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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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fühlte die Umgebung.
    »Ja«, räumte sie ein. »Die Aura dieser Bewohner ist merkwürdig. Sie hat etwas Unstetes an sich, fast als wären die Kreaturen selbst nur Konstrukte und Teil der Anlage. Wir sind noch nicht bis an die Wurzeln des Ganzen vorgedrungen. Aber dieser Ort ist von allem, was wir bisher gefunden haben, noch das Begreiflichste. Wir hätten mehr Zauberer auf diese Expedition schicken sollen, nicht Kämpfer und Gelehrte!«
    »Oh ja«, flüsterte Barsemias. »Ich frage mich, wer so vehement dafür eingetreten ist, dass die Zauberer im Heimatwald gebraucht werden.«
    »Und das war auch richtig so«, schnitt Ledesiel ihm das Wort ab. »Sonst hätten wir kaum so viele retten können von unserem Volk. Lasst uns weitergehen. Der Ort ist nicht das, was er zu sein schien. Aber womöglich können wir uns trotzdem hindurchschleichen. Wir wissen, dass die Bewohner dieser Welt eine indirekte Taktik bevorzugen. Sie werden sich uns nicht offen in den Weg stellen.«
    Die Elfen schlichen weiter. Sie huschten gebückt hinter dem niedrigen gewachsenen Mauerwerk entlang und achteten darauf, dass man sie vom Schiff aus nicht sehen konnte. Schon nach wenigen Metern kamen sie nicht mehr weiter. Ein erhöhter Häuserblock ohne Deckung versperrte ihnen den Weg.
    »Du bist an der Reihe«, sagte Leiri zu Barsemias.
    Der sah sich um, wählte einen Durchgang und trat in einen Raum. Die anderen folgten ihm. Ein Gitter von Sonnenlicht fiel durch unsichtbare Schlitze im rankenüberzogenen Dach. Auf dem Boden standen Reihen violetter Blüten mit tiefem Kelch, umschwirrt von den mückenartigen Kreaturen, die die Elfen in der letzten Nacht so belästigt hatten. In einer Ecke des Raumes saß ein Echsenaffe mit sieben Beinen. Er starrte die Elfen aus einem einzigen leer wirkenden Auge an und massierte geistesabwesend einen Strauch mit Hunderten von fleischigen roten Blättern.
    Barsemias konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er bog ein Blatt um und schaute in einen der Blütenkelche. Eine Mücke saß darin, Staubfäden klebten an ihr wie Tankschläuche an einem bitanischen Flugschiff. Durch die transparente Hülle der Staubfäden konnte Barsemias sehen, wie eine Flüssigkeit aus dem Tier herausgepumpt wurde und sich langsam im durchsichtigen Fruchtblatt sammelte. Milbenartige Punkte wimmelten überall im Inneren der Blüte herum und drückten feine Flimmerhärchen zusammen, die den Kelch bedeckten.
    Barsemias zuckte zurück.
    Sie stiegen eine Rampe hinunter in die Tiefe und bahnten sich unter der Erde einen Weg auf das Schiff zu. Wenn sie keine natürliche Verbindung zwischen den Kellerräumen fanden, öffnete Barsemias mit seinen Fähigkeiten ein Tor. Er macht so selten wie möglich davon Gebrauch. Auf dem verseuchten Boden war es anstrengend, selbst bei so kleinen Dimensionszaubern. Und es kostete Kraft, den Weg für die auserwählten hundert Elfenspäher offen zu halten.
    Ledesiel wurde langsamer. Immer öfter schien sie in Meditation zu versinken. Endlich blieb sie stehen und hob die Hand. Sie sah kreidebleich aus.
    »Wir kehren um«, sagte sie.
    »Was?« Barsemias war entgeistert.
    »Raus hier«, befahl Ledesiel. »Sofort.«
    Die ersten Späher machten kehrt, aber Leiri trat ihrer Anführerin empört in den Weg. »Wir haben Verbündete dort drin. Sie zählen auf uns!«
    »Genau«, bestärkte Barsemias sie. »Elfen lassen ihre Gefährten nicht im Stich. Wir werden uns an die Absprachen halten.«
    Ledesiel packte ihn am Arm. Ihr Griff tat weh. Sie zerrte ihn einfach mit sich, und der Trupp zog sich zurück. Manch ein Späher warf einen enttäuschten Blick über die Schulter zurück.
    »Wir waren fast da!«, knurrte einer der Späher.
    »Das Schiff ist nicht bloß hier gelandet«, sagte Ledesiel, als Barsemias das nächste Tor durch eine geschlossene Wand öffnete. »Es hat sich in diese Stadt hineingeschnitten. Es steckt in den Mauern wie ein Dolch im Leib eines Trolls, eine schwärende Wunde, die schmerzt und die die Bestie wütend macht. Ich habe die Schäden gesehen, die Risse, die sich durch das ganze Pflanzennetz ziehen, Wände mit feinen Myzelien, die gegeneinander verschoben waren. Mit jedem Schritt wurde es schlimmer.«
    Ledesiel zog Barsemias jetzt nicht mehr, sie musste ihn stützen. Er hatte den Trupp hierher gebracht, und alles war vergebens. Der Rückweg kam ihm viel länger vor als der Weg, den sie vorher zurückgelegt hatten, und er war erschöpft.
    »Da regt sich etwas in der Tiefe«, sagte Ledesiel hastig,

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