Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Insekten, ließ es in ihre Handfläche sinken und vereinigte sich damit. Sie verwandelte sich nicht vollständig, sondern borgte sich nur einige Fertigkeiten von dem Tier. Als sie die Hand wieder auf die Wand legte, fand sie Halt.
    Wie ein Insekt klebte sie an Fels und Formbein, kroch durch das Loch hindurch und nach draußen in die Gänge.
    Sie war vorsichtig. Sie hatte erlebt, dass an manchen Stellen Tropfen durch die Luft flogen oder an der Wand herabrannen. Frafa blieb in sicherem Abstand über dem Boden und prüfte ihre Umgebung mit allen Sinnen. Sie lief auf die nächste Treppe zu und sah dort das Blut der Erde in langen Fäden auf die Stufen rinnen. Es tropfte aus Rohren unter der Decke, aus Lücken im Fels.
    Wer auch immer dort draußen war, er pumpte das Blut durch die neueren Rohre empor und leitete es dann in die löchrigen und geborstenen Leitungen aus den Jahrhunderten davor. Von dort aus verteilte es sich in der Anlage, flutete die Gänge, zerstäubte in der Luft.
    Frafa prüfte die Haupttreppen, die Aufzugsschächte. Sie kletterte in Seitengänge und Sackgassen, in der Hoffnung, einen Ausweg zu finden, der ihr auf dem Hinweg entgangen war. Aber es war aussichtslos. Der ganze Berg war von alten Rohren durchzogen, und sie trugen das Blut der Erde überallhin. Auf den oberen Ebenen musste es noch schlimmer sein, denn durch die brüchigen Leitungen gelangte nur ein kleiner Teil der Substanz bis nach hier unten. Das meiste verteilte sich schon oben in den Gängen, bevor es durch Schächte und Treppenhäuser abfloss.
    Frafa kletterte an einem orangeroten Kabelschacht vorbei, sah das Blut der Erde vor sich aus einem Kupferrohr an der Decke tropfen. Sie machte kehrt, erblickte wieder den Kabelschacht...
    Sie hatte ihn auf ihrem Weg durch den Berg mehrmals gesehen - ein Schacht für die Sprechverbindungen, der sich quer durch alle Ebenen zog und von dem aus auf jedem Stockwerk kleinere Kabelstränge abgingen und zu den Sprechanlagen führten, die in unregelmäßigen Abständen an der Wand hingen. Hier unten endete der Kabelschacht, er war beinahe leer. Er maß im Durchmesser ungefähr so viel wie Frafas Arm.
    Viel zu schmal für einen Fluchtweg.
    Es sei denn ...
    Frafa starrte auf den Schacht. Es wäre ein langer Weg, wenn man ihn in Käfergröße zurücklegen musste, aber mit etwas Glück war der robuste äußere Mantel des Kabelschachts bis oben hin unversehrt und dicht, und im Inneren wäre sie vor dem Blut der Erde geschützt. Was die Gefahren dieser Gestalt anbelangte ...
    Frafa schüttelte das Unbehagen ab und legte die Hand auf das letzte Kabel, das sich unten am Schacht verzweigte. Sie schnurrte zusammen, schrumpfte und versuchte dabei, nicht den Halt zu verlieren.
    Doch es ging zu schnell.
    Sie wollte den Zauber kontrollieren, aber sie hatte ihn zu selten verwendet. Die Fäden ihrer Essenz entglitten ihr immer wieder, verdrillten sich fast von selbst, nachdem sie den Zauber einmal angestoßen hatte. Frafa verfluchte die schlechten Erfahrungen ihrer Jugend, ihre Ängste, die sie daran gehindert hatten, diesen Zauber zu üben, als sie Zeit dazu gehabt hätte.
    Sie ruderte mit den Händen, sie geriet ins Rutschen. Sie umklammerte das Kabel, aber sie war noch zu groß und riss es aus der Halterung. Mitsamt dem Kabel stürzte Frafa ab. Aber sie schrumpfte weiter dabei und war mit einem Mal zu klein, um das Kabel weiter hinunterzuziehen. Mit beiden Armen hing sie daran, zog sich wieder hoch und setzte sich erst einmal auf eine Halterung, um zu verschnaufen. Dann machte sie sich an den Aufstieg.
    Schon in dem Gang, aus dem sie kam, war es dunkel gewesen. Nur wenige Lampen brannten noch, und das Blut der Erde, das überall floss, schien weitere Lichter beschädigt zu haben - auch wenn es auf Glas und auf Metall keine Wirkung haben sollte. Aber jetzt, im Kabelschacht, versank alles in vollkommener Schwärze.
    Frafa kroch weiter und tastete mit ihrer Essenz. Sie lauschte auf das verräterische Tropfen und Plätschern von Thaumagel, das einen Weg in den Kabelschacht gefunden hatte.
    Dabei stießen ihre Sinne auf eine Spinne, die dicht bei der Verzweigung im nächsten Stockwerk wartete.
    Frafa griff mit ihrer Magie aus, verwirrte den Geist des dummen Tieres und rief es herbei. Die Spinne kam zögernd am Kabel herab, streckte Frafa ein haariges Bein entgegen - und die Albe nahm das Tier in sich auf.
    Frafa triumphierte. Die Erinnerung an das Blut und an die Hilflosigkeit, an die Schrecken ihres ersten

Weitere Kostenlose Bücher