Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
gemacht.
    Sie ging zum Kamin, stand eine Weile vor den Flammen und setzte sich dann auf das Sofa.
    Das falsche Feuer prasselte, Lichter schillerten sanft an den Wänden. Aldungans Zitadelle - und Frafa fühlte sich tatsächlich geschützt vor der Welt. Sie war dem lärmenden Empfang da unten entrückt, die Lehne des Sofas schirmte sie wie ein Schutzwall von allem ab, auch von dem Raum selbst. Frafa schlug die Beine unter und kauerte sich in ihre Nische.
    Sie fühlte sich immer noch erschöpft. Die Reise nach dem Zwischenfall am Zug war beschwerlich gewesen. Es bedurfte mehr als der üblichen Meditation, damit sie sich von dem Zauber erholte, den sie dort gewirkt hatte. Der Gedanke war verlockend, die Nacht hier zu verbringen, allein. In den Morgenstunden, wenn die meisten der menschlichen Gäste fort waren, ergab sich vielleicht die Gelegenheit zu einigen ungestörten Worten mit ihrem alten Meister.
    Frafa konzentrierte sich, riss den Äther um sich auf und zog ihre Aura ganz nach innen. Sie schirmte sich ab, wurde zu einer Lücke in der Wirklichkeit. Sie dämpfte ihre Lebensfunktionen und versenkte sich in Meditation. Niemand würde sie jetzt aufspüren können, niemand würde sie stören. Die Welt versank in Stille, und die Zeit hielt inne. Frafa löste sich von allem.
 
    Da waren Stimmen in ihrem Kopf. Frafa hörte sie wie das ferne Flüstern von Wind in den Blättern, und als sie ihrer gewahr wurde, wusste sie nicht, wie lange sie schon da waren. Sie haschte nach den Lauten, ohne ihre Trance zu verlassen, wob die Worte in ein Netz bedeutungsloser Assoziationen.
    Blut.
    Scherben.
    Bruder.
    Die Insel der Seligen.
    Pläne.
    Ein Verstehen dämmerte in ihr auf, das aus den raunenden Stimmen mehr werden ließ als ein bloßes Echo in ihrem Kopf. Ein Gefühl zupfte am Rand ihres Verstandes, geleugnet von einem Geist, der sich allem Körperlichen entrückt fühlte. Neugier. Stark genug, um Frafas Bewusstsein aufsteigen zu lassen.
    Verschwommen sah sie das Flackern der Flammen. Hörte die Unterhaltung. Erkannte die Stimmen.
    Aldungan und Gulbert waren hereingekommen, während sie meditierte. Die beiden Zauberer saßen hinter ihr am großen Tisch. Wussten sie, dass Frafa im Raum war, verborgen von der Sofalehne und magisch abgeschirmt, wie sie war? Frafa hörte, wie Hände in Papieren blätterten. Sie erwog, sich zu erkennen zu geben, aber sie zögerte.
    Mit Aldungan hatte Frafa seit tausend Jahren mehr Unternehmungen und geheime Winkelzüge geplant, als ein Mensch zählen konnte. Da schien es kaum eine Rolle zu spielen, ob sie nun etwas hörte, was nicht für ihre Ohren bestimmt war. Wäre ihr Lehrmeister allein hier gewesen, hätte sie sich einfach zu ihm gesellt und sich darauf verlassen, dass der uralte Alb kein Wort darüber verlor.
    Aber bei Gulbert war es anders.
    Sie traute ihm nicht.
    »Ich muss zugeben, es war von allen möglichen Orten der ungünstigste«, stellte Gulbert gerade fest.
    »Du selbst hast den Brand entfacht«, erwiderte Aldungan. »Wolltest du nicht die Flammen lodern lassen und auf dem Wind gleiten, der davon aufsteigt?«
    »Ja, kehr du nur den lyrischen Nachtalb heraus. Aber es war deine Kreatur, die uns in den Rücken gefallen ist.«
    »Meine Kreatur?« Aldungan lachte. »Ich habe sie nicht erschaffen. Genau genommen ist die Fatu sogar älter als ich und verfolgt ihre eigenen Pläne. Ich habe niemals versucht, ihr das zu verwehren. Du weißt, wie wir spielen: hier und da ein kleiner Stoß. Solange die Richtung der Bewegung insgesamt stimmt, mag jede Kugel ihren eigenen Weg nehmen.«
    Gulbert schnaubte. »Diese Kugel hat meine Kegel umgestoßen. Die Bewegung stimmt immer noch, aber mir fehlen nun die Mittel, um sie richtig zu nutzen.«
    Frafa hörte einen Ledersessel knarzen, so als würde jemand sich zurücklehnen. »Finde Ersatz.«
    »Menschenkinder mit einem Gespür für Magie wachsen nicht auf Bäumen.«
    Frafa kauerte wie erstarrt auf der Couch. Sie ließ kein Leben in ihr Fleisch, aus Angst, sich damit zu verraten. Zuerst hatte Frafa geglaubt, dass die beiden von dem Anschlag auf die Bahnlinie sprachen und dass möglicherweise Gulbert dahintersteckte. Hatte nicht Doktor Descidar festgestellt, dass Gulbert einen Nutzen zog daraus? Aber nun redeten sie von Kindern, und dass Gulbert welche brauchte. Wo war da der Zusammenhang?
    Und hatte Aldungan seinen alten Feind Gulbert wirklich einen »Bruder« genannt, ganz am Anfang, in jenen Teilen des Gesprächs, die Frafa nur unvollständig

Weitere Kostenlose Bücher