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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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die Panik zu unterdrücken, die sie in Wellen zu übermannen drohte. Kalter Schweiß trat auf ihre Stirn. Trotzdem kroch sie unbeirrt dem zunehmend stärker werdenden Luftstrom entgegen. Sie hatte damit gerechnet, auf Kreuzungspunkte zu treffen und sich zu verirren, doch der Gang, der das Toilettenhäuschen belüftete, mündete ohne Umschweife nach draußen. Jils Herz machte vor Freude einen Sprung, als ihre Hände in feuchte Erde griffen und ihr Kopf durch ein Loch im Boden stieß. Sie tat einen tiefen Atemzug, als wäre sie aus dem Wasser aufgetaucht. Nach einem Moment der Glückseligkeit zog Jil den Rest ihres Körpers aus dem Schacht. Kalte frische Luft umhüllte sie. Sie blickte nach oben. Der Himmel war so weit und unendlich. Niemals zuvor hatte sie sich so sehr darüber gefreut. Sie begriff, wie kostbar die Freiheit war.
    Es war Nacht und keine Wolke trübte den Blick auf die Sterne. Die Luft war erfüllt von den Stimmen der Nacht. Insekten surrten, Äste knackten. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Jil erhob sich und klopfte sich den Staub aus ihrem zerschlissenen Rock. Sie entfernte sich ein paar Schritte und sah sich um. Sie stand mitten im Stadtpark von Haven. Weshalb war ihr dieses Loch im Boden niemals zuvor aufgefallen? Sie kannte doch jeden Stein hier. Zielstrebig schlenderte Jil über die Wege zum Ausgang. Das große eiserne Tor war verschlossen, der gesamte Park von einer Mauer eingegrenzt.
    Nachts verschließt der Parkwächter das Haupttor .
    Ohne lange darüber nachzudenken, griff Jil beherzt nach den eisernen Verstrebungen und kletterte hinauf. Sie war noch nicht an der oberen Kante angekommen, als sie Schritte und Stimmen hörte. Mit einem beherzten Sprung hechtete sie vom Eisentor an die Mauer, zog sich hinauf und legte sich flach darauf. Die Mauer war breit genug, um Arme und Beine neben den Körper zu legen, ohne dass man sie von unten sah.
    Wenn das Polizisten sind, verhaften sie mich wegen Einbruchs.
    Diese Befürchtung erwies sich zwar als unbegründet, jedoch war die Realität keineswegs beruhigender. Mehrere Menschen, Jil zählte mindestens acht, schlenderten außerhalb des Parks durch die nächtlichen Straßen von Haven. Dies allein mochte noch nichts Außergewöhnliches sein, aber in mehreren Augenpaaren erblickte Jil den gelblichen Glanz, der ihr in den letzten zehn Tagen nur allzu vertraut geworden war. Einen der Sedharym erkannte Jil sogleich wieder. Es war ein großer hagerer Kerl mit gelockten braunen Haaren. Jil hatte einmal beobachtet, wie er sich mit Cryson unterhielt.
    Neben den Sedharym gab es mehrere Menschen innerhalb der Gruppe. Ein junger Mann ging Arm in Arm mit einer weiblichen Sedhar. Er warf ihr pikante Blicke zu, die die dunkelhaarige Schönheit mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen erwiderte. Die Gruppe lachte und unterhielt sich angeregt. Ihre Worte hallten durch die ausgestorbene Straße. Jil verhielt sich so ruhig, wie es ihr möglich war, sogar ihre Atmung war flach. Sie wusste um die geschärften Sinne der Sedharym, es grenzte an ein Wunder, dass sie ihre Witterung bislang noch nicht aufgenommen hatten. Jil hoffte inständig, dass sie einfach vorbeigehen und sie ignorieren würden. Was ihr das Herz dann aber doch bis zum Hals schlagen und sie nach Luft schnappen ließ, war der Anblick von Cryson, der in diesem Moment mit einer jungen Frau im Arm um eine Ecke bog und sich der Gruppe anschloss. Er war wie immer tadellos gekleidet, auch die Frau schien aus reicheren Kreisen zu stammen. Ihre Haare waren perfekt toupiert, die kleine Nase reckte sie arrogant in die Luft. Jil hörte, wie ihr eigenes Blut in den Ohren rauschte. Ihre Hände wurden feucht. Sie war froh, flach auf dem Bauch zu liegen, denn nun begannen auch ihre Beine zu zittern. Plötzlich blieb die Gruppe stehen, keine fünf Yards neben Jils Versteck. Sie rechnete fest damit, dass jemand sie entdeckt hatte, doch niemand sah zu ihr hinauf. Der Sedhar mit den braunen Locken umfasste spielerisch die Taille seiner weiblichen Begleitung, die daraufhin schrill zu quieken begann. Jil erinnerten die Laute an die eines Ferkels, das man in eine Ecke getrieben hatte. Braunlocke drückte seine Herzensdame gegen die Mauer direkt unterhalb von Jil. Er presste ihre Schultern gegen das Gestein und küsste sie leidenschaftlich, das gelbe Flackern in seinen unmenschlichen Augen nahm zu. Jil hörte, wie die Dame sich sichtlich erschreckte und nach Luft rang, es dann aber doch über sich ergehen ließ. Ihre

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