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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ausmalen und die schlimm sten Vorwürfe machen würdest, bloß weil das arme Kind Ben Littons Tochter ist. Robert, du hast sie gesehen. Sie will sich nicht helfen lassen. Und wenn du es versuchst, störst du bloß...“
    Er sagte langsam: „Ich weiß nicht, ob du mich zu überzeugen versuchst oder dich selbst.“
    „Ich versuche, dir die Wahrheit beizubringen.“
    „Die Wahrheit ist, daß Emma mit einem Säufer in einem feuch ten Kellerloch wohnt.“
    „Hat sie sich das nicht selbst ausgesucht?“
    Sie schleuderte ihm die Frage entgegen, und bevor er antworten konnte, schob sie sich an ihm vorbei zum Teewagen und begann, leere Gläser und Bierflaschenverschlüsse einzusammeln. Traurig betrachtete er ihre Rückenpartie, die glatten, modisch geschnitte nen Haare, die zierliche Taille, die kleinen, tüchtigen Hände. Sie war unerbittlich.
    Er sagte sanft: „Dinah Burnett hat mir Christophers Telefon nummer gegeben. Vielleicht ist es besser, wenn ich ihn von hier aus anrufe.“
    „Tu, was du willst.“ Sie trug die Gläser in die Küche. Robert griff nach ihrem Telefon und wählte die Nummer, die er sich ge merkt hatte. Jane kam zurück, um die leeren Flaschen einzusam meln.
    „Hallo.“ Es war Christopher.
    „Christopher, hier spricht Robert Morrow. Erinnern Sie sich, ich war in Brookford ...“
    „Um Emma zu besuchen. Ja, natürlich. Wie nett! Woher wußten Sie, wo ich zu finden bin?“
    „Dinah Burnett hat mir Ihre Nummer gegeben. Sie hat mir auch von The Glass Door erzählt. Meinen Glückwunsch.“
    „Den können Sie sich aufheben, bis wir sehen, was die Kritiker zu sagen haben.“
    „Es ist auch so eine große Leistung. Hören Sie, ich habe mich gefragt, was Emma macht.“
    Christophers Stimme wurde wachsam. „Ja?“
    Jane war aus der Küche zurück und stand jetzt am Fenster, die Arme verschränkt, und sah auf die Straße hinunter.
    „Wo ist sie?“
    „In Brookford.“
    „In der Wohnung. Mit ihrem Freund?“
    „Meinem Freund? Oh, Johnny Rigger? Nein, der ist weg. Er kam eines Morgens betrunken zur Probe, da hat der Regisseur ihn gefeu ert. Emma ist allein.“
    Robert bemühte sich, nicht die Geduld zu verlieren. „Sie sind nie auf die Idee gekommen, Marcus Bernstein oder mich anzurufen und uns zu informieren?“
    „Na ja, ich hätte mich schon gemeldet, aber bevor ich aus Brook ford wegging, mußte ich Emma versprechen, es nicht zu tun. Sie sehen also, ich konnte nicht.“
    Robert wollte etwas erwidern, aber Christopher, der sich plötzlich viel jünger und weniger selbstsicher anhörte, fuhr fort: „Ich sag Ihnen, was ich getan habe. Ich kam mir irgendwie wie ein Schuft vor, Emma so allein zu lassen... da habe ich Ben geschrieben.“
    „Sie haben wem geschrieben?“
    „Ihrem Vater.“
    „Aber was hätte er denn tun können, verdammt noch mal? Er ist in Amerika... er ist in Mexiko ...“
    „Ich wußte nicht, daß er in Mexiko ist; ich habe ihm per Adresse Galerie Bernstein geschrieben und gebeten, ihm den Brief nachzu senden. Ich fand, irgend jemand sollte wissen, was los war.“
    „Und Emma? Arbeitet sie noch am Theater?“
    „Als ich wegging, war sie noch dort. Wissen Sie, es hatte wirklich keinen Sinn, daß sie mit mir nach London kam. Ich probe von mor gens bis abends, wir hätten uns nie gesehen. Außerdem, wenn The Glass Door nach einer Woche abgesetzt wird, brauche ich meinen alten Job in Brookford wieder. Tommy Childers hält ihn mir netterweise frei. Deshalb fanden wir, es wäre besser, wenn Emma dort bliebe.“
    „Und wenn The Glass Door zwei Jahre läuft?“
    „Ich weiß nicht, was dann wird. Aber im Moment, ich will es Ihnen ehrlich sagen, ist alles ein bißchen heikel. Das Haus, wo ich wohne - es gehört meiner Mutter. Ich wohne bei meiner Mutter. Sie sehen also, wie die Dinge liegen, ist es ein bißchen heikel.“
    „Ja“, sagte Robert. „Ja, das sehe ich... wie Sie sagen, es ist hei kel.“
     
    Er legte den Hörer auf. Ohne sich vom Fenster abzuwenden, fragte Jane: „Was ist heikel?“
    „Er wohnt bei Hester, seiner Mutter. Und sie weigert sich offen sichtlich, eine Litton über ihre Schwelle zu lassen. Streitsüchtige alte Ziege. Und der besoffene Mitbewohner ist rausgeflogen, Emma ist also allein. Und um sein Gewissen zu erleichtern, hat Christopher Ben Litton geschrieben, was passiert ist. Und ich würde am liebsten die ganze Bande zusammen an einen großen Mühlstein hängen und in einem bodenlosen See versenken.“
    „Ich hab gewußt, daß es so kommen

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