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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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davoneilte. »Wenn ich diese Gelegenheit verstreichen lasse ... wer weiß, ob ich jemals wieder nach Daugazburg komme und Sie noch einmal sehe!«
 
    Frafa verließ die Räumlichkeiten, die für den Empfang hergerichtet waren, und fuhr in den 52. Stock hinauf. Sie betrat ihr Büro und schaute aus dem Fenster. Die Lichter draußen vereinigten sich in der Ferne und strebten empor zur grandiosen Silhouette der Innenstadt von Daugazburg - Hunderte kleinerer und größerer Wohn- und Geschäftstürme, die silbrig beleuchtet unter dem klaren Sternenhimmel glänzten.
    Frafas Blick suchte andere Formen im Lichtermeer, ein anderes Daugazburg. Unter einer hell erleuchteten Hauptstraße konnte sie noch den Verlauf eines mächtigen Walls erahnen, der nur in der Linienführung des Stadtgrundrisses überlebt hatte. Die Halle der Helden hatte die Zeiten überdauert und kauerte nun wie ein unförmiger Käfer zu Füßen der höchsten Türme.
    Der Anblick brannte in Frafas Augen, und wie von selbst bewegte sie die Hand und zog den Hebel, der die Scheibe schwarz werden ließ. Die Stadt, wie sie war, verschwand.
    Wie viele Städte kann man zur gleichen Zeit vor sich sehen, mit den Augen und mit der Erinnerung, ohne in seinem Innersten zu zerreißen?
    Frafa wandte sich ab. Ihr Büro lag zu offen, um eine Zuflucht zu bieten. Doch es gab andere Orte in dieser Zitadelle.
    Sie fuhr zwei weitere Stockwerke nach oben, hinauf in Aldungans Allerheiligstes, zu seinen persönlichen Gäste-, Empfangs- und Besprechungsräumen, über denen sich nur noch sein Wohnbereich befand. Hier war der Teppich so weich und so lebendig wie in Frafas eigener Stadtwohnung. Sie zog die Schuhe aus und lief barfuß über die züngelnden Fasern. Vor einer mit Leder gepolsterten Türe hielt sie inne und legte die Hand auf den Aurentaster.
    Nichts geschah.
    Hatte Aldungan die Türschlösser verändert, oder war der Mechanismus defekt? Frafa zögerte kurz. Dann zuckte sie die Achseln. Sie war kein Mensch, der sich von einem falsch eingestellten Aurentaster aufhalten ließ!
    Sie ließ ihre Aura in den Taster hinein ausgreifen. Dahinter lag ein thaumaturgischer Kristall, ein Hauch von Magie, vernetzt mit technischen Komponenten: mit einer Datenbank, einer Sensormatrix, mit Alarmsystemen, einer Aurenfalle ... Frafas Geist schlängelte sich an allem vorbei, was ihr im Weg stand, und prägte sich dem Kristall auf. Es klickte in der Wand, und mit einem leisen Zischen sprang die Tür einen Spaltbreit auf.
    Eine Tür aus Leder und Holz mit einem Kern von Stahl, verschlossen von drei Riegelbolzen -Aldungans Kaminzimmer war wie eine Festung. Doch wenn man erst einmal darin stand, war wenig von dem harten Panzer zu spüren, der diesen Raum umgab: Die Wände waren mit Leder verkleidet, geschwungenes Holz und warme Lederbezüge bestimmten die Möbel. Gleich hinter der Tür stand ein großer Tisch mit einer Platte aus rotbraunem Marmor. Es gab Schränke für Gläser und Getränke, und am anderen Ende des Zimmers einen Kamin, in dem beständig ein magisches Feuer glühte, einige Sessel mit hoher Lehne und davor eine Couch, dazu ein schweres Bücherregal in einer Nische zwei Schritte entfernt.
    Papiere lagen auf dem Tisch ausgebreitet; anscheinend hatte Aldungan hier gearbeitet. Ob er wohl das Türschloss neu geprägt hatte, weil seine Arbeit vertraulich war? Frafa beugte sich über die Unterlagen. Seit tausend Jahren arbeitete sie nun mit Aldungan zusammen - schwer vorstellbar, dass er Geheimnisse hatte vor ihr.
    Ein Siegel oder ein Signet am Rand eines Blattes fing ihre Aufmerksamkeit. »Die Insel der Seligen« stand in verschnörkelten Buchstaben inmitten eines Musters, das an einen Wald mit verschlungenen Kronen erinnerte oder an ein säulengestütztes Dach. Die Worte weckten ein vages Erinnern in Frafas Geist. Diese Bezeichnung hatte sie schon einmal gehört. Eines von Aldungans Unternehmen?
    Es fiel ihr nicht mehr ein.
    Vermutlich etwas Belangloses, das sie aufgeschnappt und dann wieder vergessen hatte. Aldungan hatte seine Finger in vielen Dingen, und Frafa war nicht in alles eingeweiht.
    Flüchtig streifte ihr Blick eine Reihe Zahlen ... Geschäfte vermutlich. Sie erinnerte sich daran, wie Aldungan sich einmal abfällig über Krämer und Kaufleute geäußert hatte, doch das war lange her. Heute war alles Geschäft.
    Frafa lächelte.
    Wenn man es so betrachtete, hatten die Krämerseelen und Kaufleute den alten Magier am Ende doch in die Knie gezwungen und zu einem der ihren

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