Lichtbringer - Lichtbringer
kann sich natürlich verstecken.«
Swankar brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Hier ist etwas«, murmelte sie. »Da sind Stimmen ...«
Sie schnüffelte, dann riss sie den Arm hoch. »Gnome!«, rief sie.
12
Die Union und der Landwandel - So erfolgreich die Union in politischer Hinsicht auch war, ihren erklärten Gründungszweck erreichte sie nie. Das »Blut der Erde« breitete sich über ganz Bitan aus, und bis heute hat die Wissenschaft keinen Ansatz gefunden, diese Entwicklung einzudämmen oder gar umzukehren.
Besonders vonseiten der Elfen wird der Vorwurf erhoben, dass die Union den zugesagten Kampf gegen das Blut der Erde bewusst oder fahrlässig verzögert. Tatsächlich sind die Elfen von den Vorgängen in Bitan unmittelbar betroffen: Es hat Jahrhunderte gedauert, doch inzwischen hat das Blut der Erde die Elfenwälder erreicht, was zunehmend für Spannungen sorgt.
Gerne verweisen die Elfen dabei auf eine »besondere Empfindlichkeit« ihres Volkes. Minderheiten dieser Volksgruppe auf bitanischem Boden beweisen allerdings, dass Elfen sehr wohl auch auf angeblich »magisch verseuchtem« Grund überleben können - und doch sind es paradoxerweise ebendiese Minderheiten, deren Protest gegen die vermeintliche Untätigkeit der Union immer öfter in Gewalt umschlägt.
Aus: »G ESCHICHTE DER U NION «, VON T ENDOR I STARIOS ,
P ROF . E M . DER POLITISCHEN A KADEMIE ZU O PPONUA
5. Staubmond 282 GdU, Tal der Blumen
Barsemias schloss die Augen und tastete nach der Welt hinter den Dingen. Ein Abbild nahm Gestalt an in seinem Geist, vieldimensionale Muster fügten sich zu einer Form, die für sein Denken greifbar war. Er suchte einen geeigneten Ort an der Grenze, abseits der behüteten Stellen des Elfenwaldes und doch weit genug auf unverdorbenem Boden. Mit einem Stoß seiner Essenz riss er die Grenzen der Wirklichkeit auf. Hinter ihm schrie ein Gnom, und Barsemias schlug die Augen wieder auf.
Eine rötliche Wunde klaffte in der Luft, genau da, wo in der kleinen Felsenkammer ein Stuhl gestanden hatte. Ein Stück davon war noch sichtbar, halb überstrahlt von der Korona, die den Bruch in der Wirklichkeit umflorte wie ein gleißender Nebel. Der Stuhl existierte weiter, auf seine eigene Art und am selben Ort wie das blutrote Nichts.
»Ich bin so weit.« Barsemias sah sich nicht nach den anderen um. Der Anblick der Wunden, die er in die Grenze zwischen Welt und ätherischer Ebene schlug, erschreckte jeden. Barsemias war selbst entsetzt gewesen, als er das Tor zum ersten Mal geöffnet hatte - einen Spalt, der aussah wie ein gewaltsamer Schnitt und aus dem ein Leuchten troff wie Blut. Wenn die Gnome sich dort nicht hindurchwagten, war ihm das nur recht.
Er schloss die Augen, als er in das Glühen trat, und im nächsten Augenblick fühlte er sich brutal fortgerissen. Mit einem Aufschrei taumelte er zurück in die Wirklichkeit.
Er kippte fast vornüber, stützte die Hände auf die Knie und würgte. Rote Punkte tanzten vor seinen Augen. Hier war es heller als in der Höhle, also hatte der Zauber ihn fortgebracht. Aber etwas stimmte nicht! Der Übergang sollte nicht anders sein als ein Schritt auf einer gewöhnlichen Straße: Im einen Moment stand man am Ausgangspunkt, und im nächsten am Ziel. Diesmal allerdings fühlte er sich zerschunden, als hätte der Schritt durch die Ätherwelt ihn beinahe zerrissen. Die Schultern schmerzten ihn, Übelkeit tobte in seinem Magen.
Hinter sich hörte er seine Begleiter. Die Stimmen der Gnome klangen unbeschwert. »Autsch! Die Sonne. Wir hätten eine Stunde warten sollen, dann wäre es dunkel gewesen.« »Woher willst du das wissen?«, antwortete Segga. »Wir können überall sein. Vielleicht wird es hier
erst eine Stunde später dunkel.«
»Du Idiot!«, sagte Waldron. »Ich sehe die Sonne doch. Wir sind bestimmt nicht in einer anderen
Zeitzone.«
»Aber das hätten wir sein können, wenn wir eine Stunde ... äh, du weißt schon. Irgendwie so.« »Segga, Waldron«, hörte Barsemias Wisbur sagen, »haltet die Klappe. Ihr seid beide Idioten.« Langsam traten die Umrisse seiner Umgebung klarer hervor. Ein staubiger Feldweg lag vor ihm im
Schein einer bleichen Abendsonne. Pflanzen rauschten neben Barsemias im Wind. Wisbur sah sich um. »Ich hatte ... etwas anderes erwartet«, stellte er fest. »Oh ja«, sagte Waldron. »Ich hatte mir den Elfenwald auch anders vorgestellt.« »Mehr ... mit Bäumen, irgendwie«, antwortete Segga und brach einen unreifen Kolben von
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