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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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dann fügte sie alle Bilder zusammen, ließ eine kinegraphische Geschichte entstehen: wie der Stein auf ihre Welt prallte, auf eine gesunde Welt mit Wäldern und mit grünem Gras und bunten Blumen, und wie sich daraufhin alles verwandelte, wie das Grün einen Stich von Violett bekam, wie Blätter und Zweige sich verformten und fremde Stoffe in den Zyklus des Lebens Einzug hielten.
    Und dann war sie fertig und hatte ihre Geschichte erzählt.
    Als Frafa die Kontrolle über den Nexus aufgab, flog sie wie von selbst empor. Der Boden ihrer Heimat blieb unter ihr zurück, die Welt verschwand in der Schwärze, und es fühlte sich so wirklich an, dass ihr die Tränen kamen.
    Ihr Blick verschleierte sich, dann kehrten Licht und Farben wieder, und Frafas Geist war an einem anderen Ort - in einem alchemistischen Labor! Es sah modern aus, so modern wie nur irgendwo in der Union. Aber sie war nicht an einem Ort, den sie kannte. Die Gelehrten in diesem Labor waren dieselben affenähnlichen Geschöpfe, die sie eben noch still vor ihren Behausungen gesehen hatte. Ihre Kleidung hatte sich verändert. Enge Gewänder lagen um ihren Leib, und sie bewegten sich zwischen Kolben und Kochern und Messgeräten, die Frafa vage an die vertraute Technologie einer Akademie erinnerten.
    Sie spürte eine Berührung am Arm und zuckte zusammen. Sie hatte tatsächlich einen Arm! Wieder stand sie mit ihrem ganzen Leib inmitten der Szenerie, doch ohne dass sie selbst ihn geformt hätte. Der Echsenaffe neben ihr schien so wenig an diesen Ort zu gehören wie sie. Seine luftige Garderobe war dieselbe wie in Frafas erstem Nexusbild, und er mochte vielleicht dasselbe Geschöpf sein, das sie zu Beginn ihrer Reise hatte blinzeln sehen.
    Er fasste sie am Arm und führte sie durch das Labor wie bei einer Besichtigung. Er sprach kein Wort, und die Gelehrten beachteten ihn so wenig wie Frafa. Untereinander redeten die Echsenaffen sehr wohl, in zischenden, abgehackten Sätzen. Frafa roch die chemischen Stoffe, die hier brodelten, und was ihr so schwer gefallen war, in dieser Illusion gelang es perfekt: Das Blut der Erde gluckste träge in einzelnen Zylindern, und Frafa sah es nicht nur, sie roch es, sie fühlte seine Aura, seine magische Macht. Wie war das möglich in diesem künstlichen Abbild?
    Es war so vollkommen, dass Frafa zauderte. Ob eine Berührung mit diesem Blut ihre Aura wohl ebenso mutieren ließe wie den Leib?
    Ihr Führer wies auf einzelne Anlagen, führte sie durch Korridore aus Fels und Beton vorbei an Wänden, die gewachsen wirkten - ein Labor ohne Fenster und unglaublich verzweigt. Frafa verstand kaum, was hier vor sich ging, doch an manchen Stellen, wenn ihr Führer sie aufmerksam machte, erkannte sie Einzelheiten. Sie sah, wie einzelne Grundstoffe zusammenkamen, wie die fremden Gelehrten Strukturen manipulierten, wie sie erste Ansätze züchteten, vermehrten und veränderten.
    Nein. Frafa korrigierte ihren ersten Eindruck. Diese Forschungsstätte war nicht so modern wie die Einrichtungen in der Union - sie war weiter, unvergleichlich viel weiter entwickelt!
    Ihr Führer brachte sie über einen Aufzug hinauf, und plötzlich stand sie in einer durchsichtigen Kuppel. Über ihr wölbte sich kein Himmel, nur die Schwärze des Abyss. Sterne funkelten tief im Abgrund und zogen langsam vorüber. Schließlich erschien die rötliche Sonne von Leuchmadans Welt am nahen Horizont, und kurz darauf Leuchmadans Welt selbst tief unter ihnen.
    Und dahinter folgte etwas anderes.
    Ein Leuchten kam auf sie zu, erst matt und klein, dann größer und heller. Es raste heran, von Feuer umflort und in so blendendes Licht gehüllt, dass Frafa die Augen schließen musste. Sie schrie auf und fühlte sich fortgestoßen. Kälte berührte ihre Haut. Frafa riss die Augen wieder auf. Sie trieb allein in der Schwärze. Fern von ihr kreiste Leuchmadans Welt, die Sonne, die Sterne. Steine wirbelten um sie herum, glühten noch oder brannten. Ein Lichtpunkt verschwand in der Ferne. Etwas wie ein Berg trieb von ihr fort, rauchend und lodernd und von einer Narbe gezeichnet wie von einem Biss. Er drehte sich träge und entschwand in der Finsternis zwischen den Sternen.
    Und Frafa begriff.
 
    Frafa fuhr hoch, und Barsemias ergriff ihre Hand. Sie saß auf dem Boden der Behelfsbrücke, tief im gepanzerten Herzen der Lichtbringer. Alles kam ihr so unwirklich vor. Die Bilder im Nexus hatten eine Klarheit gehabt, die Empfindungen eine Schärfe, mit der verglichen die Wirklichkeit matt

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