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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hatten. Der Schlüssel zu Frafas Problem lag in dem, was sie bereits entdeckt hatte: Gulbert und Aldungan hatten gemeinsam an Gulberts magischem Herz gearbeitet. Das bedeutete, Gulbert hatte dieses Herz hierhergebracht, in Aldungans Reichweite, ins Zentrum von Aldungans Reich. Und dies war vor Gründung der Union geschehen, als die beiden Zauberer nach außen hin Todfeinde gewesen waren und ihre Völker in jahrhundertelangen Kriegen gegeneinanderführten.
    Dies war die wirklich wichtige Entdeckung. Hier in der Verborgenheit von Leuchmadans Hort hatten Gulbert und Aldungan schon damals zusammengearbeitet. Nicht etwa flüchtig, nicht in einem vorsichtigen Bündnis, getragen von Diplomatie und Zurückhaltung, sondern in tiefstem Vertrauen. Gulbert hatte Aldungan sein Herz zu Füßen gelegt, sein Leben. Er hatte sich unterworfen, schon einhundert Jahre, bevor ihre beiden Reiche vereint worden waren. Am Tag der Scherben, bei jener Katastrophe, als Gulbert die Festungen der Finstervölker in den Bergen zerschlug und sein eigenes Land verseuchte, da handelte er längst als Aldungans Vasall. Gulberts Fehler hatte die Menschen von Bitan ihre Unabhängigkeit gekostet und zur Gründung der Union geführt - doch es war niemals ein Fehler gewesen.
    Alles, was geschehen war, war eine Lüge, beruhte auf einem gemeinsamen Plan.
    Die Erkenntnis erschütterte Frafa zutiefst. Sie konnte die Verbindung zum Äther nicht halten und spürte, wie ihr Geist in den Leib zurückgezogen wurde.
    Wie betäubt saß sie da, während ihr Geist in den Körper zurücksickerte. Sie fühlte sich verraten. Sie und Aldungan, sie beide hatten gemeinsam die Jahrhunderte durchgeplant. Sie hatten Strategien entwickelt, Frafa war in die Verbannung gegangen, um Aldungans Stellung zu stärken, und Aldungan hatte sie wieder erhoben, als die Zeit gekommen war. Für Aldungan hatte Frafa ein Reich geführt, die Akademie von Daugazburg erneuert, sie hatte seine politischen Winkelzüge mitgetragen, seine Politik unterstützt und seine Diplomatie betrieben. Und in allem, was sie für Aldungan getan hatte, vor und nach Gründung der Union, war zumeist Gulbert der Gegenspieler gewesen.
    Frafa hatte geglaubt, sie könnte etwas bewegen, sie hatte gegen Gulberts Anhänger gekämpft und Erfolge gefeiert, Misserfolge hingenommen. Doch in Wahrheit war Frafa wie alle anderen nur eine Figur gewesen, die Figur in einem Stück, das Aldungan und Gulbert gemeinsam inszenierten - bis zum heutigen Tag.
    Frafa kehrte in ihren Leib zurück, und ihr Kopf sank auf die Knie. Sie spürte Tränen in den Augenwinkeln.
    Ihr ganzes Leben war ein Lüge gewesen.
    Sie hatte gewusst, dass Gulbert und Aldungan weiter ihre Fäden zogen, obwohl sie seit Langem von allen Ämtern zurückgetreten waren. Aldungan kannte viele Leute, beeinflusste manche und hatte andere regelrecht in der Hand. Frafa selbst hatte an diesem Netzwerk geknüpft und dabei geholfen, die Schnüre zu führen. Sie hatte nicht geahnt, dass sie selbst nur eine Marionette gewesen war, eine Marionette, die weder merkte, wie sie geführt wurde, noch wusste, worum es in dem Spiel überhaupt
    ging.
    Sie wusste es immer noch nicht.
    Frafa wusste nur, dass sie eine Lüge gelebt hatte. Sie fühlte sich in ihrem Innersten ausgehöhlt, als wäre sie tatsächlich zu einer Puppe geworden, zu einer Handpuppe, die ihre lenkende Hand verloren hatte und die nichts weiter tun konnte, als in sich zusammenzusinken, dazuliegen, zu warten, dass jemand sie forträumte.
    Was hatte es für einen Sinn, weiterzukämpfen ?
    Frafa hatte ein Rauschen in den Ohren, und ihr wurde bewusst, dass dieser Ton von außen kam. Ihre Sinne kehrten zurück, und weitere Eindrücke kamen hinzu. Ein Geruch in der Luft kündete von Magie; es gab Geräusche in den Wänden, ein Knacken und Knistern hinter der Mauer aus Formbein. Frafa erinnerte sich an Eindrücke, die sie während der Trance nicht beachtet hatte. Ihre Umgebung hatte sich verändert.
    Zögernd ging sie zu der Öffnung in der Trennwand, durch die sie den verborgenen Trakt betreten hatte. Bei den ersten Schritten schwankte sie noch, dann gewann sie die Herrschaft über ihre Muskeln zurück. Sie fühlte sich schwach und ausgebrannt. Zu lange hatte ihr Leib nur von Magie gelebt, zu viele Zauber hatte sie gewirkt, um dem Äther seine Geheimnisse zu entreißen.
    Frafa kletterte durch das Loch. In dem Gang davor hörte sie ein tiefes Brummen und Rauschen. Was für ein Geräusch war das? War ihr jemand gefolgt?
    Sie

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