Lichtbringer - Lichtbringer
drehten sich in der Luft, bis die Skalkare unter Frafa waren. Die viel zu kleinen Flügel konnten kaum die Kreaturen selbst tragen, geschweige denn eine weitere Last. Sie fingen nur den Sturz ab, und zwölf Meter tiefer dämpften sie Frafas Aufprall mit dem eigenen Leib.
Knochen krachten, Fleisch klatschte dumpf auf die Pflastersteine. Es presste Frafa die Luft aus den Lungen. Sie spürte, wie der Knochen aus dem Hüftgelenk sprang, wie ihr Unterarm brach. Schmerzen wühlten in ihrem Leib, wo sie auf einem Skalkar aufgeschlagen war. Eine gebrochene Rippe der Dienerkreatur hatte sich durch ihre Haut gedrückt wie ein Speer.
Frafa lag da und bekam keine Luft. Sie versuchte zu atmen, aber der Schmerz drückte gegen ihre Lungen, und sie keuchte. Mühsam hob sie den Kopf und schaute zu den geborstenen Fenstern hinauf. Sie suchte nach Schatten, die an der Fassade herabkrochen. Aber auf dem rotgrauen Stein war nichts zu sehen im fahlen Morgenlicht.
Passanten kamen heran. Zwei Gnome streckten die Hand nach ihr aus, zögerten.
Frafas Wunden heilten. Sobald sie sich ein wenig aufrichten konnte, streckte sie sich. Der Hüftknochen rastete ein. Zentimeterweise schob sie sich von der fremden Rippe herunter, die in ihrem Brustkorb steckte.
Die Gnome überwanden ihre Scheu und reichten ihr die Hand. Frafa stützte sich darauf und kam frei. Dann fasste sie nach ihrem eigenen gebrochenen Arm, zog daran und ließ den Knochen wieder zusammenfließen.
Weitere frühe Fußgänger versammelten sich um sie, Kobolde, Nachtmahre, Menschen. Sie wirkten müde zu dieser Übergangsstunde, zu spät für die Finstervölker und zu früh für die Völker des Tages. Sie sahen Frafa an, schauten zu den beschädigten Fenstern empor.
Frafa griff nach ihrem Kleid, das zwischen den Skalkaren lag.
»Ein Arzt? Hat jemand einen Arzt gerufen?« Eine Frau hielt ein Phonofor in der Hand.
Frafa winkte ab. »Ich ...«, krächzte sie, hustete dunkelgrünes Blut aus den Lungen. »Ich kümmere mich darum.«
Sie stand auf. Das Loch in ihrem Leib schloss sich schon. Blutflecke blieben zurück und wurden von der Haut aufgesogen, während Frafa sich das Kleid überstreifte. Sie taumelte auf den Eingang des Apartmenthauses zu, und die Schaulustigen gingen ihr nach wie ein schäbiges Gefolge.
»Dame Frafa!« Der Kobold am Empfang blickte erschrocken auf.
Frafa straffte sich, während sie auf ihn zuging. »Ich musste aus dem Fenster flüchten. Etwas ist in meiner Wohnung.«
»Ich schicke sofort die Goblins hoch.« Der Kobold hämmerte auf einen Alarmknopf. Dann stellte er sich auf seinen Stuhl und wandte sich über Frafas Kopf hinweg an die Menge: »Verschwindet. Verschwindet! Das ist ein privates Haus! Kein Zutritt, kein Zutritt! Ich rufe die Polizei.« Der Kobold hüpfte auf und nieder, bis zwei Goblins in die Halle kamen.
»Bei der Dame Frafa, in der Wohnung! Eindringlinge!«, rief er ihnen zu. »Ruft die Reserve. Bringt die Leute raus!«
Die Goblins schauten sich verwirrt um. Einer betätigte sein Sprechgerät, der zweite uniformierte Hauswächter trat auf die Eingangstür zu und ließ den Gummiknüppel in die Linke klatschen. Die letzten Neugierigen flohen eilig nach draußen und gesellten sich zu jenen, die sich an der gläsernen Hausfront die Nase platt drückten.
Der Pförtner verriegelte die Tür und ließ die Jalousien herunter.
»Soll ich die Polizei rufen?«, fragte er Frafa. »Oder soll es ... vertraulich bleiben?«
Die beiden Goblins verschwanden im Fahrstuhl. Die Lamellen vor dem Fenster schlossen sich, und es wurde immer dunkler in der Halle. Frafa fröstelte. Sie lenkte sich ab, indem sie mit einem beiläufigen Zauber ihr Gewand glättete und säuberte.
»Warte noch«, sagte sie. »Und mach das Licht heller.«
Der Kobold gehorchte. Die Leuchtröhren unter der Decke entflammten von einem matten Gelb zu einem so hellen Weiß, dass es Frafa in den Augen brannte. Die Schatten wichen, und keine unnatürlichen Formen blieben zurück. Frafa fühlte sich ein wenig sicherer.
Der Kobold beäugte sie. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Dame Frafa? Soll ich wirklich niemandem Bescheid geben?«
»Mein Chauffeur«, sagte Frafa. »Weck ihn. Er soll mich abholen. So rasch wie möglich!«
Der Kobold gehorchte. Kurz danach summte sein Sprechgerät, und er wechselte einige Worte mit den Wachgoblins in Frafas Apartment.
»Sie haben einen nackten Mann gefunden«, teilte er ihr mit. »Er hat sich in Ihrer Wohnung herumgetrieben.«
Doktor Descidar!
Frafa
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