Lichtbringer - Lichtbringer
ausweisen, geschweige denn vor Aldungans Wachen.«
»Deine Daten löschen lassen?«
»Alles außer den Bankdaten. Das ist eigentlich das Einzige, was mich überrascht. Ich kenne Aldungans Netzkobolde und ihre Algorithmen, und die Bankdaten manipulieren sie sonst als Erstes, wenn Aldungan einem Feind übel mitspielen will.«
»Du hast deine Bankverbindungen hoffentlich nicht benutzt, seit du untergetaucht bist?«
Frafa sah Litiz an. »Was denn sonst? Ich hatte keine Zeit, Geld einzustecken. Ich musste erst welches abheben. Und ein paar Anrufe habe ich mit Kreditnummer und Code bezahlt.«
Litiz verdrehte die Augen. »Genau darum haben sie dir die Konten nicht gesperrt: Wann immer du sie benutzt, wissen sie, wo du bist. Und sie kennen deine Gesprächsverbindungen. Ich hoffe, du hast keine verräterischen Anrufe getätigt. Ich hoffe, du hast nicht versucht, mich von unterwegs anzurufen!«
»Nein!« Frafas Gedanken überschlugen sich. »Ich habe nur versucht, mit Aldungan zu reden. Natürlich wollte ich seine Anrufe nicht noch einmal über meine persönliche Verbindung annehmen.«
Ihre Hand wanderte an die Brosche. Litiz sah die Bewegung und sprang auf.
»Das ist nicht der Portalstein, oder?«
Frafa sah sie erschrocken an. Litiz riss ihr die Brosche von der Bluse und warf sie auf den Boden. Dann zerschmetterte sie den Kristall mit dem Randstein eines Beetes.
»Du dumme Zauberin!«, rief sie. »Verstehst du denn gar nichts von diesen Dingen? Solange du deinen persönlichen Portalstein bei dir trägst, weiß Aldungan genau, wo du gerade bist!«
»Ich ...«, stammelte Frafa. »Es ist eine Verbindung über den Nexus. Niemand kann im Nexus etwas aufspüren.«
»Ach? Und deine Gesprächsverbindungen gehen alle unbemerkt verloren?« Litiz' Stimme war voll beißendem Spott. Ruhiger fügte sie hinzu: »Nein, dein Portalanbieter weiß natürlich alles über deinen Stein. Sonst könnte er gar keine Gespräche vermitteln. Warte einen Augenblick ...«
Sie verschwand durch die Terrassentür, und Frafa folgte ihr langsam. Sie fühlte sich gedemütigt, aber es war ihre eigene Schuld. Sie hatte all die technomagischen Spielereien dieser Zeit benutzt wie magische Artefakte in ihrer Jugend - aber ohne sie zu verstehen. Sie vermisste ihren Stab, der sich bei Aldungan um solche Dinge gekümmert hatte!
Frafa ging durch die Wohnräume und Galerien auf der Suche nach Litiz und grübelte darüber nach, ob Anlass zur Sorge bestand. Sie hasste es, dass sie die Gefahr nicht selbst einschätzen konnte. Von einem Moment zum anderen misstraute sie allen Dingen, bei denen sie nicht genau wusste, wie sie funktionierten. Sie durchsuchte ihre Tasche und fragte sich, ob noch etwas darin war, was sie in Gefahr bringen konnte. Sie misstraute sogar ihrer Uhr!
Vor dem Büro kam Litiz ihr entgegen. Sie hielt wieder die Pistole in der Hand und warf Frafa unter zusammengezogenen Brauen einen Blick zu, der alles andere als freundlich war. »Du bist immer noch ein so unselbstständiges Kind wie bei unserer ersten Begegnung«, zischte sie.
Frafa biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Sie konnte nicht alles wissen, aber sie war leichtsinnig gewesen, und es hatte keinen Sinn, jetzt darüber zu streiten.
Litiz fasste sie an der Schulter und schob sie durch die Wohnung. »Da sind Polizisten in den Aufzügen und an den Zugängen, und irgendwelche Gestalten, die sich an einem Seil von den Nachbarhäusern herüberschwingen. Du hattest wohl recht, dass dein Aldungan die Polizei in der Hand hat. Aber ich habe einen versteckten Aufzug ...«
Litiz blieb vor einem riesigen Bühnenprojektor stehen und drückte rasch ein paar Tasten auf dem Bedienfeld. Es erschien kein Bild, stattdessen löste sich das Gerät an der einen Seite mit einem Klicken aus der Verankerung und ließ sich aufziehen wie ein Tor. Dahinter befand sich eine schmale Aufzugs kabine.
»Mein Fluchtweg«, sagte Litiz. »Seit den Tagen der Revolution habe ich immer so eine Hintertür in meinem Haus. Sie führt in einen Keller, noch unter dem tiefsten Parkdeck, mit einer eigenen Ausfahrt zwei Blocks weiter. Verschwinde, und stell dich in Zukunft geschickter an.«
Sie schob Frafa in den Aufzug, und Frafa fasste sie am Handgelenk. »Willst du nicht mitkommen?«
Litiz schnaubte. »Ich bin sicherer, wenn ich Abstand zu dir halte.« Sie schob Frafa weiter hinein in die Kabine und drückte selbst auf den Aufzugsknopf.
Die Tür schloss sich, sobald Litiz den Arm zurückzog.
»Leb wohl, Litiz«,
Weitere Kostenlose Bücher