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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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dunkelblau und fettig zwischen dem schweren Grün oder auf dem schwarzen Steinboden. Gedrungene Bäume mit klar unterscheidbarem Geäst wuchsen auf einigen der flachen Bauten, und ihre Wurzeln liefen wie Rinnsale über die Steine. Hinter vielen Löchern oder Türen waren Rampen zu erahnen, Treppen oder einfach nur Gebäudeteile, die so ineinandergeschoben waren, dass sie titanische Stufen bildeten, Wege in einen Keller oder ein tieferes Geschoss.
    Direkt vor ihnen ragte eine Fläche schräg nach oben. Darunter konnte man durch einen Spalt in einen niedrigen Raum blicken, dessen Boden abfiel, als wäre er an einem Ende eingestürzt. An der tiefsten Stelle dieser Kammer hatte sich eine Art Garten gebildet, von dem aus fleischige Ranken nach oben liefen wie Kabelstränge und zwischen den Steinen verschwanden. Die Pflanzen waren dunkler als das, was sie an der Oberfläche sahen, und sie wuchsen im finstersten Winkel des Raumes am üppigsten. Die Anlage ließ fast so etwas wie ein Muster erkennen, Beete, die einer eigenartigen Geometrie folgten.
    Frafa fröstelte, und das lag nicht daran, dass es mit der Abenddämmerung kühler wurde. Bisher hatten die Ruinen dieser Stadt keine Bedrohung offenbart. Die Mauern waren schwarz und düster, aber das schreckte eine Nachtalbe nicht. Schauderte sie vor der Fremdartigkeit der Kultur, die hier gewirkt hatte und deren ursprüngliche Beschaffenheit sich kaum erahnen ließ?
    Nein. Es lag an etwas anderem ...
    Es waren die Tiere, die in der Ruinenstadt hausten. Etwas wirkte falsch an ihnen, was Frafa jedoch nur unterschwellig wahrnahm und was sie doch zunehmend irritierte. Ob ihr magisches Gespür zurückkehrte und ihr etwas verriet, was den gewöhnlichen Sinnen verborgen blieb? Doch als sie die Kreaturen genauer musterte, erkannte sie schließlich, was sie störte.
    Normalerweise war es schwer, einzelne Exemplare einer fremden Spezies zu unterscheiden. Doch bei diesen Geschöpfen fiel es schwer, überhaupt ein gemeinsames Merkmal zu finden!
    Sicher - ein Eidechsenmaul, ein Fell mit Haaren, die an Fadenwürmer erinnerten ... bei flüchtigem Hinsehen schienen die Ruinen von einer Horde gleichartiger Wesen bevölkert zu sein. Doch wenn man ein wenig mehr auf die Einzelheiten achtete, zeigten sich Unterschiede in den grundlegendsten Dingen.
    Die meisten Kreaturen hatten vier Gliedmaßen, manche aber auch fünf oder sechs oder sieben. Auch die Geschöpfe mit einer ungeraden Zahl an Armen - oder Beinen - wirkten dabei nicht verkrüppelt, sondern auf eine eigene Weise symmetrisch. Nirgendwo sah man einen Stumpf oder eine Lücke oder ein anderes Anzeichen dafür, dass etwas fehlte. Das Maul war manchmal rund, manchmal eckig ... Es gab nichts, kaum ein Merkmal, das allen diesen Geschöpfen eigen war.
    Nur aus den Augenwinkeln betrachtet wirkte die Schar dieser fremden Wesen homogen. Doch es war eine Tierart, die in nicht zueinanderpassende Einzelteile zerfiel, sobald man nur einen genaueren Blick darauf warf. Auch ihre Begleiter betrachteten jetzt die Bewohner der Ruinenstadt.
    »Vielleicht sind es gar keine Tiere«, bemerkte Wisbur.
    Frafa zuckte zusammen. »Was?«, fragte sie.
    »Schaut«, sagte Wisbur. Er wies auf ein Exemplar, das sich in einer Senke zwischen Pflanzen bewegte und über die Blüten strich. Es sah nicht aus wie ein Tier auf Futtersuche. Seine Bewegungen wirkten aber auch zu ziellos für Feldarbeit.
    »Intelligente Wesen?«, hauchte Frafa. »Die Nachfahren der Erbauer, die zu Wilden geworden sind?«
    »Sie verhalten sich jedenfalls seltsam für Tiere«, sagte Wisbur.
    »Sie verhalten sich aber auch nicht intelligent«, widersprach Leiri. »Sie reagieren gar nicht auf uns. Sie haben weder versucht, uns anzugreifen, noch untersuchen sie uns oder nehmen Kontakt auf. Sie reden nicht einmal untereinander. Man sollte meinen, sie würden zumindest ... nun ja, sich versammeln und beraten, wenn irgendwelche Fremden in ihre Stadt kommen.«
    »Elfen würden das tun«, sagte Frafa. »Goblins würden die Fremden angreifen. Bei Menschen, Zwergen und anderen Völkern ... Nun, ich hätte eine gewisse Vorstellung, was man von ihnen erwarten kann. Aber wer weiß, was Wilde auf einer ganz fremden Welt tun würden?«
    »Oder fremde Tiere«, sagte Leiri. »Dass sie sich ungewöhnlich verhalten, beweist noch lange nicht, dass es keine Tiere sind.«
    »Wir könnten eines erschießen«, schlug Waldron vor.
    Segga nickte eifrig. »Du kannst das dann sizi ... sendi ... ich will sagen, zerschneiden und

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