Lichtbringer - Lichtbringer
tastete mit ihren magischen Sinnen, spürte aber keine Präsenz. Jedenfalls kein Lebewesen, doch sie spürte etwas anderes ...
Durch eine Türöffnung sah Frafa eine dunkle Lache. Sie schwappte träge auf dem Boden eines verlassenen Raums. Alles Licht in diesem Teil des Gewölbes kam von einer einsamen Lampe, die ein Stück entfernt im Gang brannte. Sie flackerte, ging aus, und jedes Mal wenn sie wieder anging, wirkte ihr Licht verhüllter, gedämpfter.
Frafa verengte die Augen zu Schlitzen und spähte in den Raum, wo die Lache langsam Wellen schlug. Etwas kroch über die Wand ... floss herab. Das Blut der Erde!
Frafa trat zurück.
Träge tropfte die dunkelrote Flüssigkeit zu Boden und sammelte sich dort. Sie schien aus der Wand zu kommen, doch wie war sie dorthin gelangt? Zögernd ging Frafa den Gang entlang, folgte dem Geräusch, das aus der Ferne dumpf herandröhnte. Sie bog um die nächste Ecke, spürte eine Berührung an ihrem Haar, einen Hauch in ihrem Gesicht, an ihrer Schulter, wie von einem Luftzug.
Dann kam der Schmerz.
Etwas bohrte sich in ihren Leib, veränderte ihn. Es war wie Feuer, wie glühendes Blei, das sich in die Haut fraß.
Frafa schrie auf. Sie taumelte zurück, riss abwehrend die Arme hoch, doch da war nichts.
Nicht in der Luft vor ihr. Stattdessen wucherte es in ihrem Leib wie ein Krebsgeschwür. Ihr Haar klebte zusammen, verdrillte sich, tastete nach ihrem Hals und schien dort blutige Schnitte zu hinterlassen. Schnitte, die weiter aufrissen, sich tiefer fraßen.
Frafa schnappte nach Luft, sie sammelte ihre Gedanken.
Es war das Blut der Erde. In feinen Tropfen regnete es auf sie herab, klebte an ihrem Leib und verzehrte ihn. Frafa kämpfte dagegen an, aber sie fand keinen anderen Weg, als das betroffene Gewebe abzustoßen.
Mit all ihrer Magie tötete sie das eigene Fleisch, die Haut, alles, womit das Blut der Erde in Berührung kam. Die Haare fielen ihr in Büscheln aus. Fetzen blätterten von Frafas Gesicht, sie zog sich Brocken aus dem Körper. Das tote Gewebe klatschte zu Boden, zuckte dort, stülpte Zipfel aus wie kleine Finger, schien zu neuem Leben zu erwachen und kriechen zu wollen!
Wimmernd floh Frafa in den Tunnel zurück, schützte den Kopf mit den Händen. Sie spürte die Löcher in ihrem Fleisch, erstickte den Schmerz, stillte das Blut, das ihr über die Wange lief und auf die Brust tropfte.
Noch eine rote Lache schwappte ihr entgegen. Wie eine kleine Welle kam das Blut der Erde den Gang entlang. Frafa stieg durch ihr Loch in den geheimen Teil der Anlage zurück. Aber schon quoll das Blut unter der falschen Wand hindurch. Das Formbein zischte und qualmte, wo es mit der Flüssigkeit in Berührung kam. Es schmolz.
Gehetzt suchte Frafa nach einem Ausweg, aber jetzt, wo sie wusste, womit sie es zu tun hatte, spürte sie es überall. Das Blut der Erde hatte seine Quelle verlassen, es flutete durch die Gänge und löschte alles Leben aus, mit dem es in Berührung kam. Ein winziger Tropfen konnte einen Menschen töten. Alben waren zäher, aber ohne ihre Magie wäre Frafa schon verloren gewesen.
Der Ausgang aus dem Labyrinth lag Hunderte von Metern über ihr, und die tödliche Flüssigkeit drang von überall her durch die Wände. Wie konnte sie hinaus gelangen?
Sie erinnerte sich an ihren Weg durch die Höhlen. In der Richtung, wo das laute Rauschen zu hören war, verlief ein dickes Förderrohr, das aus den Tiefen der Erde kam und aus dem Berg hinausführte. Jemand musste dort die alten Pumpen wieder in Betrieb genommen haben, förderte das Blut aus der Tiefe und verteilte es auf irgendeine Weise in den Gängen.
Man hatte sie gefunden und wollte sie hier unten vergiften!
Frafa wurde wütend.
So hilflos war sie nicht. Sie war Frafa die Nachtalbe, und sie wollte kämpfen! Wenn all die Kämpfe ihres Lebens inszeniert waren, all ihre Siege und Niederlagen nicht errungen, sondern von Aldungan geschenkt, so waren es für Frafa doch wirkliche Kämpfe gewesen, und echte Siege. Sie hatte gekämpft, hatte sich eingesetzt, und sie hatte etwas erreicht.
Sie würde Aldungan zeigen, dass sie auch ohne sein Drehbuch etwas erreichen konnte.
Frafa ging auf das Loch in der Wand zu, balancierte auf Zehenspitzen zwischen den Lachen. Im Gang dahinter wurden die trockenen Inseln schmaler, hier woben die Rinnsale ein tödliches Netz, in dem Frafa nicht mehr weiterkam. Da sah sie die Kakerlaken, die aus einem Spalt im Fels an der Wand emporflohen.
Frafa trippelte darauf zu, fing eines der
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