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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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unverwandt zu dem Tisch, an dem Frafa mit dem Doktor saß. Sie rutschte so hastig zurück auf ihrem Stuhl, dass die Beine laut über das Parkett schabten.
    »Sie arbeiten für Gulbert?«, fragte sie den Doktor.
    Descidars Lippen hatten bislang bei allem, was er tat oder sagte, einen spöttischen Zug beibehalten. Nun zuckten sie beinahe schmerzlich. »Nicht direkt. Ich bin für eine kleine Biotechnologie-Firma in Bitan tätig. Gulbert ist Anteilseigner und Vertreter im Aufsichtsrat. Aber er hat ... Interesse an meinen Projekten.«
    Gulbert kam auf sie zu. Frafa erhob sich halb und erwog, die Flucht zu ergreifen, bevor der Zauberer an den Tisch kam. Aber das wäre zu unhöflich gewesen. Aldungan hätte es nicht gebilligt.
    Frafa hob den halb leeren Teller. Am liebsten hätte sie ihn sich wie einen Schild vor den Leib gehalten. Sie setzte ein bemühtes Lächeln auf.
    Gulbert trug einen strahlend weißen Anzug aus Leinen, das Hemd unter dem Jackett setzte dagegen einen bläulichen Konter, kaum mehr als der Schimmer auf einer klaren Eisfläche. Gulberts Bart und sein Haupthaar waren so weiß wie eh und je. Die Haare fielen ihm in wirren Strähnen auf die Schultern, aber den Bart trug der Zauberer nicht mehr so lang und wallend wie in alten Tagen. Sorgfältig geschnitten, reichte er ihm nur mehr bis zur Brust.
    Seine breiten Zähne funkelten hinter den dicken Lippen.
    »Schau, die Dame Frafa«, begrüßte er sie und machte Anstalten, sie zu umarmen. Aber dann hätten die Speisen auf ihrem Teller einen Abdruck auf seinem Bart hinterlassen, und somit hatte das Geschirr in ihrer Hand seinen Zweck erfüllt.
    »Herr Gulbert.« Frafa deutete einen Knicks an. »Ich hoffe, Sie genießen diese kleine Feier, die Herr Aldungan für Sie vorbereitet hat?«
    »Für mich?« Gulbert beschrieb eine abwehrende Geste mit der Hand. »Wohl kaum. Dieser Tage bin ich nicht mehr als ein Privatmann. Wer würde einen solchen Aufwand treiben wegen meiner Person? Sind wir nicht alle alt geworden in diesen Zeiten und haben uns zur Ruhe gesetzt, meine Dame? Aldungan hat Minister und Generäle zu Gast heute Abend. Sehr generös von ihm, dass er seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Wenn ich auch sagen muss, an seinem Buffet hapert es ein wenig.«
    »Verzeiht.« Der Servierer meldete sich mit einem Bückling zu Wort. »Die Bahnlinie in den Süden ist unterbrochen. Einige Lieferanten haben unerwartete Schwierigkeiten, und wir mussten bei manchen Speisen umdisponieren ...«
    »Fürwahr, die infamen Elfen!« Gulbert schüttelte den Kopf. »Diese Umtriebe müssen ein Ende haben, meinen Sie nicht auch, Dame Frafa?« Seine buschigen Augenbrauen sträubten sich sorgenvoll. »Ich muss sagen, ich schäme mich meiner früheren Untertanen. Sie vergeben mir hoffentlich die Unannehmlichkeiten, die Ihnen hier durch mein Versagen entstanden sind? Ich beneide Sie darum, wie wohlgeordnet Sie Ihr Land in die Union geführt haben.«
    Frafa wich einen kleinen Schritt zurück. »Sie schmeicheln mir, Gulbert. Ich hatte längst nicht mehr die Verantwortung für das Land, als die Union geschlossen wurde.«
    »Nein.« Gulbert runzelte sorgenvoll die Stirn. »Es ist schon wahr: Noch immer tut es mir in der Seele weh, wie wenig ich damals, bei der Begründung unseres Bündnisses, meiner Verantwortung gerecht geworden bin. All die Jahre habe ich darum gekämpft, die Sezession zurückzunehmen und die Elfen in unseren Bund zurückzuholen.«
    »Na, das wird sich vielleicht bald ändern.« Doktor Descidar stand auf und trat zwischen sie. »Bei dem Ausmaß, das diese Anschläge inzwischen erreicht haben, findet sich womöglich bald eine Mehrheit, die den gewaltsamen Anschluss der Elfenländer befürwortet. Zumindest dürfte die Regierung in Opponua das Budget für weitere Nodus-Kampfschiffe wohlwollend diskutieren. Glauben Sie nicht auch, Gulbert?«
    Er zwinkerte dem Zauberer zu.
    Gulbert musterte ihn missbilligend. »Ich finde die Haltung zynisch, die Sie zu diesen ruchlosen Anschlägen an den Tag legen, Doktor Descidar.« Er wandte sich zu Frafa hin und lächelte wieder. »Man sollte beim Essen nicht über Geschäfte sprechen. Und nicht über Terroristen. Das macht den Magen sauer.«
    Frafa trat einen Schritt zurück. »Vielleicht finden wir später Zeit für eine ausführlichere Unterhaltung, bevor Sie wieder abreisen«, sagte sie halbherzig.
    Aber es war Doktor Descidar, der darauf antwortete.
    »Das würde mich freuen«, hörte sie seine fröhliche Stimme, als sie

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