Lichterspiele
würde“, sagte Jane. Sie drehte sich jetzt zu ihm um, die Arme verschränkt, und er sah, daß sie nicht nur wütend war, sondern auch verstört. „Es könnte schön sein mit uns ... das weißt du, nicht wahr, so gut wie ich. Und deswe gen habe ich dir nichts von Christopher erzählt, weil ich wußte, wenn du es erfährst, würde alles zu Ende sein.“
Nur zu gern hätte er gesagt: 'Es muß nicht zu Ende sein', aber es war ihm unmöglich.
„Nach außen hin, Robert, hast du dein Versprechen die ganze Zeit gehalten. Du hast Emma nie erwähnt. Aber aus deinem Kopf, aus deinem Herzen ist sie nie verschwunden.“
Nachdem es nun offen ausgesprochen war, wußte er, daß es stimmte. „Ich weiß auch nicht“, sagte er schwach. „Ich fühle mich auf eine idiotische Art für sie verantwortlich.“
„Wenn du dich für sie verantwortlich fühlst, dann nur, weil du es willst. Und das ist nicht genug, Robert. Nicht für mich. Ich laß mich nicht darauf ein, die Zweitbeste zu sein. Lieber verzichte ich. Ich hatte gehofft, das sei dir klar. Für mich heißt es alles oder nichts. Ich kann das nicht alles noch mal durchmachen.“
Er verstand sie nur zu gut. Aber alles, was er sagen konnte, war, daß es ihm leid tat.
Sie nickte. „Ich denke... du solltest vielleicht lieber gehen.“
Noch immer hatte sie die Arme verschränkt, eine Barriere gegen ihn. Sie gab ihm keine Möglichkeit, Lebewohl zu sagen. Er konnte sie nicht küssen. Er konnte nicht leichthin bemerken: „War nett mit dir“, wie der nonchalante Held einer Gesellschaftskomödie. Und er konnte ihr nie verzeihen, daß sie versucht hatte, ihn von Emma fern zuhalten.
„Also dann“, sagte er. „Ich gehe jetzt.“
"Ja, tu das.“ Aber als er sich anschickte, die Treppe hinunterzuge hen, fiel ihr etwas ein. „Du hast den Wein hiergelassen.“
„Vergiß den Wein“, sagte Robert.
10
D er Gesang war zu Ende. Die Scheinwerfer wurden abgeblendet. Charmian in der Rolle des Oberon trat für ihre Schlußzeilen an die Rampe. Die Mendelssohn sche Musik - vom Band, denn im Theater von Brookford war kein Platz für ein Orchester - stahl sich durch die Dunkelheit des Zu schauerraumes und umgab das Publikum mit dem sanften Zauber einer Sommernacht.
Nun, bis Tages Wiederkehr,
Elfen schwärmt im Haus umher...
Es war das Ende der ersten Woche von Ein Sommernachtstraum. Um das finanzielle Fiasko von Daisies on the Grass auszugleichen, war das Shakespearestück auf den Spielplan gesetzt worden. Es be deutete zwar für alle Beteiligten doppelte Arbeit, garantierte dafür aber einen Zuschuß vom Art Council sowie volle Häuser. Das Publikum bestand vorwiegend aus Schülern und Studenten.
Emma arbeitete unterdessen nicht mehr für Collins, den Inspi zienten. Sie hatten eine neue Assistentin, ein junges Mädchen, frisch von der Schauspielschule, beflissen, zäh und anscheinend unemp findlich gegen Collins' spitze Zunge. Augenblicklich stand sie auf der Bühne, in der grauen Samttunika und den Silberflügeln der Elfe Spinnweb, denn die große Besetzung des Sommernachtstraums machte es notwendig, daß jedes Mitglied der Truppe eine Rolle übernahm.
Aus diesem Grund hatte Tommy Childers Emma gebeten, hinter der Bühne mitzuhelfen. In den vergangenen Wochen hatte sie in der Garderobe ausgeholfen, im Kulissenfundus gearbeitet, Texte ge tippt, und zwischendurch war sie ständig hinausgeflitzt, um Sandwiches und Zigaretten zu holen und unzählige Kannen Tee zu ko chen.
Heute war sie als Souffleuse eingesetzt worden, und den ganzen Abend hatte sie ihre Augen auf das Soufflierbuch geheftet, in pani scher Angst, die Zeile zu verlieren, ein Stichwort zu verpassen, jemanden hängenzulassen. Jetzt aber, da das Stück dem Ende zuging und sie den Rest auswendig kannte, lehnte sie sich zurück und beobachtete das Geschehen auf der Bühne.
Charmian trug eine Krone aus smaragdgrünen Blättern, einen silbernen Heroldstock in der Hand und eine silberne Strumpfhose an ihren langen, schlanken Beinen. Die Zuschauer, vom Zauber der Worte gefesselt, verhielten atemlos, gebannt.
Nun genung!
Fort im Sprung!
Trefft mich in der Dämmerung!
Um den engen Kulissenraum auf beiden Seiten der Bühne zu vergrößern, hatte Tommy Childers eine Rampe bauen lassen, die von der Bühne in den Mittelgang des Zuschauerraumes hinunterführte. Jetzt traten Oberon und Titania, mit einem Gefolge von Elfen, Hand in Hand über diese Rampe ab, ihre Gewänder flatternd wie
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