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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Marcus Bernstein über eine neue Aus stellung zu sprechen?“
    „Aber, Ben...“
    Er hatte sich in Fahrt geredet und war nicht gewillt, sich unterbrechen zu lassen. „Und, kaum angekommen, geh ich da etwa ins Cla ridge, wo Melissa mir vorsorglich telegrafisch ein Zimmer bestellt hat? Gönne ich mir ein Bad oder einen Drink oder ein anständiges Essen? Nein. Ich steige in das langsamste Taxi diesseits des Atlan tiks und fahre durch unsäglichen Regen nach Brookford -“ er sprach diesen Namen wie ein unanständiges Wort - „wo ich nach endlosen falschen Wegauskünften endlich das Theater ausfindig mache. Das Taxi steht jetzt draußen, die Zähluhr tickt, der Fahrpreis klettert in astronomische Höhen. Und wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja selbst nachschauen.“
    „Ich glaube dir“, sagte Emma rasch.
    „Und dann, als du dich endlich bequemst zu erscheinen, kannst du über nichts anderes reden als über Marcus Bernstein und irgendeine Ausstellung. Weißt du was? Du bist ein undankbares Gör. Ein typisches Beispiel für die moderne Generation. Du verdienst nicht, einen Vater zu haben.“
    „Aber ich bin vorher immer allein gewesen“, sagte Emma leise. „Jahrelang bin ich allein gewesen. In der Schweiz, in Florenz und in Paris. Da bist du nie gekommen, um mich zu sehen.“
    „Da hast du mich nicht gebraucht“, sagte Ben entschieden. „Au ßerdem wußte ich, was du gemacht hast und bei wem du warst. Diesmal, als ich Christophers Brief las, hab ich mir zum erstenmal leichte Sorgen gemacht. Vielleicht, weil Christopher, ausgerechnet er, mir nie geschrieben hätte, wenn er nicht selbst besorgt gewesen wäre. Warum hast du mir nicht erzählt, daß du ihn in Paris getroffen hast?“
    „Ich dachte, du würdest darüber nicht gerade erfreut sein.“
    „Das kommt darauf an, was für ein Mensch er geworden ist. Hat er sich sehr verändert, seit er als kleiner Junge bei uns in Porthkerris gelebt hat?“
    „Er sieht noch genauso aus... aber er ist groß... er ist jetzt ein Mann. Zielstrebig, ehrgeizig und vielleicht ein bißchen egozentrisch. Und der bezauberndste Mensch, den man sich vorstellen kann.“ Mit Ben über ihn zu reden, das war, als würde ihr eine Last von den Schultern genommen. Emma lächelte. „Und ich bete ihn an.“
    Ben nahm das hin, und er erwiderte ihr Lächeln. „Du hörst dich an wie Melissa, wenn sie über Ben Litton spricht. Mir scheint, der Junge und ich haben am Ende doch viel gemeinsam. Es hat eine gewisse Ironie, daß wir so viele Jahre damit verschwendet haben, uns gegenseitig zu verachten. Vielleicht sollte ich die Bekanntschaft mit ihm erneuern. Diesmal kommen wir möglicherweise etwas bes ser miteinander aus.“
    „Ja, das glaube ich auch.“
    „Melissa kommt in ein, zwei Wochen nach. Zu mir nach Porth kerris.“
    „Will sie im Cottage wohnen?“ fragte Emma ungläubig.
    Ben amüsiert: „Melissa? Im Cottage? Du machst Witze. Im Ho tel Castle ist schon eine Suite reserviert. Ich werde leben wie ein Goldfisch im Glas, aber ich werde älter, und da ist man vielleicht aufgeschlossener für eine gewisse Lebensqualität.“
    „Aber hat ihr das nichts ausgemacht? Daß du einfach so nach Hause wolltest? Ihr einen Kuß gibst, wegfährst und dir nicht mal die Zeit nimmst, das Hemd zu wechseln?“
    „Emma, Melissa ist eine kluge Frau. Sie versucht nicht, einen Mann an sich zu binden oder ihn zu besitzen. Sie weiß, der beste Weg, jemanden, den man liebt, zu halten, ist, ihn... ganz sachte... loszulassen. Frauen brauchen lange, um das zu lernen. Hester hat es nie gelernt. Und wie steht es mit dir?“
    „Ich bin dabei, es zu lernen“, sagte Emma.
    „Es ist seltsam, aber das nehme ich dir ab.“
    Unterdessen war es dunkel geworden. Die Dämmerung hatte sich unmerklich vertieft, während sie redeten, bis Bens Gesicht auf der anderen Seite des Schreibtisches nur noch ein verschwommener Fleck, seine Haare ein weißer Fittich waren. Auf dem Schreibtisch stand eine Lampe, aber keiner von ihnen machte sich die Mühe, sie anzuknipsen. Das Zwielicht umfing sie, die geschlossene Tür hielt den Rest der Welt fern. Sie waren die Littons, eine Familie, zusam men.
    Ab und zu drangen Geräusche von der Bühne zu ihnen: Der Vor hang wurde geöffnet und geschlossen, Collins beschimpfte einen unseligen Elektriker, die Schauspieler rannten die Treppe zu den Garderoben hinauf, begierig, fortzukommen, sich von Kostümen und Schminke zu befreien, Busse zu erwischen, nach Hause zu fah ren, Essen zu

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