Lichtbringer - Lichtbringer
zuckten. Frafa sah ihm an, dass er über eine Lüge nachdachte, aber es nicht wagte, sie auszusprechen. Er nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ohne Feitlaz hat der Nodus seine Kreativität verloren. Was bleibt, ist eine große Integrationsmaschine. Das Personal kann über die Konsolen in der Brücke weiterhin darauf zugreifen. Das reicht für Standardanwendungen und für Standardzauber, aber Feitlaz und Feitlaz allein konnte seine eigenen Zauber darüber verstärken und durch Verknüpfungen neue Zauber schaffen ...«
»Schilde? Ferntaster für die Aurenerkennung? Magie blockieren?«
»Das gehört zu den Grundfunktionen«, räumte Descidar ein. »Genau wie die Flugeigenschaften, den Göttern sei Dank. Ich habe keine Lust, auf dieser Lemurenwelt hängen zu bleiben! Was das Blockieren von Magie anbelangt ... Ich denke mal, das funktioniert nur noch bei magischen Angriffen gegen das Schiff. Ohne Feitlaz gibt es keine flexiblen Gegenzauber mehr. Du könntest gewiss einfach verschwinden und untertauchen, Frafa. Ich glaube nicht, dass der Nodus dich ohne Feitlaz noch aufspüren kann, wenn du dich wirklich gut abschirmst!«
Er sprach wieder vertraulicher zu ihr, seine Stimme klang lockend.
»Das reicht mir nicht«, erwiderte Frafa. »Und ich habe keine Zeit mehr. Nicht zum Plaudern und auch nicht, um lange nach einer Schwachstelle im Nodus zu suchen. Aber deine Schwachstellen kenne ich ganz genau, Descidar! Ich habe euch Menschen lange studiert. Ich kann meine Essenz in deinen Leib fließen lassen und jeden Nerv darin berühren. Ich kann dir das Gefühl geben, bei lebendigem Leib zu verbrennen, und ich kann dein Zeitgefühl so verändern, dass eine Sekunde dir vorkommt wie ein Jahr. Und du wirst nicht sterben und nicht das Bewusstsein verlieren, und dein Geist wird sich auch nicht an die Schmerzen gewöhnen. Wie viele Jahre willst du brennen, Descidar, bevor du mir verrätst, was ich wissen will?«
Frafa schaute ihm ins Gesicht. Nichts war geblieben von dem Doktor, den sie auf dem Empfang in Daugazburg kennengelernt hatte. Seine lässige Überheblichkeit, seine Schale aus Dreistigkeit, Sarkasmus und Abgeklärtheit, sie zerbrach, sobald eine Bedrohung greifbar wurde. Abenteuer und neue Erfahrungen, das hatte er damals gesucht. Aber Descidars Vorstellungen von Abenteuer ließen keinen Raum für Tod und Schmerzen und unkontrollierte Gefahr. Die Furchtlosigkeit, die Frafa an ihm bewundert hatte, war kein echter Mut. Sie wurzelte in einem sicheren und abgeschiedenen Leben, in der tiefen irrationalen Überzeugung, dass ihm im Grunde nichts geschehen konnte.
Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, ließ Taubheit in seine Gliedmaßen sickern, dann ein leichtes Prickeln. »Komm, Descidar, du kannst mir nicht erzählen, dass ihr das Ding hier eingebaut habt, ein nicht getestetes Experiment, ohne die Möglichkeit, es abzuschalten! Ohne eine einfache technische Möglichkeit, die jeder Menschenoffizier anwenden kann. Die Swankar anwenden konnte, die so wenig Magie hatte wie ein Mensch!«
Descidar sank auf die Konsole zurück und sackte zusammen. Zitternd streckte er den Arm aus und wies auf einen Kasten auf der anderen Seite des Kontrollraums. »Da - da«, sagte er. »Ein Anästhetikum. Ein leichtes Nervengift, das auf die Strukturen des Nodus wirkt. Dreh das Ventil ein wenig auf, und der Nodus dämmert oder schläft. Dreh es ganz auf, und er stirbt. Bitte, dreh es nicht ganz auf. Wir kämen nie wieder von hier weg.«
Frafa lächelte, aber sie ließ Descidars Kopf nicht los. Sie nickte Biste zu. »Du hast den guten Doktor gehört. Kümmere dich darum!«, sagte sie.
»Ah ja«, sagte Biste. »Ich hab übrigens die Tür blockiert. Von innen verriegelt.«
Er warf einen ehrfürchtigen Blick auf das zweite Schott, das zur Noduskammer führte. Als er daran vorbeiging, versuchte er, einen Blick durch das Sichtfenster zu erhaschen. Aber es lag zu hoch für einen Wichtel. Dann öffnete er die Klappe des Ventilkastens, und ein Alarm schrillte. Der Wichtel riss erschrocken an dem Hebel dahinter.
Descidar stieß einen erstickten Schrei aus. »Nicht so weit!«
Er wollte aufspringen, doch Frafa verstärkte ihren magischen Griff auf seinen Leib. Descidar sank zu Boden. Seine Muskeln waren erschlafft. Er wimmerte.
»Der Alarm!«, schrie Frafa ihn über das Schrillen hinweg an. »Wolltest du uns in eine Falle laufen lassen? Jetzt wissen sie oben auf der Brücke, was hier passiert.«
»Ja«, sagte Descidar matt. »Hast du
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