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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Gepäckträger, aber die meiste Arbeit tat Barsemias. Selbst die Vögel waren inzwischen verstummt und dämmerten im Schatten der seltenen Baumgruppen. Das Zirpen der Insekten lag über dem Land wie ein Teppich, mehr ein Hintergrund der mittäglichen Stille als ein Geräusch.
    »Wieso zwei Tage?«, fragte Wisbur. »Wir wissen doch gar nicht, wo wir sind.«
    »Nicht genau«, sagte Frafa. »Aber wir müssen in der Provinz von Culecis sein. Die Landschaft und die Siedlungen sind unverkennbar.«
    »Die fehlenden Ansiedlungen, meinst du«, murrte Segga.
    Sie schoben weiter. Ein paar kleine Schuppen kamen am Straßenrand in Sicht - zu klein für einen Hof und zu dicht an der Straße. Es war tatsächlich eine Ladestelle mit baufälligen Wirtschaftsgebäuden, einer Handpumpe für Brennstoff und einem winzigen Laden, in dem Flaschen in einem Regal die einzige Ware zu sein schienen, die regelmäßig umgesetzt wurde.
    Frafa wühlte in dem staubigen Kartenständer und versuchte, das verblasste Schild über den Ladestationen zu entziffern. Ein Bursche in geflickter Kleidung suchte indes schimpfend nach einem passenden Adapter für den »uralten Schrotthaufen« und warf immer wieder misstrauische Blicke auf seine seltsamen Kunden.
    Endlich hing das Motorrad an einem tragbaren Kurbelkobold, der Ladewart sortierte seinen Kasten mit DrehmomentKupplungen, den er bei der Suche umgekippt hatte, die Gnome amüsierten sich über den Namen des Ladegeräts, Frafa blätterte in der zwanzig Jahre alten Straßenkarte, und Barsemias behielt den Zähler am Federblock im Auge.
    Frafa blickte auf. »Sagt mal, hat irgendjemand Geld dabei?«
    »Geld?«, fragte Barsemias.
    »Geld?«, fragte Waldron empört. »Wir haben schon für das Motorrad nicht bezahlt. Warum sollten wir da für das Laden bezahlen? Das ist ja nicht mal eine richtige Ware, die man anfassen kann.«
    »Wir bezahlen die Arbeit«, erklärte Segga altklug. »Das ist ein mechanischer Kurbelkobold. Der will natürlich Lohn für seine Mühen.«
    Frafa seufzte. »Es hat also niemand etwas dabei.«
    »Tut mir leid.« Barsemias sah sich verlegen um. »Ich hatte nicht mit einer langen Reise gerechnet.«
    Die fünf Gefährten blickten einander an. Der Ladekobold klickte.
    »Wenn wir einfach abhauen«, stellte Wisbur fest, »hält bald die ganze Gegend nach uns Ausschau. Der Ladewart hat uns gesehen.«
    »Der Ladewart hat uns gesehen«, sagte Waldron. »Aber wir haben Blaspistolen.«
    Barsemias schaute entsetzt auf den Gnom, dann zu dem Mann, der missmutig seine Adapter sortierte. »Frafa, Ihr seid eine uralte Zauberin. Könnt Ihr den Mann nicht mit Vergessen schlagen?«
    Segga pfiff anerkennend durch die Zähne. »Wow, der Elfenbursche ist ein begnadeter Räuber. Der hat klasse Einfälle!«
    »Allerdings«, bestätigte Waldron. »Damit sollte sich etwas anfangen lassen auf dieser Reise.«
    »Ich klaue nicht«, erwiderte Barsemias indigniert. »Ich werde von Porfagilia aus veranlassen, dass dieser arme Ladestellenpächter eine Entschädigung erhält. Wir dürfen im Augenblick keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen.«
    »Ich kann ihn so betrunken machen, dass er sogar seine Mutter vergisst«, sagte Frafa. »Dazu muss ich nur etwas mit seinem Blut anstellen ... und mit dem letzten Essen, das er zu sich genommen hat.«
    »Für mich klingt das gut«, befand Waldron. »Danach kann sie mit uns dasselbe anstellen. Das wird eine lustige Reise!«
    »Warum?«, fragte Segga. »Willst du deine Mutter vergessen?« »He, sag nichts gegen meine Mutter!«
    »Und ich dachte, ihr wärt Zwillingsbrüder«, fiel Barsemias ihnen ins Wort.
    Waldron und Segga wurden still. Sie starrten den Elf an. »Wir haben nun wirklich überhaupt nichts gemeinsam«, verkündeten sie im Chor.
 
    »Wir sind hier, auf dieser Straße.« Frafa zeigte mit dem Finger auf die Karte, die im Fahrtwind flappte. Wisbur hielt sie fest und Segga versuchte, sie glatt zu streichen. Frafa hatte nur eine Hand frei, weil sie die andere zum Lenken brauchte.
    Barsemias hielt sich wieder an ihr fest, und wenn der Griff schmerzhaft wurde, wusste Frafa, dass sie von der Straße abzukommen drohte. Das war eine wertvolle Hilfe. Sie beugte sich zum Beiwagen, um mehr zu erkennen auf der Karte. »Habt ihr es?«, fragte sie. »Wenn wir Richtung Berge fahren, müssten wir mit der Ladung bis Altagrisa kommen.«
    »Richtung Berge?«, fragte Barsemias. »Was wollen wir dort? Das wäre ein Umweg.«
    »Das Blut der Erde fließt nicht unter den Bergen«, sagte Frafa.

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