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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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bringen oder nicht?«
    »Du scheinst mir eine furchtlose Dame zu sein. Aber weshalb zeigst du uns dann nicht dein Gesicht? Ich möchte wissen, mit wem ich verhandele.«
    Jil spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. »Ich bevorzuge es, anonym zu bleiben.«
    »Dann verrate mir doch wenigstens deinen Namen. Das gehört sich doch unter Geschäftspartnern, oder etwa nicht? Ich heiße Geri, und meine Kollegen sind Emil und Yossi.«
    Die beiden Männer, die bei dem Pferdewagen standen, hoben grüßend die Hand. Emil war ein kräftiger, aber gepflegter Mann, wohingegen Yossi eher wie Geris Bruder wirkte, dünn und verlottert.
    Jil wandte den Blick von ihnen ab. »Ich heiße Hanna.« Es war der erste Name, der Jil einfiel. Als Kind hatte sie immer Hanna heißen wollen und alle Hühner hatte sie Hanna getauft. Weshalb, war ihr bis heute ein Rätsel. Es war ein scheußlicher Name.
    Geri stieß ein kaltes Lachen aus. »Hast du dir den Namen selbst ausgedacht? Nun gut, eigentlich geht es mich auch nichts an, Hanna. Dann zeig mir mal dein Geld.«
    Ein zweiter Schwall heißen Bluts schoss Jil durch den Körper. »Ich habe mein Geld verloren.«
    Beinahe gleichzeitig begannen Geri, Emil und Yossi lauthals zu lachen.
    »Was glaubst du, wie oft ich diese Ausrede höre«, sagte Geri. »Aber ohne Geld werde ich keinen Finger rühren, um dir zu helfen. Und jetzt verschwinde. Und wenn du irgendwem verrätst, dass wir hier sind, dann wird es dir schlecht bekommen.« Geri wandte sich zum Gehen ab.
    »Nein, bitte warten Sie«, sagte Jil. Sie griff in den Ausschnitt ihrer Bluse und zog das kleine goldfarbene Instrument heraus, das Cryson ihr geschenkt hatte.
    »Ich würde ihnen diese Flöte überlassen.« Jil löste den Knoten des Bandes in ihrem Nacken und hielt Geri das Instrument hin. Er drehte sich um und starrte mit geweiteten Augen darauf.
    »Kann ich das mal sehen?« Sofort kam er zurück und entriss Jil die Flöte. Er drehte und wendete sie in seiner Hand. »Ich kenne mich aus mit Antiquitäten, und ich verwette meinen Hintern darauf, dass dieses Teil wertvoll ist. Es besteht aus einem sehr seltenen Metall.« Mit jedem Wort war Geris Stimme leiser geworden. Nun kamen auch Emil und Yossi heran, um sich den Gegenstand, der ihren Anführer so aus der Fassung brachte, aus der Nähe zu betrachten.
    »Woher hast du das?«, stieß Geri hervor.
    »Es ist ein Familienerbstück.«
    »Diese Überfahrt muss dir ganz schön wichtig sein, wenn du freiwillig das hundertfache dafür bezahlen willst.«
    »Nimm die Flöte, sie gehört dir.« Jil bedauerte ihre Tat im selben Augenblick, wie die Worte heraus waren. Sie hatte nicht geahnt, wie wertvoll der Gegenstand war, den Cryson ihr geschenkt hatte. Sie hätte von dem Erlös ihre Familie sicherlich mehr als ein Jahr lang ernähren können. Jil biss sich auf die Unterlippe.
    »Nun gut, unbekannte junge Frau. Dann mach es dir im Wagen gemütlich. Es könnte eine unbequeme Fahrt werden. Wir brechen bald auf.« Er hob mahnend den Zeigefinger. »Aber dass dir eines klar ist: Wenn wir erwischt werden, warst du es ganz allein, die sich ohne unser Wissen auf den Wagen geschlichen hat. Ich übernehme für gar nichts die Verantwortung.«
    Jil nickte und sie gaben sich die Hand darauf. Geri stecke die Flöte in die Tasche seiner ausgebeulten Hose. Dann kletterte Jil auf den Karren und setzte sich ins Heu.
    »Du musst unter das Heu«, brummte Emil. »Glaubst du, das ist eine Spazierfahrt? Wenn ich nachher die Plane darüber ziehe, wird es sehr heiß für dich werden. Ich hoffe, du hast viel getrunken. Und wehe du gibst einen Laut von dir.«
    Widerwillig grub sich Jil unter das Heu, bis nur noch ein winziger Teil ihres Gesichts herauslugte.
    »Und noch etwas: Du verlässt den Wagen, bevor er sein Ziel erreicht hat«, fügte Emil an. »Ich möchte beim Abladen keine unangenehme Überraschung erleben.«
    Auch ohne eine Plane war es stickig und warm unter dem Heu, denn der Morgen schritt voran. Allmählich stieg die Sonne höher. Glücklicherweise musste Jil nicht lange auf den Aufbruch warten, denn in diesem Moment kam Geri mit der Plane aus dem Hauseingang und machte sich eifrig daran, das Heu abzudecken. Er ließ Jil einen kleinen Spalt am Rand, durch den sie atmen und sogar einen winzigen Ausschnitt ihrer Umgebung sehen konnte.
    »Emil wird den Karren lenken. Yossi und ich verabschieden uns an dieser Stelle von euch.« Mit lauter Stimme rief er: »Emil, hast du die Papiere?«
    »Ich habe alles hier«,

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