Lichtbringer - Lichtbringer
»Vakuum und Feuer, damit die Löcher mal ordentlich durchgeblasen werden. Wenn sich nichts mehr bewegt, pflastern wir das Tal mit Thaumagel-Geschossen. Dann verkriechen sich hier erst mal keine Rebellen mehr.«
Sie unterbrach die Verbindung und schaute grinsend zu Rudrogeit hin. »Eine üppige Jungfernfahrt für mein Schiff, was, Rudi? Ich denke, ich kriege einen kompletten Testlauf aller neuen Waffen hin, bevor wir zurück zum Stützpunkt fliegen.«
Frafa musterte den Elf. Er war schlank, und hellsilbernes Seidenhaar umrahmte sein blasses schmales Antlitz. Auf eine fremdartige Weise war er anziehend, selbst in den Augen einer Albe. Aber wie jung er war! Frafa schätzte ihn auf dreißig, vierzig Jahre womöglich. Kein Kind mehr, sondern ein ausgebildeter Zauberer, aber doch ein Jüngling ohne Erfahrung.
»Was Euren Zauber angeht...«, setzte sie an.
Barsemias fuhr herum. Ein rötlicher Schimmer lag auf seinem Haar, das über das Maisdickicht hinweg angeleuchtet wurde. Schon kündigte sich der Sonnenaufgang an, und bald würden sie überlegen müssen, was sie tun wollten, wenn die Gnome nicht zurückkehrten.
Sie wedelte mit der Hand und bedeutete dem Elf, in Deckung zu gehen.
Er hockte sich wieder hin in ihrem Versteck mitten in dem grünen Maisfeld, das sich bis zum Horizont erstreckte. Er holte mehrmals Atem, dann sagte er endlich: »Es tut mir leid, dass ich Euch vorhin die Schuld gab. Aber ich weiß nicht, was meinen Zauber sonst gestört haben könnte.«
Frafa verbarg ein Lächeln. Für Barsemias war sie einfach die Nachtalbe, allein deswegen traute er ihr jedes Übel zu. Aber womöglich konnte er lernen. Vor langer Zeit hatte sie selbst erst lernen müssen, nicht nur Volk und Bestimmung zu sehen, sondern immer die Person. Sie würde gern diejenige sein, die ihm einen anderen Blick auf die Welt eröffnete, einen Blick, der Raum für Zwischentöne bot.
»Ich habe mir Gedanken darüber gemacht«, sagte sie. »Ich frage mich, ob möglicherweise Nifarfa dahintersteckt.«
Barsemias runzelte die Stirn. »Die Fatu?«
»Sie sprach davon, dass ihr Volk einen besonderen Zugang zur Ätherwelt hat. Womöglich verfügt sie über die Kenntnisse, Euren Zauber zu stören, selbst wenn sie keine eigenen Tore öffnen kann.«
»Aber warum sollte sie das tun?«, fragte Barsemias. »Wenn sie uns schaden wollte, hätte sie in ihrem eigenen Tal die Gelegenheit gehabt.«
»Wer weiß?« Frafa blickte nachdenklich in das Grün. »Die Fatu verfolgt ihre eigenen Pläne, und die sind vielschichtig und alles andere als gradlinig. Sie hat die Gnome mitgeschickt, damit sie uns auf der Reise beistehen. Wie Ihr selbst festgestellt habt: Das ergäbe wenig Sinn, wenn unsere Reise nur ein kurzer Sprung vom Tal in den Elfenwald wäre. Ich glaube darum, die Fatu wusste vorher, was geschieht. Wenn sie es nicht einfach vorausgesehen hat, dann hat sie es womöglich herbeigeführt.«
»Sie ist eine Fatu.« Barsemias musterte sie argwöhnisch. »Warum sollte sie Euch hintergehen? Ihr gehört beide zu den Finstervölkern.«
Frafa lachte auf. »Weil wir beide böse sind, ich und die Fatu, sollten wir einander vertrauen? Wollt Ihr das sagen?«
Barsemias senkte verlegen den Blick. »Ihr Finstervölker habt euch schon immer gegen uns verbündet.«
»Und wir haben uns schon immer untereinander befehdet. Glaubt mir, ich war lang genug dabei.«
»Das weiß ich«, erwiderte Barsemias. »Aldungan, Gulbert und Frafa. Die letzten Zauberer aus alter Zeit. Schwer vorstellbar, dass Ihr nach all den Jahren Eurem Herrn den Rücken kehrt und die Seiten wechselt.«
Frafa hob den Kopf. »Ihr Elfen habt wenig Grund, mich wegen meines Umgangs zu verurteilen. Ihr habt Gulbert zu Eurem Hochkönig ernannt.«
»Er hat uns getäuscht!«, rief Barsemias zornig. »Und wir zahlen den Preis dafür. Er hat sich mit den Finstervölkern verbündet und vergiftet unser Land.«
Frafa nahm zufrieden zur Kenntnis, dass sie seiner elfischen Würde mit ihrer Bemerkung einen empfindlichen Schlag versetzt hatte. Sie stocherte nicht weiter in dieser Wunde herum, sondern schlug die Augen nieder und fuhr ruhiger fort: »Ihr müsstet also wissen, wie leicht sich alte Herren gegen ihre Gefolgsleute wenden können. Aldungan hat Dämonen gegen mich entsandt und meine Freundin ermorden lassen. Ein Flugkreuzer der Union hetzte mich dann durch ganz Falinga, und ich bin überzeugt davon, dass Aldungan die Verfolger stets wieder auf meine Spur gesetzt hat. Darum habe ich gewiss nicht
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