Lichtbringer - Lichtbringer
freiwillig dafür gesorgt, dass wir hier stranden - in Bitan, wo Aldungan und Gulbert Macht haben und mich erreichen können.«
Sie berührte das Blatt einer Maispflanze, rieb es versonnen zwischen Daumen und Zeigefinger. »Nachdem sie an der Sternenklippe versucht haben, mich in Thaumagel zu ertränken, bin ich auf meinen Landsitz geflohen. Ich hatte einen Garten dort, und ein Haus, so von Leben durchdrungen, dass es wirkte, als wäre es gewachsen. Es war ein sehr alter Garten, ich habe die Pflanzen selbst gezüchtet und gehegt, und sie sind zu einem Wald geworden. Es dauerte kaum einen Tag, bis das Flugschiff kam, und ich entfloh mit knapper Not und sah den Wald hinter mir brennen.«
Barsemias schaute sie an, und Frafa bemerkte Verständnis in seinem Blick, Mitgefühl. Der Elf schluckte, doch dann verhärteten sich seine Züge. »Ein Wald in Falinga - was für Pflanzen mögen das gewesen sein? Gesunde Bäume wachsen nicht auf einem solchen Boden. Nachtalbenwerk!«
Sie hörten ein kratzendes Schnurren von der Straße her. Ein Fahrzeug kam quietschend zum Stehen.
»Spitzohren ... wo steckt ihr?«
Frafa erkannte Wisburs Stimme. Sein Gefährte Segga meldete sich zu Wort: »Ich hab doch gesagt, wir sind hier falsch! Überall sieht es gleich aus. Die Menschen sollten auch mal anderes anpflanzen als überall nur Mais.«
»Sonnenblumen!«, rief Waldron. »Ich mag Sonnenblumen.«
»Klappe, ihr beiden«, sagte Wisbur. »Frafa, Barsel ... Barmi ... wie auch immer ... Seid ihr hier irgendwo? Wir haben ein Fahrzeug!«
Das Fahrzeug war ein motorisiertes Zweirad mit zwergischem Uhrwerkantrieb, und ein drittes Rad daran gehörte zu einem Beiwagen. Die drei Gnome hatten es gemeinsam hergefahren: Wisbur stand auf dem Federblock und lenkte, Waldron hatte ein Bein im Beiwagen, das andere auf der Fußbremse, während Segga an der anderen Seite der Maschine hing, auf der Fußraste balancierte, sich am Lenker festklammerte und die Schaltung bediente.
Das Motorrad war so alt und rostig, dass es aus der Ferne aussah wie rotbraun lackiert. Wenn man näher trat, sah man die narbige Oberfläche und abblätternde blaue Farbreste. Frafa fragte sich, wie viele Kilometer sie darauf zurücklegen konnten, ehe ihnen der Federblock um die Ohren flog.
Die Gnome waren begeistert davon.
»Das haben wir beim Farmer in der Scheune gefunden«, erklärte Segga.
»Wir haben es eine Stunde lang am Windrad im Hof angeschlossen, während wir es fahrtüchtig gemacht haben.«
Barsemias betrachtete das Gefährt misstrauisch. »Hättet ihr keine vernünftige Fahrgelegenheit besorgen können?«
»Vernünftig? Na, hör mal!« Waldron war empört. »Ein echter Schatz ist das, eine Rarität! Zwergische Wertarbeit. So was kriegt man heut gar nicht mehr in der Union.«
»Bei den Elfen erst recht nicht«, fügte Segga hinzu.
»Wenn wir nicht mit einem Traktor oder mit einer Erntemaschine fahren wollen, ist das hier die beste Wahl«, erklärte Wisbur. »Aber wir sollten schnell eine Ladestelle finden. Das Windrad auf dem Hof war ziemlich klapprig.«
»Wer weiß, wie ausgeleiert die Spannfeder ist?« Frafas Finger verharrten dicht vor dem Motorrad, als könne es bei der leichtesten Berührung zerfallen.
»Und haltet ihr es für schlau, mit einer gestohlenen Maschine an einer Ladestelle vorzufahren?«, fragte Barsemias. »Wenn der Besitzer sein Motorrad vermisst, weiß bald jeder, wo wir sind.«
»Ne«, antwortete Wisbur. »Das ist nicht zu befürchten. Die Maschine stand unter einer staubigen Plane, da hat schon seit Monaten keiner mehr druntergeschaut. Wir haben ein paar Holzböcke darunter geschoben. So schnell merkt keiner, dass was fehlt.«
»Aber wenn wir länger hier herumstehen, sieht es vielleicht jemand«, sagte Frafa. Sie fasste Wisbur unter den Achseln und hob ihn entschlossen in den Beiwagen. Dann schwang sie sich auf den Sattel. »Verschwinden wir von hier.«
»Könnt Ihr fahren ohne Sonnenbrille?«, fragte Barsemias. »Alben sind Geschöpfe der Nacht!«
Frafa blinzelte zum Himmel empor. Er hatte sich inzwischen deutlich aufgehellt. Vom nahe gelegenen Hof hörte man das Vieh und die Hühner. Fensterläden klapperten. »Es kann unangenehm werden«, räumte sie ein. »Aber ich bin kein Vampir. Ich komme damit zurecht.«
»Nicht nötig!« Segga präsentierte stolz eine Sonnenbrille. »Das hab ich gefunden - für den Fahrer.«
»Er hat gehofft, dass er das selber ist«, warf Waldron gehässig ein.
Frafa nahm die Brille dankbar entgegen.
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