Lichtbringer - Lichtbringer
schlug die Hand vor den Mund.
»Ist er in Ordnung?«, fragte sie hastig. »Er war ein Gast von mir!«
»Oh.« Der Kobold grinste. »Er war in Ordnung, als die Goblins ihn gefunden haben. Jetzt hat er ein paar blaue Flecke ... Aber sonst war niemand da. Ich habe sonst auch niemanden hereingelassen.«
»Ich weiß«, sagte Frafa.
»Was hätte denn da sein sollen?«, fragte der Pförtner. »Sollen die Wachleute sich weiter umsehen?«
Frafa dachte nach. Die merkwürdigen Schatten waren fort, oder sie verbargen sich in einem finsteren Winkel ihrer Wohnung. Die Goblins würden nichts ausrichten können gegen sie, und Frafa hatte nicht vor, so schnell wieder nach oben zu gehen. Nicht, bevor sie nicht wusste, was sie dort heimgesucht hatte!
»Nein«, sagte sie. »Sie können sich zurückziehen. Ich kümmere mich selbst darum. Aber sorge für Doktor Descidar, und beschaffe ihm etwas zum Anziehen.«
Frafa ging wieder auf die Tür zu.
»Tut mir leid, dass die Wachleute Ihren Gast hart angefasst haben«, sagte der Kobold. »Aber sie langweilen sich hier unten, und sie wussten nicht, dass es dort oben auch einen erwünschten Besucher gibt.«
»Es ist in Ordnung.« Frafa winkte ab, ohne sich umzudrehen. Eine grundlose Heiterkeit stieg in ihr auf wie ein leichter Rausch. »Doktor Descidar wollte die exotischen Gebräuche von Daugazburg kennenlernen. Nun hat er außer den Nachtalben noch die Goblins erlebt, und er wird sich nicht beklagen können.«
Ciriador schreckte nach kurzem Schlummer auf. Er saß auf einem Stuhl vor der Verbindungstüre zu Gulberts Räumen und sorgte dafür, dass sein Herr nicht gestört wurde. Er lauschte. Alles blieb still, dennoch stieg ein Frösteln in ihm auf. Ciriador holte eine Decke, aber die Kälte schien aus seinem eigenen Inneren zu kommen. Er rückte von der Tür weg, drehte das Licht heller und schlief unruhig weiter.
Als er das nächste Mal erwachte, schien die Sonne durch ein Fenster in den Flur. Der Morgen war angebrochen, und Gulbert stand vor ihm. Der alte Zauberer wirkte grau und erschöpft, die Haare klebten ihm in feuchten Strähnen im Gesicht.
Ciriador sprang so rasch auf, dass der Stuhl umkippte.
»Herr Gulbert!«, rief er. »Hatten Ihre Bemühungen Erfolg?«
Der Zauberer schüttelte müde den Kopf. »Es war zu spät.« Er blinzelte in Richtung Fenster. »Ich wurde aufgehalten letzte Nacht.«
»Aufgehalten?« Ciriador blickte schuldbewusst zu Boden und fragte sich, ob er wohl nicht in ausreichendem Maße für die Ruhe seines Herrn gesorgt hatte.
»Es war schon zu hell, als ich meine Sendung vollenden konnte. Ich fürchte, sie wurde zu früh entdeckt und die Beute ist entkommen.«
Er sah seinen Diener an und rang sich ein Lächeln ab. »Es ist nicht schlimm. Es gibt andere Wege. Sorg bitte für Ordnung in meinem Schlafzimmer, während ich bade; da muss ein toter Gnom fortgeschafft werden. Du hast gewiss Leute bei der Hand, denen man in diesen Dingen vertrauen kann.«
Ciriador nickte und wandte ein: »Nur ein Bad, Meister Gulbert? Sie brauchen Schlaf!«
Gulbert wies auf das Fenster. »Schau her, es ist heller Tag! Ich habe nicht vor, mich unter die Finstervölker zu mischen und im Sonnenlicht zu schlafen. Außerdem fehlt mir nicht Schlaf. Dieser Gnom hat mich derart voll Gift gepumpt, dass ich eine Weile brauchte, um meinen Körper zu reinigen. Nach dem Bad werde ich munter genug sein, um den Tag zu nutzen.«
Ciriador folgte Gulbert ins Schlafzimmer. Dort sah er zertrümmerte Möbel, die zur Seite geräumt worden waren. An der freien Stelle hatte Gulbert mit Schnüren mehrere Kreise gezogen, hatte farbigen Kreidestaub zu verschlungenen Symbolen ausgestreut und bunte Lampen aufgestellt. Neben dem Bett lag der zerschmetterte Körper eines Gnoms, halb hinter einem Nachttisch verborgen. Ciriador holte tief Luft.
»Wie ist er hereingekommen?«, fragte er. »Sie dürfen nicht länger in diesen unsicheren Räumlichkeiten bleiben!«
»Kein Grund zur Sorge«, sagte Gulbert. »Die Hand, die diese Waffe führt, kenne ich genau. Sie ist zu weit gegangen mit den Winkelzügen und ihrem Verrat. Ich werde mich darum kümmern.«
»Sie meinen die Person, die diesen Gnom geschickt hat?« Ciriador runzelte die Stirn. »Sie wollen sich mit Aldungans Vertrauter anlegen und dann noch mit einem anderen Feind, Meister Gulbert? Sie werden zu involviert! Haben Sie in den letzten Jahren nicht immer wieder betont, dass es an der Zeit sei für Sie, im Hintergrund zu bleiben und Ihren Feinden
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