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Lichterspiele

Lichterspiele

Titel: Lichterspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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nichts, wo ich hinkann.“
    „Du kannst nach Porthkerris.“
    Emma drehte sich um und lächelte ihn an. „Mit dir? Ins Cottage?“
    „Warum nicht?“
    „Aus tausend Gründen. Nach Hause zu Daddy laufen war nie eine Lösung. Vor den eigenen Gedanken kann man sowieso nicht weglaufen.“
     
    Endlich war er auf dem Weg, die Selbsttäuschung und Unruhe der letzten sechs Wochen waren vorbei. Wie ein heimwärtsstrebender Jagdhund sauste der Alvis nach Westen, über die Hammersmith-Überführung auf die Autobahn. Robert fuhr permanent auf der Überholspur und hielt die Tachonadel wohlweislich bei 110; keinesfalls wollte er riskieren, ausgerechnet jetzt von einer Polizei streife angehalten zu werden. Auf der Höhe des Londoner Flugha fens drang leises Donnergrollen durch die schwere, stille Luft. Er hielt in der ersten Parkbucht an, um das Verdeck hochzuklappen, gerade noch rechtzeitig. Als er wieder auf die Straße bog, verwan delte der schwüle Abend sich in einen brodelnden Vulkan. Plötzlich fegte der Wind von Westen heran und trieb gewaltige Gewitterwol ken vor sich her; die Wolken entluden sich in einer regelrechten Wasserexplosion, wie ein Monsunplatzregen prasselte es auf die Windschutzscheibe, so daß die Scheibenwischer kaum mithalten konnten. Binnen Sekunden war die Straße überflutet und spiegelte die bläulichen Zickzackblitze wieder, die den Himmel zerrissen.
    Robert überlegte kurz, ob er anhalten und warten sollte, bis das schlimmste Unwetter vorüber sei, doch die Erleichterung darüber, daß er nun endlich einem Wunsch Folge leistete, den er sich wo chenlang nicht eingestanden hatte, war stärker als jeder Gedanke an Vorsicht. Er fuhr weiter, und die große Autobahnkurve tauchte vor ihm auf, dröhnte unter seinen Rädern, verschwand spritzend in einer großen Wasserwelle, war schon vorbei, zurückgelassen und vergessen, zusammen mit seiner lähmenden Unsicherheit.
    Er fand das Theater geschlossen. Im Licht der Straßenlaterne konnte er die Plakate lesen.
    EIN SOMMERNACHTSTRAUM. Unbeleuchtet, verlassen, erinnerte das Haus mehr denn je an eine Missionsstation. Der Eingang war verriegelt, alle Fenster waren dunkel.
    Er stieg aus. Es war kühler geworden, und er nahm einen Pullover vom Rücksitz, der seit dem Wochenende in Bosham dort lag, und zog ihn über sein Hemd. Als er die Tür zuschlug, sah er das einsame Taxi am Straßenrand warten. Der Fahrer war über den Lenkrad zusammengesunken. Er hätte tot sein können.
    „Ist jemand da drin?“
    „Na hoffentlich. Ich warte auf 'nen Fahrgast.“
    Robert ging den Bürgersteig entlang bis zur Einfahrt, durch die vor langer Zeit Emma und Christopher gekommen waren, Arm in Arm wie ein Liebespaar. Im ersten Stockwerk des düsteren Gebäu des war ein Fenster erleuchtet. Er ging durch die dunkle Einfahrt, stolperte über einen Mülleimer, fand eine offene Tür. Drinnen führte eine Steintreppe nach oben, spärlich beleuchtet von einer Lampe, die auf dem Treppenabsatz im ersten Stock brannte. Schaler Theatergeruch nach Fettschminke, Ölfarbe, verstaubtem Samt schlug ihm entgegen. Von oben kam Stimmengemurmel, und er ging hinauf, fand den kurzen Flur und die angelehnte Tür mit der Aufschrift REGIE, von hellem Licht gesäumt.
    Er stieß die Tür auf, die Stimmen verstummten abrupt. Er fand sich auf der Schwelle eines winzigen, vollgestopften Büros und blickte in die erstaunten Gesichter von Ben und Emma Litton.
    Emma saß auf dem Schreibtisch, mit dem Rücken zu ihrem Vater, das Gesicht Robert zugewandt. Sie trug ein kurzes Kleid, schlicht geschnitten wie ein Kittel, ihre langen Beine waren braungebrannt. Das Zimmer war so klein, daß er auf der Türschwelle nur eine Ar meslänge von ihr entfernt war. Wenn er wollte, hätte er sie berühren können. Er fand, sie hatte noch nie so schön ausgesehen.
    Seine Erleichterung und Freude, Emma zu sehen, waren so groß, daß Ben Littons unvermutete Anwesenheit nebensächlich wirkte. Ben selbst war auch ein wenig überrascht. Er hob nur die dunklen Augenbrauen und sagte:
    „Meine Güte, sieh mal einer an, wer da gekommen ist.“
    Robert schob die Hände in die Taschen und sagte: „Ich dachte ...“
    Ben hob die Hand. „Ich weiß. Du dachtest, ich bin in Amerika. Bin ich aber nicht, ich bin in Brookford. Und je eher ich hier raus und zurück nach London komme, desto besser.“
    „Aber wann bist du...?“
    Doch Ben drückte seine Zigarette aus, stand auf und unterbrach ihn brüsk. „Du hast nicht zufällig ein Taxi vor

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