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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Jane“, rief sie die Treppe hinauf.
    „Oh, auf Wiedersehen.“ Jane hörte sich schon wesentlich freund licher an.
    Dinah ging die Treppe hinunter, und Robert folgte ihr in der Ab sicht, sie höflich hinauszubegleiten. Über ihren schimmernden Kopf hinweg beugte er sich vor, um den Riegel von Janes Haustür zurückzuschieben. Draußen schlummerte das Wohnviertel in der heißen, stickigen Abendluft.
    „Ich drücke Ihnen für Mittwoch die Daumen“, sagte er.
    „Nett von Ihnen.“
    Sie traten auf die Straße. Er öffnete die Tür ihres Fiat für sie und fragte: „Wie heißt denn dieser junge Schauspieler?“
    Dinah rutschte auf den Fahrersitz und zeigte dabei mehr Bein, als für den Blutdruck ihrer Mitmenschen gut war.
    „Christopher Ferris“, erwiderte sie. „Christopher Ferris? Den kenne ich.“ „Tatsächlich? Komisch.“
    „Zumindest... kenne ich seine Schwester.“
    „Ich weiß nichts von seiner Familie.“
    „Hat er sie nie erwähnt? Emma?“
    „Mit keinem Wort. Aber junge Männer reden ja auch normalerweise nicht über ihre Schwestern, oder?“
    Sie lachte und schlug die Wagentür zu, aber das Fenster war her untergekurbelt, und Robert lehnte sich mit dem Ellbogen darauf wie ein Vertreter mit einem Fuß in der Tür.
    „Ich würde ihm gern Hals- und Beinbruch wünschen“, sagte er.
    „Ich richte es ihm morgen aus.“ „Könnte ich ihn anrufen?“
    „Sicher, ich denke schon, aber Anrufe sind nicht gerade er wünscht, wenn wir arbeiten.“ Und dann hatte sie plötzlich eine glänzende Idee. „Ich sag Ihnen was, ich habe irgendwo seine Privatnummer. Ich mußte ihn einmal für Mayo anrufen und ihm was aus richten.“
    Sie nahm ihre Handtasche vom Beifahrersitz und fing an zu kra men. Nacheinander förderte sie ein Textbuch, ein Portemonnaie, einen Schal, eine Flasche Sonnenöl und einen Kalender zutage. „Hier ist sie, Flaxman 88 81. Soll ich sie Ihnen aufschreiben?“
    „Nein, ich kann sie mir merken.“
    „Er ist jetzt vielleicht da... ich weiß nicht, was er in seiner Freizeit macht.“ Sie lächelte wieder. „Na so was, daß Sie ihn kennen. Die Welt ist klein, nicht?“
    „Ja, die Welt ist klein.“
    Sie ließ den Motor an. „Es war nett, Sie kennenzulernen. Also dann, auf Wiedersehen.“
    Er trat zurück. „Wiedersehen.“
    Das kleine Auto brauste durch das Wohnviertel, und Robert sah ihm nach. An der Kreuzung am Ende der schmalen Straße hielt es kurz an, dann schoß es davon, bog links ab und war verschwunden; das Geräusch des Motors wurde von dem gleichmäßigen Brummen des Londoner Verkehrs verschluckt.
     
    Robert kehrte ins Haus zurück, schloß die Tür, ging nach oben. Aus dem Schlafzimmer kam kein Laut.
    „Jane?“
    Sie begann sofort geschäftig umherzugehen. „Jane.“
    „Was ist?“
    „Komm her.“
    „Aber ich bin nicht...“
    „Komm runter.“
    Kurz darauf erschien sie im Morgenrock oben an der Treppe.
    „Was ist los?“
    „Christopher Ferris“, sagte Robert.
    Sie sah zu ihm herunter, ihre Miene war plötzlich verschlossen und abweisend.
    „Was ist mit ihm?“
    „Du hast gewußt, daß er in dem Stück mitspielt. Daß er die ganze Zeit in London war.“
    Sie kam die Treppe herunter. Als ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren, sagte sie kühl: „Ja, ich hab's gewußt.“
    „Aber du hast es mir nicht erzählt. Warum?“
    „Vielleicht, weil ich nichts davon halte, im Schlamm zu wühlen.
    Außerdem - du hast es versprochen. Nichts mehr von den Littons.“
    „Das hier hat nichts mit dem Versprechen zu tun.“
    „Warum machst du dann so einen Wirbel? Hör mal, Robert, ich denke in dieser Sache genau wie deine Schwester Helen. Bernstein sollte mit der geschäftlichen Tätigkeit für Ben Litton Schluß machen und sich auch aus seinen Familienangelegenheiten raushalten. Ich weiß über Emma Bescheid und über das Leben, das sie geführt hat, und sie tut mir leid. Ich bin mit dir nach Brookford gefahren, ich habe das abscheuliche kleine Theater gesehen und die gräßliche Wohnung. Aber sie ist erwachsen und, wie du selbst gesagt hast, sogar sehr intelligent... Christopher ist in London, na und? Das heißt doch nicht, daß er Emma im Stich gelassen hat. Es gehört zu seinem Job, und ich bin sicher, Emma hat dafür Verständnis.“
    „Das erklärt noch lange nicht, warum du es mir nicht gesagt hast.“
    „Vielleicht, weil ich von vornherein wußte, daß du dann im Kreis herumrennen würdest wie ein wildgewordener Schäferhund. Daß du dir die größten Katastrophen

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