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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Wahrheit. In Crysons Schlafzimmer feuerte der Ofen, die Lufttemperatur bewegte sich weit oberhalb von zwanzig Grad. Trotzdem durchfuhr sie eine innere Kälte, die zweifelsohne mit Crysons Berührung in Verbindung stand. Er lächelte nur und strich mit seinem Zeigefinger sanft über ihre Lippen, als wolle er sie dazu ermahnen, still zu sein. Sämtliche Alarmglocken schrillten in Jils Kopf, doch sie fühlte sich nicht dazu imstande, Cryson Einhalt zu gebieten. Auf eine absonderliche Art und Weise genoss sie sogar die Kälte, die über über ihre Haut zu wandern schien, immer wenn Cryson sie berührte. Nie zuvor hatte Jil etwas gleichzeitig so sehr gewollt und verabscheut. Er umfasste den Saum ihres Hemdes und zog es über ihren Kopf. Wie in Trance fasste Jil ihrerseits nach seinem Hemd, schob ihre Finger darunter und strich über die kleinen harten Knospen seiner Brustwarzen. Ihm entfuhr ein leies Stöhnen. Er drückte sie sanft an den Schultern zurück in die Kissen, seine Lippen glitten an ihrem Hals hinab bis zwischen ihre Brüste. Er legte sich über sie, erdrückte sie beinahe mit seinem Gewicht. Er war ein Mann, der in Zurückhaltung nicht geübt war. Jils Herz begann heftig zu pochen, als er seine Hand unter den Bund ihres Schlüpfers gleiten ließ. Mit drängender Intensität tastete seine er sich voran, und mit der gleichen Gier stieß er ihr seine Zunge in den Mund. Erneut erschauerte Jil vor Kälte. Es war, als wiche sämtliche Körperwärme aus ihr heraus. Obwohl sie sich in diesem Moment sehnlichst wünschte, er würde nur endlich seine Kleidung ablegen und das tun, was Jil sich nie zuvor in ihren kühnsten Träumen ausgemalt hatte, gab es einen letzten Winkel in ihrem Bewusstsein, der sie davor warnte. Etwas stimmte hier nicht. Cryson schien ihr die Sinne zu vernebeln. Während er noch immer seine Lippen auf ihre presste, ein wollüstiges Knurren ausstieß und ihr den Schlüpfer über die Beine zog, gewann Jils Verstand allmählich wieder die Überhand.
     Jäh wich er von ihr zurück wie vor einer giftigen Schlange. Er fasste sich an die Unterlippe. »Du hast mir auf die Lippe gebissen«, stieß er hervor.
    Hastig zog sich Jil die Bettdecke bis unter das Kinn.
    »Was zur Hölle tust du da?« Jil funkelte ihn böse an.
    »Das weißt du doch ganz genau, oder willst du mir erzählen, du glaubst an den Klapperstorch?« Noch immer war da dieser gelbliche Glanz in seinen Augen, den Jil immer dann bemerkte, wenn Cryson emotional erregt war.
    »Das habe ich nicht gemeint. Ich bin kein dummes kleines Mädchen mehr.«
    »So? Und was ist dann los mit dir? Weshalb beißt du mich?« Cryson erhob sich vom Bett und strich sein edles Seidenhemd glatt.
    »Du machst etwas mit mir, das ich mir nicht erklären kann. Deine Berührungen wirken irgendwie… falsch.«
    Crysons Augen weiteten sich. Dann stieß er ein kaltes Lachen aus. »Weißt du, was ich glaube? Du bist einfach ein unerfahrenes kleines Mädchen, das Angst hat vor erwachsenen Männern.« Auf seinem Gesicht waren weder Enttäuschung noch Traurigkeit abzulesen, allenfalls Häme. Seine Worte trafen Jil hart, aber noch härter traf sie die Tatsache, dass er überhaupt in der Lage war, sie zu verletzen.
    Cryson wandte sich ab und öffnete die Tür. »Ich hatte gehofft, du würdest mich mögen, genauso wie ich dich.« Dann verließ er den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Jil ließ den Kopf nach hinten auf das Kopfkissen sinken. Noch immer glaubte sie, ihr Blut wäre zu Eis erstarrt. Sie fröstelte, obwohl das Feuer im Ofen loderte. Waren das wirklich nur die Auswirkungen ihrer Emotionen? Sie konnte nicht verleugnen, dass sie etwas für Cryson empfand, das sie nie zuvor gespürt hatte. Ihn umwitterte ein Geheimnis, das Jil anzog wie ein Magnet. Er war kein Mensch, dessen war sie sich mittlerweile sehr sicher. Doch wer oder was genau er war, konnte sie nur erahnen. Seine düstere Andersartigkeit war auf sonderbare Weise verlockend und attraktiv.
    Jil setzte sich im Bett auf und starrte auf das Geflecht von Rohren, das sich an der Wand entlang zog, sich mehrfach verzweigte und in der Decke verschwand. Plötzlich traf sie eine Idee wie eine Revolverkugel.
    »Hallo?«, rief sie. Niemand antwortete. »Hallo!«
    Jil stand auf, schlüpfte in ihre Kleidung und ging zum Fenster. Es war einen Spalt weit geöffnet. Gitterstäbe versperrten den ungehinderten Blick nach draußen. Jil lehnte sich nach vorn, bis ihre Nase die Scheibe berührte. Der Aufzug an der Außenmauer

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