Lichtbringer - Lichtbringer
Würmer kamen aus der Erde und streckten sich dem Regen entgegen.
Die Gefährten stritten darüber, ob sie weitergehen oder Schutz suchen sollten. Schließlich gingen sie weiter, mieden aber die Lücken. Die dichten Baumkronen bildeten fast ein geschlossenes Dach, und die Löcher dazwischen waren leicht zu umgehen. Doch bald drang der Regen in feineren Tropfen wie ein Sprühnebel durch das Blattwerk - oder was auch immer es war, das die pilzförmigen Baumkronen bildete. Nässe schwebte in der Luft wie eine Wolke aus Staub, und es roch und schmeckte säuerlich.
Leiri schüttelte sich angewidert und zog den Helm auf, den sie tief in den Nacken geschoben hatte. Sie ließ ihre Drohne in die Röhre kriechen, und kurz war daraus ein vielstimmiges Summen zu hören, das verstummte, als die Elfe den Verschluss wieder draufsteckte.
Biste führte sie, und immer öfter beriet er sich mit der Späherin.
Waldron und Segga waren still geworden. Sie keuchten unter der Last ihrer Waffe, und die spärlichen Haarbüschel klebten nass an ihren breiten Gnomenköpfen.
»Ist es noch weit?«, fragte Waldron.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Biste und achtete nicht auf Seggas empörten Ausruf. »Mein Gerät sollte Richtungen und Entfernungen messen und mir immer genau sagen, wo wir sind. Aber es funktioniert nicht.«
»Kein Wunder«, sagte Leiri. »Menschentechnik im Wald.«
»Aber Ihr findet Euch zurecht?«, fragte Frafa.
Leiri sah sich um. Der Regen hatte nachgelassen, nur vereinzelte Nebelschwaden hingen noch zwischen den Bäumen. Es wurde heller, da, wo das Sonnenlicht durchkam, und allmählich staute sich eine feuchte Hitze unter dem Walddach, die unangenehmer war als zuvor.
»Nun, das ist kein richtiger Wald hier. Aber mit der Karte von dem Wichtel denke ich, dass wir uns an das Ziel herantasten.«
»Langsam«, warf Biste ein.
Die beiden Gnome funkelten ihn an und schleppten ihre Waffe weiter. Leiri ließ die Drohne wieder fliegen. Frafa verfolgte an der Neigung der Sonnensäulen unter den lichten Stellen, wie die Zeit während ihrer Wanderung verging.
Und dann, ganz unvermittelt, endete der Wald vor einer zerklüfteten Landschaft, auf der die Pflanzen nur hüfthoch standen. Dazwischen gab es viele freie Flächen mit dem moosartigen Gras. Schleimige Lianenvorhänge hingen von Kanten herab, ohne an Bäumen Halt zu haben, daneben wucherten purpurne Pilzgewächse wie gallertartige Stalaktiten an Vorsprüngen und in Öffnungen.
Wisbur beugte sich vor, schob mit dem Finger das Moos zur Seite und legte eine glatte Steinoberfläche frei.
»Leuchmadans Eingeweide«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Eine Mauer, und das da hinten sieht aus wie lauter Gebäude. Leute, das ist eine Stadt!«
Vorsichtig stiegen sie über die niedrige Mauer hinweg.
»Wir betreten eine fremde Siedlung. Sollten wir das mit der Waffe in der Hand tun?« Frafa fühlte sich unbehaglich.
Leiri umfasste ihr Gewehr fester. »Eine Ruinenstadt in einem Dschungel auf Leuchmadans Welt!«
»Und alles ist voll mit diesen Viechern!«, rief Segga.
Sie sahen sich um. Tatsächlich streiften Tiere zwischen den Bauwerken umher. Sie glichen einer Kreuzung zwischen Affe und Reptil, mit behaartem Leib, langen Gliedmaßen und einem Gesicht, das vage an eine Eidechse erinnerte. Aufgerichtet mochten sie so groß sein wie ein Alb oder wie ein Elf, aber meistens liefen sie auf allen vieren oder vornübergebeugt. Sie hielten Abstand zu den Neuankömmlingen.
Die Stadt war niedrig, unregelmäßig geformt und sah aus wie die zweidimensionale Projektion einer Ansiedlung, die auf halbem Wege stecken geblieben war, wie ein waagerechter, zerklüfteter Steilhang ... Im Grunde glich sie nichts, für das die Besucher Worte hatten. Schwarze Mauern bildeten kantige, wirr ineinandergreifende Formen. Löcher in den Wänden mochten Türen und Fenster sein, oder einfach nur Löcher.
»Es gibt keine Straßen«, stellte Biste fest.
Trotzdem kamen sie gut voran. Die Gebilde waren niedrig, vielleicht nur die Überreste von Gebäuden, die allerdings nicht erkennen ließen, wie die Bauwerke früher einmal ausgesehen haben mochten. Der kleine Trupp bewegte sich auf Oberflächen, die möglicherweise Dächer waren.
»Vielleicht sehen wir nur die oberen Stockwerke der ursprünglichen Siedlung«, vermutete Leiri. »Sie ist vielleicht eingesunken.«
Die Annahme lag nahe. Immerhin war das, was sie von der Stadt sahen, auch zugewachsen. Ranken zogen sich über die Mauern, Blüten schimmerten
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