Lichtbringer - Lichtbringer
er sich entschied. Eine der Bienen, die sie am Rande der Lichtung gesehen hatten, umschwirrte Frafas Kopf, und sie vertrieb das Tier mit einer Handbewegung. Es sah tatsächlich aus wie eine Biene, dunkel und mit Haaren am beflügelten Teil des Leibes. Es war das vertrauteste Geschöpf, das Frafa auf dieser Welt bisher gesehen hatte.
Waldron und Segga plapperten und zielten mit ihrer Waffe in das finsterste Buschwerk. Wisbur ging als Letzter, die Blaspistole in der Hand. Neben den zahlreichen Bäumen, die in leicht abgewandelter Form und Farbe vorkamen, und den schmarotzenden Ranken, die mitunter bis auf den Boden herabhingen, unterschied Frafa bald eine Vielfalt anderer Pflanzen: Da waren skelettartige Gewächse, die an Korallen erinnerten. Als buschgroßes Flechtwerk bildeten sie einen großen Teil des Unterholzes, doch mitunter strebten sie höher empor und glichen dann kahlen Bäumen im Winter. Es gab kaktusähnliche Sukkulenten, die aussahen wie behaarte Riesenzungen und die mit leckenden Bewegungen durch die Luft fuhren; stachelige Gräser, die bei Berührung splitterten wie Glas; Blüten, die farbigen Seeanemonen glichen oder bunten Gebilden aus kunstvoll gefaltetem Papier.
Frafa wies Biste auf alle Entdeckungen hin und bat ihn, Bilder zu machen, bis er einen kleinen automatischen Eidographen aus der Tasche zog und ihn ihr in die Hand drückte.
»Mach die Bilder selber«, sagte er. »Ich muss mich konzentrieren.«
Frafa hielt die Pflanzen mit dem Gerät fest, um sie später genauer zu betrachten. Die Biene blieb in ihrer Nähe und flog oft ins Bild - ein diffuser Fleck vor den scharf eingestellten Motiven. Frafa ärgerte sich.
»Wohin wollt ihr?«, fragte eine Stimme hinter ihr, und es war nicht Wisbur der Gnom!
Frafa fuhr herum.
Eine Elfe stand dort. Sie trug den Anzug eines Spähers und ein pneumatisches Gewehr, eine größere Ausgabe der Gnomenpistolen. Die Waffe hielt sie in der einen Hand, die andere lag auf Wisburs Kopf, und der Gnom stand betreten da.
»Und was wollt Ihr hier?«, erwiderte Frafa erschrocken.
»Ich erfülle meine Aufgabe und behalte die Umgebung des Lagers im Auge«, antwortete die Elfe. Die Biene landete auf ihrer Schulter.
»Ist das Euer Tier?«, fragte Frafa.
»Eine Drohne«, sagte die Elfe. Sie legte die Linke an ein Röhrchen, das sie an einem Riemen um den Hals trug. »Wir können durch ihre Augen sehen. Jeder Späher hat ein paar davon dabei. Diesmal sind wir besser gerüstet als bei unserem letzten Ausflug.« Sie musterte Frafa mit einem spöttischen Lächeln. »Nun beantwortet meine Frage.«
»Wir gehen zu dieser Stadt«, mischte Biste sich in das Gespräch ein.
»Er meint die Linien, die wir von Porfagilia aus gesehen haben«, erklärte Frafa. »Wir wollten sie uns genauer ansehen.«
Die Elfe legte den Kopf schräg, als würde sie noch anderen Stimmen lauschen. Dann sagte sie: »Der Wald ist möglicherweise gefährlich. Niemand weiß, was wir an diesem Ort finden.«
»Darum schauen wir ja auch nach«, knurrte Wisbur.
»Und auf Gefahren sind wir vorbereitet.« Waldron schwenkte die Waffe oder versuchte es jedenfalls. Er konnte nur seine Hälfte ein wenig anheben.
»Genau«, stimmte Segga ihm zu. »Wir sind Knochenmesser. Gefahr ist unser Geschäft.«
Die Elfe sah das kleine Volk an. Ein verächtlicher Zug umspielte ihre Mundwinkel, und sie schüttelte den Kopf. Wieder nahm ihr Blick diesen abwesenden Ausdruck an. Frafa erkannte, dass sie über eine Gesprächsverbindung mit dem Lager in Kontakt stand und noch jemand mithörte.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Unser Hauptmann hat keine Einwände, wenn ihr euch zuerst dort umseht. Aber ich soll euch begleiten, und wenn ich sage, wir hören auf, dann hören wir auf. Mein Name ist übrigens Leiri.«
Der Wald war erfüllt von Geräuschen, und es wurden mehr, je weiter sie sich vom Lager entfernten. Da war ein Laut wie von tropfendem Wasser, der leiser wurde und verstummte, wenn sie sich darauf zubewegten. Es knisterte und knackte im Unterholz und in den Baumkronen, sie hörten ein Rauschen über dem Boden und ein Flappen wie von unsichtbaren Schwingen hoch über den Bäumen.
Es wurde düster, und Frafa fragte sich schon, ob sie die Zeit auf dieser Welt falsch eingeschätzt hatte. Doch da ging ein brausender Regenguss nieder. Tropfen, groß wie Fäuste, schlug en in die Lücken zwischen den Bäumen, zerplatzten nicht auf dem Boden, sondern zerflossen ölig und versickerten im Moos. Zuckende Tentakel oder
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