Lichterspiele
lassen. Sie brauchen etwas Modernes über dem Kamin, und man kann nie wissen, es könnte eine Geldanlage werden. Dann ha ben Sie etwas zu verkaufen, wenn es mit den guten Rollen mal zu Ende geht.“
„Reden Sie nicht vom Ende. Ich hab gerade erst angefangen. Aber wäre das nicht sehr teuer?“
„Nicht so teuer wie das amerikanische Badezimmer.“
Dinah lächelte gewinnend. „Aber ein Badezimmer finde ich schrecklich wichtig.“
Jane hatte noch zwei Gläser eingeschenkt, eines davon reichte sie Robert. Dann setzte sie sich in den Sessel gegenüber dem Sofa und sah die beiden über den niedrigen Tisch hinweg an.
„Na schön, es ist Ihre Wohnung, Dinah“, sagte sie.
In ihrer Stimme schwang eine Spur Bitterkeit mit. Robert sagte rasch: „Sie haben mir noch nichts von dem neuen Stück erzählt... The Glass Door. Wann kommt es heraus?“
„Mittwoch. Diesen Mittwoch, genauer gesagt. Im Regent Thea ter.“
„Wir müssen versuchen, Karten zu bekommen, Jane.“
„Ja, natürlich“, sagte Jane.
„Der Gedanke an die Premiere macht mich so nervös, daß mir schlecht wird. Wissen Sie, es ist immerhin meine erste richtige Büh nenrolle, und wenn Mayo nicht so ein sagenhafter Regisseur wäre, hätte ich schon vor Wochen alles hingeschmissen...“
„Sie haben uns noch nicht erzählt, wovon es handelt.“
„Also, es geht um... ach, ich weiß nicht. Es geht um diesen jungen Mann aus einer Arbeiterfamilie. Und er schreibt ein Buch, und es wird ein Bestseller, und er wird so was wie eine Berühmtheit im Fernsehen und so. Und dann mischt er beim Film mit, und die ganze Zeit wird er immer reicher und fieser, und er säuft und hat Affären und führt ein flottes Leben. Und am Ende fliegt ihm der ganze Rum mel natürlich um die Ohren wie ein Kartenhaus, und er endet genau, wo er angefangen hat, bei seiner Mutter zu Hause in der Küche, mit seiner alten Schreibmaschine und einem leeren Blatt Papier. Hört sich kitschig an, ich weiß, aber es ist rührend und echt, und die Dia loge sind phantastisch.“
„Glauben Sie, daß es gut läuft?“
„Ich glaub schon. Aber ich bin natürlich voreingenommen.“
„Welche Rolle spielen Sie?“
„Oh, ich bin bloß eins von den vielen Mädchen. Aber ich bin anders, weil ich nämlich schwanger werde.“
„Reizend“, murmelte Jane.
„Aber es ist nicht anstößig, kein bißchen“, versicherte Dinah ihr. „Als ich den Text das erste Mal las, wußte ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Das wirkliche Leben, schätze ich.“
„Ja.“ Jane trank aus, stellte das leere Glas hin und sah auf die Uhr. „Robert, ich geh nach oben und zieh mich um. Wir dürfen uns nicht verspäten. Sonst müssen alle auf uns warten.“ Sie stand auf. „Sie entschuldigen mich, Dinah, nicht wahr?“
„Selbstverständlich, und danke, daß Sie mir mit dem Badezimmer so geholfen haben. Ich ruf Sie an und sag Ihnen, wofür ich mich entschieden habe.“
„Ja, tun Sie das.“
Als sie hinaufgegangen war, lächelte Dinah Robert wieder vertrauensvoll an. „Hoffentlich halte ich Sie nicht auf. Ich gehe sofort, wenn ich ausgetrunken habe, aber ich wohne im Augenblick in einem solchen Schutthaufen, es ist deprimierend. Und es ist so heiß, nicht? Ich wünschte, es gäbe ein Gewitter. Es wäre viel kühler, wenn es bloß donnern würde.“
„Es gibt heute abend eins, ganz bestimmt. Sagen Sie, wie sind Sie an die Rolle gekommen?“
„Also, Amos Monihan, Sie wissen schon, der das Stück geschrie ben hat - er hat mich im Fernsehen in Detectives gesehen, und er hat Mayo Thomas angerufen und ihm gesagt, ich wäre die Richtige für die Rolle. Daraufhin kriegte ich einen Termin zum Vorsprechen. Das ist alles.“
„Und wer spielt die Hauptrolle? Den jungen Mann? Den Schrift steller?“
„Das ist das Risiko. Die Sponsoren wollten einen großen Namen, eine Berühmtheit. Aber Mayo hat diesen Jungen entdeckt - er hatte ihn in einem Provinztheater gesehen, und irgendwie hat er den Geldgeber überzeugt, es mit ihm zu versuchen.“
„Sie haben einen Unbekannten in der Hauptrolle?“
Dinah nickte. „Aber glauben Sie mir, er ist gut.“
Sie trank aus. Jane ging oben in ihrem Schlafzimmer hin und her, öffnete und schloß Schubladen. Robert stand auf, um Dinah das leere Glas abzunehmen. „Darf ich Ihnen die andere Hälfte ein schenken?“
„Nein, wirklich nicht. Ich will Sie nicht länger aufhalten...“ Sie stand auf, zog ihr Kleid herunter und warf die langen Haare zurück. „Wiedersehen,
Weitere Kostenlose Bücher