars Körper fing die Bewegung ab, tänzelte elegant und stand sicher.
    »Eine respektlose Affenfresse, der alte Sneithan«, stellte sie fest. »Aber schnell.« Sie grinste Rudrogeit an. »Er denkt auch nicht so viel nach. Im Kampf zählt das mehr als die richtigen Titel. Ich glaub also, den Zottelkopf mustern wir auch noch nicht aus.«
 
    »Schweinescheiße. Pass auf, du schwanzloser Gashebelwichser! He! Aus'm Weg, Nutte. Steig aus'm Wagen, wennste'm Straßenrand stehn willst!«
    In halsbrecherischem Tempo lenkte Sneithan den Selbstfahrer über die Hochstraßen von Daugazburg, und sein Gasturbinenfahrzeug ließ die trägeren thaumatechnischen, thermischen und mechanischen Stadtwagen hinter sich. Ruckartig wechselte er die Spur, zwängte sich in winzige Lücken und schrammte mitunter sogar über die Mittelschwelle auf die Gegenspur, bevor

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