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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Nimm dir 'ne Zigarette.“
    Er schob das Päckchen über den Schreibtisch. Emma nahm sich eine, und er gab ihr Feuer, vorgebeugt, die Flamme mit seinen ver trauten, schönen Händen schützend. Als er das Streichholz aus schnippte, sagte er beiläufig: „Eine Menge Briefe sind über den großen Teich geflogen gekommen. Von dir war kein einziger dabei.“
    Es war ein Vorwurf. „Ich weiß.“
    „Schwer zu begreifen. Nicht daß es mir besonders viel ausmachte, obwohl, ich muß schon sagen, da es so ungefähr der erste Brief war, den ich dir je geschrieben habe, wäre es nett gewesen, eine Antwort zu bekommen. Aber bei Melissa war es anders. Sie wollte, daß du zu uns in die Staaten kommst, wenn auch nur für einen kurzen Besuch. Du bist doch sonst immer ganz gern gereist. Was war los?“
    „Ich weiß nicht. Ich war wohl... enttäuscht, weil du nicht nach Hause gekommen bist. Und mit dem Gedanken, daß du geheiratet hast, mußte ich mich erst langsam anfreunden. Als ich mich schließ lich damit abgefunden hatte... da war es zu spät, auf eure Briefe zu antworten.. Und jeder Tag, der verging, machte es schlimmer, machte es unmöglicher. Wenn man etwas getan hat, worauf man nicht beson ders stolz ist... dann wird es mit der Zeit immer schwerer, die Sache rückgängig zu machen. Das hatte ich vorher nicht gewußt.“
    Er bemerkte nichts dazu. Fuhr einfach fort, zu rauchen, sie anzuse hen.
    „Eine Menge Briefe, sagst du. Von wem waren die alle?“
    „Natürlich von Marcus. Das war geschäftlich. Und dann ein ziemlich gestelztes förmliches Schreiben von Robert Morrow. Er habe sich hier irgendein Theaterstück angesehen und bei dir und Christopher was getrunken. Ich bin aber nicht dahintergekommen, ob er wegen des Stücks gekommen ist oder deinetwegen.“
    „Tja, also...“
    „Sobald wir erfuhren, daß du noch am Leben und offenbar beschäftigt warst und nicht die Absicht hattest, uns zu besuchen, sind Melissa und ich in unserem bunten Flugzeug nach Mexiko geflogen, wo wir bei einem verrückten alten Filmstar in einem Haus voller Papageien wohnten. Und gestern sind wir nach Queenstown zu rückgeflogen, und was wartet da auf mich? Natürlich wieder ein Brief.“
    „Von Robert?“
    „Nein. Von Christopher.“
    Sie riß die Augen auf. „Von Christopher?“
    „Er muß ein außerordentlich begabter junger Mann sein. Eine Londoner Inszenierung, so bald schon, mit so wenig Erfahrung. Ich habe natürlich immer gewußt, daß er im Leben ungeheuren Erfolg haben würde. Entweder das oder im Gefängnis landen...“
    Aber selbst diese Provokation konnte sie nicht ablenken. „Du meinst Christopher? Er hat dir geschrieben?“
    „So wie du das sagst, klingt es fast beleidigend.“
    „Aber warum hat er dir geschrieben?“
    „Es steht zu vermuten, daß er sich irgendwie verantwortlich fühlte.“
    „Aber...“ Eine Idee nahm Gestalt an. Eine Ahnung, so wunder bar, daß sie, wenn sie sich nicht bewahrheitete, sofort erstickt wer den mußte. „Aber du bist nicht wegen des Briefes nach Hause ge kommen? Du bist zum Malen nach Hause gekommen. Um nach Porthkerris zurückzukehren und wieder zu malen?“
    „Ja, natürlich, auf lange Sicht schon. Mexiko hat mich inspiriert. Sie haben ein ungewöhnliches Rosa, das in ihren Häusern auftaucht, ihren Bildern, ihrer Kleidung...“
    „Vielleicht hast du genug von Queenstown und Amerika“, hakte sie nach. „Du hast es nie länger als ein paar Monate an einem Ort ausgehalten. Du mußt dich natürlich mit Marcus treffen. Und an eine neue Ausstellung denken.“
    Er sah sie verblüfft an. „Warum diese Liste von Motiven?“
    „Na ja, einen Grund muß es doch geben.“
    „Das hab ich dir gerade gesagt. Ich bin gekommen, um dich zu sehen.“
    Sie mochte die Zigarette nicht, die er ihr gegeben hatte. Sie beugte sich vor und drückte sie aus, dann verschränkte sie die Hände im Schoß, die Handteller dicht aneinandergepreßt, die Finger ver schlungen. Ben deutete ihr Schweigen falsch und schüttelte betrübt den Kopf. „Ich glaube nicht, Emma, daß du die Situation ganz begreifst. Ich bin buchstäblich von Mexiko losgeflogen, hab Christo phers Brief gelesen, Melissa einen Abschiedskuß gegeben und bin wieder weggeflogen. Hatte nicht mal Zeit, das Hemd zu wechseln. Dann habe ich noch mal zwölf Stunden Flug auf mich genommen, die Langeweile nur von einer Reihe ungenießbarer Mahlzeiten unterbrochen, die alle wie Plastik schmeckten. Glaubst du, ich ertrage solche Torturen, bloß um mit

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