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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Angst hast? Ich erinnere mich lebhaft an das Gekreische der Weiber, die Lesward manchmal mitbringt.«
    Lesward, der Anführer ihres Ordens, war in der Tat kein Kostverächter. Obwohl er zugleich Verwalter des Sedhiassas und gewiss nicht auf die Energie von Menschen angewiesen war, gab er sich dennoch gerne und oft diesen Intimitäten hin.
    Jil verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist einfach nicht meine Art, das verschreckte Reh zu spielen. Ich entschuldige mich, falls du dir etwas anderes erhofft hattest.«
    »Jetzt hör mir mal genau zu, junge Dame. Hältst du mich für so einfältig, dass ich dir deine aufgesetzte Unnahbarkeit abkaufe?« Ray ballte die Hände zu Fäusten. Niemals zuvor hatte es jemand geschafft, ihn innerhalb so kurzer Zeit in Rage zu bringen. »Du bist eine wahrlich schlechte Lügnerin für eine Diebin. Woher hast du deine Informationen? Ich sehe das Wissen in deinen Augen, du kannst mich nicht zum Narren halten.« Die Narbe auf seiner linken Gesichtshälfte spannte, wenn ihm seine Mimik im Zorn entgleiste. Jils Augen glänzten, ihre in Falten gelegte Stirn entspannte sich. Plötzlich schien all die Selbstsicherheit, mit der sie sich panzerte, verflogen. Nun sah er echte Angst in ihrem Blick, aber auch Hass und Abscheu.
    Sie rang sichtlich nach Worten. »Ich bin wirklich nicht gut darin, jemandem meine Überraschung vorzuspielen. Würde es dich schockieren, wenn ich dir sagte, dass ich schon einmal in einem Reich unter der Erde gewesen bin? Man hat mich verschleppt und gefangen gehalten. Ich konnte aber fliehen. Ich hoffe inständig, dass du nicht dasselbe mit mir vorhast.«
    Diese Aussage verwunderte Ray nun wirklich. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf. Vielleicht war es doch keine schlechte Idee gewesen, diese Mitwisserin aus dem Verkehr zu ziehen.
    »Wenn du die Wahrheit sagst, dann wundere ich mich über dieses Vorgehen. Für gewöhnlich hat sogar der Abschaum aus Sedhia genügend Anstand, seinen Opfern nach Gebrauch das Gedächtnis zu löschen. Es könnte uns unsere Existenz kosten.« Ray sprang vom Bett auf, war mit einem Satz bei Jil  und schüttelte sie an den Schultern. Er wusste, dass er wieder einmal in Begriff war, die Kontrolle zu verlieren. Der grenzenlose Hass auf seine eigene Rasse kostete ihn eine Menge Beherrschung.
    »Hast du es irgendwem erzählt?«, fuhr er Jil an.
    »Lass mich los!«
    Ray spürte, wie sich sein Blick schärfte und die aufkochenden Emotionen das gelbliche Licht in seine Augen zurückbrachte. Angesichts des Nahrungsmangels dürfte es jedoch nur noch ein schwacher Schimmer sein.
    »Ich habe niemandem etwas erzählt. Beruhig dich gefälligst!« Jil biss ihm in die Hand.
    Ray ließ von ihr ab. Diese Frau war wahrlich eine Besonderheit. Sonst wagte es nur Lesward, Ray in diesem Ton anzufauchen.
    »Du dummes Miststück!«, zischte er. »Du hast mich gebissen. Ist das der Dank für deine Rettung?«
    Jil sprang vom Stuhl auf und hüpfte auf dem gesunden Fuß ein paar Schritte zurück, bis ihr Rücken die Wand berührte. Mit geweiteten Augen sah sie ihn an.
    »Du gehörst doch auch zu den Vartyden, oder?« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, aber der Hass darin konnte einem einen Schauer über den Rücken jagen. »Dann töte mich doch, wenn du willst. Ich weiß genau, wie grausam ihr seid.«
    Ray setzte sich zurück auf die Bettkante. Wenn er seine Wut nicht unter Kontrolle brachte, konnte er nicht dafür garantieren, Jil tatsächlich an die Kehle zu springen. Er sog geräuschvoll die Luft ein und zwang sein Herz, in einem langsameren Takt zu schlagen.
    »Du kennst also unseren Namen? Dann weißt du auch, dass wir die anderen Sedharym bekämpfen? Dein Wissen erstaunt mich. Und es bestärkt mich in meinem Hass auf unsere Feinde. Sie hätten dir die Erinnerungen nehmen müssen. Du bist eine Gefahr für unsere Rasse, ob Vartyd oder nicht. Welch glückliche Fügung, dass ich dich gefunden habe. Sobald du wieder gehen kannst, werde ich dir das Gedächtnis löschen. Bis dahin bleibst du hier bei mir. Niemand wird erfahren, dass du hier bist. Ich habe einen Ruf zu verlieren.« Langsam erhob Ray sich und ging zur Tür hinüber.
    »Einen Ruf zu verlieren? Weshalb? Stehst du ansonsten auf Männer?« Ihre Zunge war scharf wie ein Messer.
    Ray fuhr herum. »Du solltest dich nicht darauf verlassen, dass ich so gnädig bin, dir nur das Gedächtnis zu löschen. Vielleicht töte ich dich doch noch.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum. Zischend schloss sich die

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