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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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drehte an der nächsten Einmündung ab und bog in eine Seitengasse.
    Litiz!
    Warum?
    Frafas Mottenaugen hatten keine Tränen, und so gaukelte sie zwischen den hohen Türmen von Daugazburg, bis sie sich orientiert hatte, und flog nach Osten aus der Stadt.
 
    Gulbert streifte allein durch die unteren Geschosse von Aldungans Turm. Der Trakt, in dem er sich bewegte, war seit Langem unbenutzt. An manchen Stellen war eine Zwischendecke eingestürzt, Wasser tropfte aus ungeplanten Zisternen, die sich in vergessenen Kammern und durch rissiges Mauerwerk von selbst gebildet hatten. Gulbert ging durch eine Halle mit fleckigen Fahnen an den Wänden. Vermoderte Möbel und Polster mit einem Belag von pelzigem Schimmel standen herum und vermittelten eine Ahnung von vergangener Herrlichkeit.
    Gulbert durchschritt all diese Räume einzig im Schimmer einer magischen Gemme an seinem Hut. Er kannte sich gut genug aus hier unten, hatte er doch Gefallen daran gefunden, in Aldungans Vergangenheit zu stöbern, seit ihre jahrhundertelange Fehde beendet war.
    In gewisser Hinsicht, dachte Gulbert, war das eine Rache. Rache dafür, dass Aldungan ihm seine Wünsche erfüllt und ihm den Preis dafür verschwiegen hatte - den Preis, dass er, wenn er erst einmal die Macht hatte, nach der er so sehr strebte, nicht mehr derselbe sein würde wie zuvor.
    Gulbert schüttelte den Kopf und zupfte sich am Bart. In welcher Hinsicht war er vorher anders gewesen? Er vermochte es nicht zu sagen. Aber der Unterschied schien ihm doch schwerwiegend genug, um als Rechtfertigung dafür zu dienen, Aldungan dann und wann ein wenig zu reizen.
    So kam es, dass Gulbert wieder einmal im untersten, bewirtschafteten Kellergeschoss in den Aufzug stieg, sich mit seinen Fähigkeiten Zugang zu Aldungans privaten Etagen verschaffte und unvermittelt und ohne sich anzumelden in dessen Laboratorien auftauchte.
    »Aldungan«, sagte er und legte dem alten Nachtalb die Hand auf die Schulter. »Wir müssen reden.«
    Aldungan fuhr ungerührt mit seiner Arbeit fort. Er stand über einem Terrarium, in dem Miniaturbüsche von rötlicher Färbung unter künstlichen Lampen blühten, und fing eine eigentümliche Kreatur ein, eine pelzige Kugel mit vielen dünnen Beinen, die entfernt an eine Spinne erinnerte.
    »Wozu soll das gut sein?«, erwiderte er. »Du tust ohnehin, was du für richtig hältst.«
    Gulbert schnaubte. »Dein Nachtalbenhumor ist amüsant wie immer. Aber wir haben ein ernsthaftes Problem: Deine Assistentin hat uns verraten.«
    »Uns?« Aldungan hielt den quiekenden Pelzball in einer Hand und wandte sich Gulbert zu. Seine Mundwinkel zuckten. »Vermutlich würde sie es gar nicht als Verrat ansehen, wenn sie etwas gegen dich unternimmt.«
    »Du machst dich darüber lustig, doch derweil legt deine frühere Getreue deine Stadt in Schutt und Asche.«
    »Ach?« Aldungan zog eine Braue hoch.
    Gulbert wurde wütend. »Ja, ach. Nicht genug, dass sie unser Gespräch belauscht hat. Sie hat daraufhin noch Erkundigungen eingezogen und wollte mehr über uns herausfinden. Ein Tag hat ihr gereicht, und schon ist sie zu Custoden übergelaufen und legt Bomben.«
    Aldungan wandte sich Gulbert zu. Das Tier barg er an seiner Kutte, die ein verschlungenes Muster von Grüntönen zeigte. »Frafa? Wohl kaum.«
    »Warum nicht?«, fragte Gulbert. »Wenn sie herausgefunden hat, was wir gemeinsam ins Werk setzen ...«
    »So schnell durchschaut sie das nicht«, widersprach Aldungan. »Und weshalb sollte sie Bomben legen? Wie hat sie die Zeit gefunden, Verbindung mit unseren Gegnern aufzunehmen?«
    »Ich halte mich nicht lange mit Fragen auf«, sagte Gulbert. »Mir genügen die Fakten: Sie war an der Akademie und hat in den Archiven gestöbert. Dann hat sie sich in einem Bürogebäude am Stadtrand versteckt, und kurz darauf wurde die Polizei alarmiert. Gerade als die Beamten im obersten Stock waren, gab es eine Explosion. Es gab viele Tote. Frafa war da, und du musst zugeben, du hast die Kontrolle über sie verloren. Nicht wahr?«
    »Da steckt mehr dahinter«, sagte Aldungan. »Du hast sicher manches dazu getan, dass die Dinge diese Richtung nehmen.«
    Gulbert grinste. »Vielleicht. Aber wie auch immer: Deine Frafa ist außer Kontrolle, und du kannst das Risiko nicht eingehen.«
    Aldungan seufzte. »Warum tust du das?«, fragte er. »Alles ist vollkommen im Gleichgewicht, und du fängst ohne Not an, Steine aus dem Turm zu ziehen.«
    »Sie wusste zu viel«, sagte Gulbert. »Es war ein Fehler, sie gehen zu

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